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ALEMANIÁ

Wer von Salta aus 190 Kilometer über die gut asphaltierte Ruta 68 bis zum Weinort Cafayate fährt, der kommt automatisch am kleinen Geisterstädtchen Alemaniá vorbei. Es liegt auf 1.175 Metern Höhe inmitten grüner Berge an einem Flussbett. Zuvor durchquert man das Valle de la Lerma, nach 120 Kilometern vorbei an landwirtschaftlichen Anbauflächen rücken dann die Berge näher und die Landschaft wird spektakulärer. Dies ist eine der Haupt-Touristenroute in der Provinz Salta. Nach den ersten schlängeligen Kurven muss man aufpassen, damit man nicht an dem schönen Aussichtspunkt am linken Straßenrand vorbeifährt, denn nur von dort hat man einen guten Ausblick auf das grüne Tal und die Häuser von Alemaniá. Gerade als Deutscher muss man diesen Ort alleine wegen seines Namens doch einfach gesehen haben...

Die Häuser erreicht man dann über eine ziemlich unscheinbar beschriftete Abzweigung hinter einer kurzen Abfahrt nach links hinten. Aus der Gegenrichtung ist das sicher besser zu erkennen, aus Richtung Salta scheint da links nur ein großer geschotterter und leerer Abstellplatz für LKW oder Busse zu sein. Die abzweigende kleine Straße überquert nach einer scharfen Rechtskurve mit Hilfe einer alten Brücke den Fluss und dann befindet man sich schon mitten im Örtchen, das seit 60 Jahren langsam zu einer Art Geisterstadt wurde, umgeben von grünen Hügeln und einigen Flussarmen.

Der Ort liegt am Ende einer Bahntrasse namens C-13 und diese Linie verband einst den Rand des Gebirges mit der Provinzhauptstadt Salta. Das kleine Zentrum war zwischen 1916 und 1920 voller Menschen, die aus allen Orten der Umgebung und weiter oben im Gebirge - Tolombón, Cafayate, Animaná, San Carlos und Angastoco - hierher kamen, um von diesem Kopfbahnhof aus mit dem neuen Transportmittel nach Salta zu reisen. Damals muss hier so eine Art Wildweststimmung geherrscht haben. Man konnte über Nacht reich werden, Arbeiter und Glücksritter kamen hierher. Die Festivals dauerten Tage und dabei wurden hunderte von Schüssen in die Luft abgegeben. Es war damals angeblich einfacher in diesem Ort Wein statt frisches Wasser zu bekommen.

Die Eisenbahn machte Alemanía reich, hier gab es eine Polizeistation, eine Krankenstation und eine Schule. Ein Weiterbau der Gleise in Richtung Cafayate war zu aufwendig, denn ab hier beginnt die Quebrada de las Conchas, eine enge Schlucht mit steilen Felswänden.



Der Boom endete mit dem ersten Weltkrieg, danach begann der Zerfall. Vereinbarungen, die Strecke weiter zu bauen wurden nicht eingehalten und die Investoren suchten sich neue Zeile. Das Leben verschwand schon in den 60er Jahren, noch bis zum Jahr 1971 kamen in Alemaniá Züge an. Da wurde die Strecke Cerrillos-Alemanía endgültig aufgegeben. Kneipen und Restaurants sind ebenfalls seit vielen Jahren geschlossen und heute leben noch ca. 10 Familien vor Ort, die den alten Zeiten nachtrauern. Benannt wurde der Ort nach den deutschen Arbeitern, die damals die Trasse konstruiert und gebaut haben und so die Provinzhauptstadt mit den Calchaquí-Tälern verbanden.

Heute findet man hier im ehemaligen Ortszentrum nur noch ein paar Scheunen, einen wunderschönen alten Bahnhof an der stillgelegten Eisenbahnstrecke und einige bewohnte Häuser. Ein paar Hunde und Hühner streiften herum und in den Bäumen kreischten Papageien. Malerisch sind die alten Eisenbahnschienen, zwischen denen heute große Bäume wachsen.

Ein Stopp hier lohnt sich auf jeden Fall, man kann ein wenig spazieren gehen und fotografieren. Es gibt sogar noch eine alte, rostige Eisenbahnbrücke ein Stück die alte Strecke hinunter, die wir erst hinterher auf Google-Maps gesehen haben. Aber die Haupt-Sehenswürdigkeit ist der Bahnhof mit dem Stationsschild Alemaniá, wo manchmal sogar der Souvenirladen geöffnet hat - bei unserem Besuch war alles verschlossen. Wir hatten uns hier den Beschreibungen nach ein paar mehr verfallene Häuser vorgestellt, aber eigentlich ist das meiste noch recht proper - zumindest soweit gepflegt, das es von den Bauern und Hirten als Lager, Garage oder Wohnhaus benutzt werden kann. Die Gleise sind teilweise durch Überschwemmungen der umliegenden Flüsse zerstört worden und so gibt es heute nur noch Reste davon zu sehen.




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Alemaniá

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