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DIAZ POINT

Ein Besuch in Lüderitz ist nicht komplett, wenn man sich nicht mindestens einen halben Tag Zeit nimmt um die benachbarte Lüderitzbuchter Halbinsel zu erkunden. Die Fahrt dorthin geht erst ein Stück in Richtung Aus, dann biegt man rechts ab, vorbei am Sportplatz und dann weiter entlang der Grenze zum Sperrgebiet. Überall gibt es Hinweisschilder, die beim Übertreten dieser Linie schwere Strafen ankündigen.

Die Fahrt führt auf einer gut zu befahrenden Sandstraße zuerst zur Radford Bay, wo bei unserer Ankunft leider gerade Ebbe herrschte, dann umfährt man den Country Club und nähert sich wieder am Ende der Second Lagoon dem Meer. Man kann je nach Wasserstand ein Stück von der Bucht abschneiden und kommt dann näher an die Wasserlinie heran, aber nur bis zu einer Reihe dicker Holzpflöcke im Sand. Dahinter leben im Flachwasser zwei Flamingoarten: große Flamingos und der am roten Schnabel zu erkennende Zwergflamingo. Hier im seichten Wasser der Second Lagoon treibt die Rotalge, aus der man Agar herstellt. Der Grundstoff für das Geliermittel, das unter anderem in der Nahrungsmittelindustrie benötigt wird, schmeckt auch den rosa Vögeln. Sie sind recht scheu, aber ganz nah kommt man ja auf Grund der Sperre sowieso nicht an sie heran.

Das Hinterland ist sehr karg und wüstenhaft, zu unserem Erstaunen sahen wir hier inmitten von Nichts sogar einen Springbock. Wovon er sich ernährt blieb uns ein Rätsel. Auf der anderen Seite der so genannten Zweiten Lagune zu sehen sind noch die Ruinen einer verlassenen Austernfarm. Bis zum Diaz Point reiht sich Bucht an Bucht, jede bietet etwas Besonders. Und dazwischen wimmelt es nur so von Fahrspuren, denn die Halbinsel ist bevorzugtes Revier von Offroad-Fahrern. Die toben sich hier scheinbar richtig aus, kaum ein Hügel oder eine Steigung, wo nicht schon mal jemand hochgefahren ist.

Aber auch Botaniker finden hier in der scheinbar trostlosen Ödnis im Hinterland wunderbare Pflanzen wie wilde Geranien oder Buschmannkerzen. Für Angler gibt es versteckte Stellen, wo sie ihre Langusten fangen und im Sommer kommen die Badegäste an die einsamen Buchten.

Wir fuhren zuerst noch Norden zur Sturmvogelbucht, hier erinnert ein aufgestellter Walschädel an die Walfangstation, die einst hier in Betrieb war. Es gibt auch noch ein paar verrostete Kessel und natürlich viele Wasservögel in Ufernähe: Kaptölpel, Kapkormorane, Schwarze Austernfischer, Sandpiper und einige Möwen. Als die alten Kessel noch in Betrieb waren hat man hier den Waltran gekocht - was muss das damals gestunken haben.

Die Wege im Inneren der Halbinsel und die Abzweigungen sind gut ausgeschildert, so dass man sich kaum verfahren kann. Wegweiser aus Stein weisen die Richtung. Im Landesinneren ragt aus der nahezu vegetationslosen Mondlandschaft aus hellem Sand plötzlich ein dunkler Felsklotz empor: Der schwarze Berg. Es ist ein heftiger Kontrast zur im grellen Mittagslicht fast weiß strahlenden umliegenden Wüste. In der Shearwater Bay kurz vor dem Leuchtturm sehen wir dann wieder Flamingos. Der Rundweg führt automatisch am Diaz Point vorbei, dann zur großen Bucht im Süden und zurück nach Lüderitz entlang der Grenze zum Sperrgebiet.



Am Leuchtturm

Nachdem wir einige Buchten besucht hatten - teilweise lohnten sie sich und teilweise nicht - kamen wir dann zur Spitze: dem Diaz Point. Die Bucht von Lüderitz wurde nämlich von dem portugiesischen Seefahrer Bartholomëu Diaz, der im Auftrag seines Königs das Kap umsegeln sollte, entdeckt. Er nannte sie Angra Pequeña (kleine Bucht) und landete am Weihnachtstag 1487 als erster Europäer in dem geschützten Naturhafen. Nach alter portugisischer Sitte errichtete er am 25. Juli 1488 an seinem Landeplatz ein Steinkreuz zu Ehren König Johannes I von Portugal, Padrãoe genannt, mit Wappen und Inschrift. So wie in Cape Cross weiter nördlich zwei Jahre zuvor. Die Felspitze ragt rund 50m in den Südatlantik. Am Diaz Point gibt es heute eine Campsite, eine Bucht mit Strand und ein kleines Restaurant.

Vorbei am Leuchtturm ging es zum Parkplatz unterhalb des großen Felsens mit dem Diaz Kreuz. Diese ist eine im Jahr 1921 gefertigte Kopie des Originalkreuzes von Bartolomeu Diaz von 1488. Das über die Jahrhunderte verwitterte Originalkreuz befindet sich heute im Deutschen Historischen Museum in Berlin.

Der tagsüber Stunde um Stunde stärker werdende Süd-West-Passat pustete uns ganz schün durchs Hemd, als wir die Treppe zum Kreuz hochkletterten, aber die Aussicht entschädigt dafür. Vor allem die vorgelagerte Felseninsel, auf der sich zahlreiche Robben tummeln, fesselte unsere Aufmerksamkeit. Die Schreie der kleinen Heuler schallten selbst gegen den Wind bis zu uns herüber und tief unten donnert der Atlantik mit hohen Wellen gegen den schwarzen Granit. Am nächsten Morgen sahen wir diesen Felsen dann vom Meer aus, als wir mit dem Gaffelschoner Sedina unten vorbei zu einer weiteren Insel fuhren: Halifax Island.

Diese konnte man von oben auch gut sehen, aber nur mit einem Fernglas eine der wenigen Pinguinkolonien von Namibia gut erkennen.




Stille Buchten

Unser nächstes Ziel war die Große Bucht, die sich am südwestlichen Ende der Diaz Halbinsel flach und breit bis zum Diamantensperrgebiet erstreckt. Hier bin ich erst einmal herumgelaufen und habe die zahlreichen Wasservögel fotografiert. Die Flamingos zeigten sich hier weniger scheu und ließen mich ziemlich nah heran. Im Sommer kommen die Leute aus Lüderitz hierher um im kalten Wasser zu baden, auch zum Windsurfen eignet sich der Strand. Die ist hier aber ein gefährlicher Sport, denn all zu leicht wird man von der starken und gefährlichen Brandung gegen die nahen Klippen geschleudert. Das passiert sogar den flinken Robben, deren Kadaver dann leichte Beute für Schakale oder die seltenen Braunen Hyänen sind.

Wir fuhren schließlich zurück in Richtung Lüderitz und bogen noch einmal nach Noden zur Griffith Bay ab. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf Lüderitzbucht, es gibt im Hinterland zahlreiche Fahrspuren, denen wir einfach folgten. Jede Bucht bietet neue Ausblicke auf die Stadt. Von hier aus kann man die isolierte Lage am besten erfassen. In ein paar Buchten stehen kleine Holzhütten, wahrscheinlich Unterstände für Angler oder Ferienhütten. Dank Allrad kamen wir auch in kleinere Buchten, eine davon war als Kartoffelbucht ausgeschildert. Auch hier steht ein Holzhäuschen und wir ließen das Auto stehen, um nicht im tiefen Sand zu versinken. Zu Fuß unterwegs, schreckten wir zunächst eine größere Anzahl Kapkormorane auf, die sich auf einem großen Felsen sonnten. Den wollten wir erklimmen, denn von hier aus war der schönste Blick rüber nach Lüderitz.

Und plötzlich sahen wir sie, direkt unter uns im Wasser. Eine einsame, kleine Robbe. Ziemlich dünn, wir konnten deutlich die Rippen sehen. Sie spielte selbstvergessen in der kleinen Bucht, inmitten von dickem Seetang, der von der Dünung auf und ab gehoben wurde. Mal drehte sie sich auf den Rücken, dann tauchte sie ab um kurz darauf wieder eine Runde an der Wasseroberfläche zu drehen. Obwohl wir nur wenige Meter von ihr entfernt auf dem Felsen saßen, schien sie uns nicht zu bemerken, oder es interessierte sie nicht. Ab und zu kam sie so nah, das unser Schatten auf ihren Körper fiel. Wir hätten stundenlang dort sitzen können und das Tier beobachten.

Eine Zeit lang taten wir das auch, unsere ganz persönliche Lüderitz Robbe schwamm vor uns herum, schlug Purzelbäume und produzierte Blubberblasen. Dann kam sie aus dem Wasser heraus, sah uns, erschrak und sprang mit zwei langen Sätzen zurück ins Meer. Wir machten uns auf den Weg zurück in die Stadt, mit schönen Fotos und einer schönen Erinnerung an "unsere" Robbe.


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Diaz Point

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