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BLACK POINT

Unsere erste Fahrt in den D´Entrecasteaux Nationalpark verdankten wir einem Blick auf die Karte. Über den Stewart Highway aus den Wäldern im Norden kommend, wollten wir unbedingt an die Küste , um eine andere Vegetation zu sehen und auf der Suche nach ein wenig Einsamkeit. Im Glauben, mit unseren 4x4 Adventure Camper bisher noch überall ohne Probleme hingekommen zu sein, bogen wir in die asphaltiere Black Point Road ein. Nach gut 10 Kilometern zweigt dort eine 4WD-only Strecke ab, die zum Black Point führt. Dort gibt es auch einen Campground, auf dem wir die Nacht in erhoffter Einsamkeit verbringen wollten, nachdem wir nun so viele Nächte gezwungen waren auf Caravan-Parks auszuweichen.

Zwischen Mai und Januar ist der Black Point Track für alle Fahrzeuge gesperrt, nach Regenfällen ist er ebenfalls unpassierbar. Der erste Teil der Strecke war dann noch ziemlich harmlos. Hier sind die Dünen mit Grün bewachsen und dementsprechend fest. Ständig geht es bergauf und wieder bergab, enge Fahrspuren weisen den Weg. Wir kamen mit dem Camper ganz gut voran, wenn auch recht langsam. Unterwegs war die Vegetation sehr sehenswert, Büsche blühten in leuchtendem Orange. Zur Wildflower Season muss es hier wunderschön sein. Die Strecke führt teilweise auch über bewaldetet Dünen und die Fahrspur ist hier wie ein graues Band aus Sand durch das Grün. Nach geschätzten 10 km Fahrt wurde die Strecke dann immer wilder, vielleicht nicht für ein echtes 4x4 Fahrzeug, aber unser Camper geriet auf den Steigungen und in den engen Kurven schon ins schwanken. Der Sand war nun auch auf der Fahrspur teilweise recht tief und nicht immer ließen sich die schlechten Stellen umfahren.

Unterwegs kamen wir am Hinweisschild vorbei, das zum Campingplatz führte. Die Zufahrt sah allerdings auch nach Tiefsand aus. Dann ging es kurz hinter dem Campground zu Fuß geradeaus über die Düne an den Strand und nach links mit dem Auto weiter zum Black Point. Hier wurden die Büsche immer dichter und höher, über weite Strecken war der Weg nicht nur sandig und kurvig, sondern auch gerade mal so breit wie der Wagen. Bei einigen Felsstufen wurde mir schon mulmig, ob und wie wir dort wieder zurück kommen konnten. Irgendwie schafften wir dann noch die letzten, recht abenteuerlichen Meter bergab in Richtung Küste und standen dann endlich am Ziel unserer Fahrt: dem Black Point.


Balsaltfelsen

Wir standen hoch oben auf einem attraktiven Teil Küste mit einem weiten Blick nach rechts und links. Da gab es Sanddünen, Kalksteinklippen und die schwarzen Basaltquader, die dem Kap seinen Namen gaben. Sie wurden durch einen Vulkanausbruch vor 135 Millionen Jahren geformt und trotzen der ankommenden Brandung. Nur langsam werden die Felsen von den Wasserkräften erodiert. Direkt unter uns befand sich eine Bucht, in die donnernd die Brecher krachten. Wanderwege sucht man vergebens und so wanderten wir ein wenig querfeldein die Küste entlang, denn wir hatten eine Menge Zeit, da wir die Nacht auf dem Campground verbringen wollten. Bleibt zu erwähnen, dass wir auf der ganzen Strecke kein einziges Auto gesehen haben und auch am Black Point hatten wir die Küste für uns alleine. Im südlichen Teil von Western Australia ist dies fast Luxus, da es sonst überall recht voll ist, wenn man mit vielen anderen Teilen von Australien vergleicht.

Besonders beeindruckend waren die mächtigen Brecher, die auf die schwarzen Felsen knallten. Wir verbrachten einige Zeit damit, sie zu beobachten und im Foto festzuhalten. Einige waren besonders kräftig und mit etwas Glück hatten wir gerade den Finger am Auslöser. Tiere suchten wir in dieser Landschaft am Mittag leider vergebens, bis auf Insekten und ein paar Vögelchen ließ sich nichts blicken.

So beschlossen wir nach einiger Zeit, den schwierigsten Teil der Strecke bis zum Campground wieder zurück zu fahren, denn der Wind blies kräftig. Ein wenig enttäuscht waren wir schon, hatten uns vorgestellt endlich mal mit Meerblick zu campen und nicht damit gerechnet dass sich der Stellplatz ein Stück weit im Landesinneren befindet.




Festgefahren

Wir schätzten sehr, dass Black Point wirklich "off the beaten track" ist - was uns dann aber beinahe zum Verhängnis wurde, denn auf dem Rückweg zum Campground haben wir uns an einem sandigen Hang festgefahren. Von Fahrten im tiefen Sand mit dem Adventure Camper können wir nach dieser Erfahrung definitiv abraten, auch wenn wir bisher in drei Urlauben damit überall hinkamen. Der Hilux hat nämlich keine Differenzialsperre, er ist für Sand nur geeignet, sofern dieser fest und relativ eben ist. Tiefsand und Sandlöcher schafft man nur mit viel Glück, sobald ein Rad in der Luft hängt dreht dieses durch und die anderen liefern keinen Vortrieb mehr. So geschah es auch auf dem mäßig steilen Hang. Der Motor heulte, ein Reifen schaufelte Sand und wir kamen keinen Millimeter vorwärts. Auch zurückrollen lassen und neuen Anlauf nehmen klappte nur bedingt, trotz Untersetzungsgetriebe.

Es handelte sich übrigens nicht um die Stelle oben auf dem Titelbild. Die dort abgebildete Felsstufe hatten wir auf dem Rückweg recht gut hinter uns gebracht. Die Stelle, an der wir festsaßen, sah eigentlich völlig unscheinbar und harmlos aus.

Zu allem Unglück war der Sand an dieser Stelle am tiefsten und genau dort hatte man auch noch eine leichte Kurve zu bewältigen. Bei Tiefsand gibt's nur eins: Tempo halten oder Absaufen. Wenn die Drehzahl sinkt, blitzartig runterschalten und wieder Gas geben. Wenn man im unebenen Tiefsand anfahren will, dann eigentlich immer nur bergab - aber wie dreht man einen Camper auf einem schmalen Track? Ganz ekelhaft kam dann auch noch die Tatsache hinzu, dass hier im Tiefsand ein paar runde große Steine verborgen lagen, welche sich im Untergrund als blockierendes Hindernis vor den Vorderreifen bemerkbar machte. Zudem waren die Büsche rechts und links so dicht und nahe, daß man kaum aussteigen konnte und erst recht schlecht von vorn nach hinten kam.

Die Gegend war wie gesagt sehr einsam und mit Hilfe nicht zu rechnen. Also holten wir erst einmal unseren Klappspaten und schaufelten ein wenig im Sand herum, suchten dicke Stöcke und Steine zum Unterlegen und versuchten es immer wieder. Voller Sand und nass geschwitzt saßen wir nun schon eine gefühlte Stunde fest. Denn natürlich hatten wir weder auf die Uhr geschaut, noch daran gedacht ausreichend Fotos zu machen, bis auf die beiden unten. Der einzige Gedanke war: raus hier! Wenigstens hatten wir nach etwas Buddeln herausgefunden, warum die Vorderreifen blockierten bzw. an den runden Findlingen nur noch durchrutschten. Mit etwas Schaufelarbeit konnten wir die Steine entfernen bzw. zum Straßenbau selbst einsetzen. Aber es reichte immer noch nicht!

Nach einiger Zeit kam ich auf den Gedanken, hinten kräftig zu schieben, während Michael vorne vorsichtig Gas gab. Ich wühlte mit den nackten Beinen im tiefen Sand, um einen guten Stand zu bekommen und dicke schwarze Käfer, die sich im kühlen Sand eingegraben hatten, rannten nach rechts und links ins Gebüsch. Besonders nett war die große Jagdspinne, die von unter einem Busch her aus zielstrebig auf uns zusprintete, um uns mit rosa Behaarung und himmelblauen großen Augen zu erschrecken und in die Flucht zu treiben! Mit Hilfe des Spatens wurde sie zurück in die Büsche katapultiert.

Nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es dann mit vereinten Kräften, den Camper zu bewegen. Ich war zwar ziemlich mit Sand bedeckt, aber mein Schieben hatte genau das fehlende Quantum Vortrieb geliefert. Vorsichtig fuhr Michael um die Kurve und hielt danach wieder mit festen Boden unter den Reifen an, und ich lief in der Hitze hinterher und kam mir vor wie der Hulk. Nach diesem Abendteuer hatten wir spontan keine Lust mehr, über die sandigen Abschnitte zum Campground zu fahren und dort eine Nacht ohne Dusche zu verbringen. So beschlossen wir, die schwierige Piste gleich wieder zurück zu fahren und in Zukunft Sanddünen mit diesem Auto zu meiden.

Als wir dann endlich den Asphalt der Black Point Road erreicht hatten und uns aus dem Kühlschrank den wohlverdienten, frischen Orangensaft holen wollten wartete der nächste Rückschlang: Zwei Rotweinflaschen waren kaputt und hatten einiges durchnässt, der ganze Camper stank. Da saßen wir nun und entsorgten rotweindurchtränkte Kartons und Zeitungen, auch unsere Schmutzwäsche hatte einiges abbekommen. Noch ein Grund, an diesem Abend zu einem Caravanpark zu fahren um zu waschen. So landeten wir statt in der erwünschten Einsamkeit dann auf dem vollen Caravan Park in Pemberton.

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