Archiv : Infos und Bilder aus 2003

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EISBERGE

Los geht die Fahrt über den Lago Argentino in Punta Bandera. Das ist nicht mal ein Ort, sondern nur ein Hafen für die Ausflugschiffe. Unsere Upsala Explorer nahm schnell Fahrt auf und das eisklate, glasklare Wasser spritzte nur so an den geschlossenen Fenstern vorbei. Wegen ständigem Wind gibt es auf dem See einen relativ hohen Wellengang und das kleine Boot klatschte oft mit Wucht auf den nächsten Wellenkamm.

Die Fahrt führt durch die Engstelle Boca del Diabolo, für die ersten Siedler eine sehr gefährliche Wegmarke und auch heute noch je nach Wetterlage eine Herausforderung für den Skipper.

Wir hatten blauen Himmel mit einzelnen Wolken, kurz nach der Durchfahrt des Kanals sahen wir dann auch schon malerisch die ersten kleineren Eisberge vorbeitreiben. Plötzlich tauchten dann auch riesige Brocken auf, die im See trieben. Ein magisches, leuchtendes Hellblau im türkisfarbenen Wasser des Lago Argentino.

Noch konnten wir nicht an Deck, da wir immer noch sehr schnell fuhren, aber alle Passagiere hingen an den Fenstern und spähten nach den eisigen Brocken, die nun immer zahlreicher wurden. Einige haben bizarre Formen, bilden Brücken oder schwappen träge im Wasser und zeigen dabei leuchtend türkisen Untergrund. Ein einmaliges Erlebnis, das man sonst in dieser Form wohl eher im Meer vor der Antarktis vermutet als in einem Binnensee.

Eisberge sind Abbruchstücke der Gletscher, hier kommen sie hauptsächlich vom Glaciar Upsala. Im Gegensatz zum Perito Moreno bricht beim Upsala stets die gesamte Front von 4 km Länge auf einmal ab, was ein unglaubliches Naturschauspiel sein soll. Später wurde uns erklärt, das man dem Gletscher ansieht, wann er brechen wird. Dann erhebt er sich an der Front etwas aus dem Wasser heraus, dieser Vorgang hinterlässt Schmelzkanten von der vorherigen Wasserlinie. Hat das Eis mehr als 6 Schmelzkanten so steht es kurz vor einem Abbruch.

Auf Grund der niedigen Wasser- und Aussentemperaturen schmelzen die Eisberge sehr langsam. Manchmal dauert es Jahre, bis einer der Riesen abgeschmolzen ist. Nur der kleinste Teil eines Eisberge ist über dem Wasser sichtbar, der Rest liegt verborgen unter der Wasseroberfläche. Dieser Teil unter Wasser macht Eisberge generell für den Schiffverkehr auch auf dem Meer so gefährlich, man denke nur an die Titanic.

Hier auf dem Lago Argentino ist das Eisfeld nicht so dicht, dass man mit dem kleinen Boot nicht noch bequem dazwischen fahren könnte. Allerdings hatten wir auch einige Stellen zu passieren, wo kleinere Bruchstücke dicht an dicht trieben und kratzende Geräusche an der Aussenwand des Bootes verursachten. Dann wird es den Passagieren schon ein wenig mulmig, aber der Kapitän blickt auf jahrelange Erfahrung zurück und meisterte diese Stellen mit Routine.

Und warum schwimmen Eisberge eigentlich?

Das ist schnell und einfach erklärt: Süßwasser dehnt sich beim Gefrieren aus, weil es seine Molekularstruktur verändert. Dadurch wird das so entstandene Eis in seinem spezifischen Gewicht leichter als kalte Wasser und kann auf diesem schwimmen. Wegen des nur geringfügig niedrigeren spezifischen Gewichts ragen Eisberge auch nur etwa mit einem Siebtel bis Neuntel ihres Gesamtvolumens aus dem Wasser. Das gilt auch für das Eis im Cocktail im Glas.

Eisiges

Die riesigen Gletscher wurden durch Schneefälle über tausenden von Jahren gebildet. Jede Schneeschicht wird durch das Gewicht des Schneefalls der folgenden Jahre zusammengepresst und so formt sich langsam Wasser zu Eis.

Eis erscheint meist weiß auf Grund der Einschlüsse von kleinen Luftblasen, welche das Licht reflektieren. Blaue Eisberge bestehen aus sehr kompaktem Eis ohne solche Lufteinschlüsse, in dem das Licht gebrochen werden könnte. So erscheint es blau oder türkis. Kompaktes Eis kann durch hohen Druck, z. B. bei großer Auflast, oder durch mehrfaches Auftauen und Wiedergefrieren entstehen. Bei einem Gletscher entsteht blaues Eis durch den enormen Druck der oben liegenden Eisschichten.

Je weiter unten Eis hier am Upsala Gletscher gelegen hat, oft am Grund einer fast 200 m dicken Eischicht, um so dunkler erscheint es hinterher von blau bis hin zu fast schwarz. Dabei bilden sich allerdings auch manchmal wieder große Luftblasen im Eis, so wie unten auf dem diesem Bild mit einem türkisen Eisberg zu sehen.

Alle Eisberge bestehen aus Süßwasser, auch die auf dem offenen Meer treibenden, und dieses Wassser ist mehrere tausend Jahre alt. Bricht man kleine kleine Stücke ab und serviert sie im Drink, dann hat man wirklich altes und reine Eis im Glas.


Das blaue Wunder

Am Ende der Besichtigung der Eisberge erlebten wir dann noch unser blaues Wunder...

Gelegentlich kippen Eisberge um. Wenn sich der Abtauen oder Zerbrechen der Schwerpunkt des Eisberges verlagert, dann kentert er irgendwann und der vorher im Wasser liegende Teil wird als grüner, türkiser oder dunkelblauer Eisberg sichtbar. Ein seltenes Schauspiel, in dessen Genuss wir auf unserer Fahrt mit der Upsala Explorer kamen.

Auf der Hinfahrt zum Gletscher sahen wir nur weiße und in Teilen magisch hellblaue Eisberge. Auf der Rückfahrt, das Boot hatte gerade wieder Fahrt aufgenommen und alle Passagiere waren schon wieder unter Deck, wurde erstaunte Ausrufe laut. Auf einer Seite des Kanals hatten sich einige gigantische Eisberge gedreht und zeigten nun ihre magischen, sonst an der Unterseite versteckten Farben.

Viele "Ooohs" und "Aaahs" ertönten im Boot und alle hingen wie gebannt vor den Scheiben während die prächtigen Riesen vorbeizogen. Die Bilder können kaum das magische Leuchten wiedergeben. Besonders eindrucksvoll war ein stahlblauer Riese, der nah am Boot schwamm. Manche kleineren Teile waren fast schwarz, andere leuchteten in knalligem Türkis.

Eine Gletscher-Galerie gibt es auf meinen Fotoseiten!

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Upsala

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