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BUSCHBRAND

Feuer ist schon seit Millionen von Jahren auf dem australischen Kontinent präsent. Viele der einheimischen Pflanzen und Tiere haben dies in ihrer Evolution berücksichtigen müssen und sich den Gegebenheiten optimal angepasst. Sie leben in einer sehr spezialisierten Partnerschaft mit den stetig wiederkehrenden Buschfeuern.

Die australische Natur ist zum Teil auf diese Buschfeuer angewiesen, viele Pflanzen brauchen die enorme Hitze zur Fortpflanzung. Erst bei hohen Temperaturen springen die Samenkapseln auf. Das Unterholz ist nun abgebrannt und für die keimenden Samen kein Konkurrent mehr, der Boden ist frisch gedüngt und wird nach dem Feuer vermutlich auch etwas Regen abbekommen. Nun können Pflanzen wie der Grasbaum ungehindert blühen und Samen auf die vorbereitete Erde streuen. Der Grasbaum ist eine jener Pflanzen, die ausschließlich nach einem Buschfeuer blühen, die somit das Feuer zum Fortbestand ihrer Art brauchen. Wenn die riesigen Mountain Ash brennen und sterben, so haben sie in vielen Trockenzeiten vorher kräftig Samen produziert und in harten Kapseln festgehalten. Nach dem Brand fallen bis zu 14 Millionen Samen auf einen ha. Land, und die Kapseln öffnen sich nur in der mit Rauchgasen gesättigten Luft über der Asche.

Viele Tiere haben oft kein Glück und überleben ein Buschfeuer nicht. Insekten und Spinnen können einem Feuer mit hoher Intensität nicht entkommen und verbrennen, wenn sie sich nicht wie die Ameisen und Engerlinge eingraben. Vor allem die langsamen Koalas, die ihr Instinkt bei Gefahr auf die Bäume treibt, können mit dieser Strategie nur kleine und bodennahe Feuer im Unterholz überstehen. Bei einem großen Feuersturm nach langer Trockenheit sitzen sie auf den Bäumen in der Falle und verbrennen dort elend.

Echidnas, Wombats und Reptilien können überleben, weil sie sich in Löchern und Gängen im Boden einbuddeln, während die Feuersbrunst über sie hinweg fegt. Andere, wie Kängurus und Vögel, können meist vor der Feuerfront fliehen.

Welche Schäden ein Brand in der Vegetation anrichtet, die meist in mehreren Schichten wächst, ist abhängig von der Jahreszeit, in der das Feuer ausbricht, von der Intensität und von der Häufigkeit, mit der es ein Gebiet heimsucht.

Gefahr

Tausende von Buschfeuern brechen jährlich in Australien aus, vor allem in trockenen und heißen Zeiten mit starkem Wind. Wenn es dann vorher lange nicht geregnet hat, jagen die Brände mit voller Wucht über die knochentrocknenen Ebenen, springen von Busch zu Busch und von Baum zu Baum und verwüsten riesige Waldgebiete. Schon eine unachtsam weggeworfene Kippe oder ein nicht vorschriftsmäßig angelegtes Campingfeuer kann eine Katastrophe auslösen.

Im Sommer ist es oft generell verboten, ein Feuer im Freien zu entzünden, diese Vorsichtsmassnahme wird vorher in den Medien bekanntgegeben. Dann müssen die Australier auch auf ihr geliebtes Barbie verzichten. An solchen heißen Tagen mit total fire ban sind längere Wanderungen auch nicht sehr ratsam. Erstens ist es zu heiß und windstill und zweites ist die Gefahr viel zu groß, von einem Feuer eingeschlossen zu werden.

Sollte man wirklich in ein Feuer geraten, besteht meist keine Chance zur Flucht, da sich die Flammen sehr schnell ausbreiten. In diesem Fall sucht man sich eine freie Stelle ohne große Bäume in der Nähe. Auf jeden Fall sollte man im Auto bleiben, am Boden zusammengekauert mit einer Decke über sich ist man am sichersten. Da die Feuerwalze meist in ein paar Minuten vorbei ist braucht man kaum zu befürchten, dass der Wagen selbst Feuer fängt.

Am besten hält man sich so weit wie möglich von Feuer fern.

An fast allen Straßen weisen große Tafeln auf die Feuergefahr hin, ein Halbkreis mit einer Farbpalette von gelb bis dunkelrot, auf dem sich ein schwarzer Zeiger befindet. Steht dieser in der orange bis roten Zone, so besteht höchste Feuergefahr. Übersehen kann man die Schilder nicht, sie stehen überall an den Ausfallstraßen und großen Parkplätzen.

Manchmal werden Feuer auch gezielt eingesetzt, um trockenes Unterholz wegzubrennen und so einem möglichen größeren Feuer die Nahrung zu entziehen. Entlang der Eisenbahn kann man auch häufig Brandrodungen beobachten. Damit wird das dort besonders trockene Gestrüpp beseitigt, welches sich sonst unkontrolliert durch Funken von den Gleisen entzünden könnte. Dann stehen kilometerweit Warnschilder an der Straße und überall lauern Feuerwehrwagen mit ihren Besatzungen, die jedes Flämmchen und die Entwicklung des Windes misstrauisch beobachten.

Nach dem Brand

Das Bild oben entstand in den nördlichen Grampians, wenige Monate nach einem größeren Buschfeuer. Wie man erkennen kann, kommt schon wieder Grün aus den verbrannten Stämmen. Es ist ein wenig unheimlich, durch ein so vom Feuer verwüstetes Gebiet zu fahren. Kahle, verkohlte Stämme ragen in den Himmel und die untere Ebene der Vegetation fehlt vollständig. Manchmal ist innerhalb von wenigen Metern dann plötzlich alles wieder grün, dort hat der Wind den Brand dann gestoppt.

Schon 3-4 Wochen nach dem Brand zeigen die ersten Bäume wie Messmates oder Mountain Grey Gums wieder die ersten Lebenszeichen. Andere Bäume und Büsche , wie Silver Banksia (Banksia maginata) regenerieren sich dann aus unterirdischen Wurzeln, die Sprösslinge nach oben zum Licht schicken. Vor den neuen Blättern schicken die Bäume erst die Triebe mit den Blüten heraus, die jetzt konkurrenzlos blühen, fruchten und samen können. Die Samen von Akazien und Eukalyptus, deren Kapseln nach dem Feuer aufplatzten, beginnen zu keimen. Das Aschebett ist ein prima Kindergarten mit idealen Wachstumsbedingungen.

In den ersten 1-5 Jahren nach einem Feuer ist der Artenreichtum besonders groß. Alles wächst und gedeit auf dem gedüngten Boden. Farne, Orchideen, Kräuter und Lilien blühen vermehrt in den ersten Jahren nach dem Brand. Ein Kampf um die besten Plätze und um Nahrung und Licht beginnt. Insekten und Pilze kehren zurück und innerhalb von 3 Jahren gibt es wieder Humusboden. Ein frischer Wald verbraucht wesentlich mehr Grundwasser als ein lange gewachsener Wald, weil die Artenvielfalt noch sehr groß ist und die Pflanzen stetig wachsen. Viele Tiere wohnen geschützt in den angrenzenden, unberührten Wäldern und besuchen die regenerierten Gebiete erst nur zur Futtersuche. Vögel kommen eher zurück und leben in dem neuen Wald, denn das Futterangebot an Früchten und Insekten ist für sie sehr verlockend.

Im Laufe der Jahre gibt es eine natürlich Auslese der Pflanzen im Kampf um Wasser und Licht. Die Artenvielfalt reduziert sich auf natürliches Niveau. Der Eukalyptus wird die dominanteste Art, wächst auf der oberen Etage und nimmt den unteren Pflanzen das Licht und somit die Lebensenergie. Schattenpflanzen gedeihen nun prächtig. Die neuen Bedingungen locken auch wieder neue Tiere an, während andere vertrieben werden.

So ergibt sich ein steter Kreislauf der Natur. Die Aborigines wissen darum, deshalb haben sie manchmal selbst Feuer gelegt, um in ihren Gebieten die Artenvielfalt zu erhalten. Im Kakadu Nationalpark betreiben die Ranger auch heute noch Naturpflege auf diese Art.

Video zum Thema

Canberra Bushfires - Mount Taylor

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