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PINGUINKOLONIE

Südlich von Simon's Town schließt sich der Vorort Boulders an. Gegenüber der Hafenstadt und den übrigen Orten weiter nördlich hat er einen entscheidenden Vorteil: In Simon's Town endet die Bahnlinie für die Pendler nach Kapstadt, ab hier ist der Strand oder die felsige Küste wieder direkt zu erreichen.

An Villenviertel Boulders ist nichts Besonderes, an der steilen Küste ziehen sich ein paar Straßen für ein bis zwei Kilometer parallel zur Hauptstraße entlang. Lockere Wohnbebauung, ein Sportplatz, eine Schule, ein Minigolf-Platz. Dennoch kommen jedes Jahr Hundertausende von Besuchern nach Boulders Beach, nur wegen einer Attraktion: einer Brutkolonie der prächtigen Jackass Pinguine, auch Brillen-Pinguine genannt. Viele der anliegenden Häuser in Boulders, dem Villenviertel von Simon's Town, sind mit Alarmanlagen und Stacheldraht umgeben. Einbrecher der Spezies Homo sapiens mag dies abhalten, nicht aber die Sorte Sphensius demersus, den Brillenpinguin.

1983 fand man unter den windgeschützten Büschen oberhalb des Strandes ein einsames Pinguin-Pärchen. Sie fanden den Ort toll und entschieden sich, unter einem windgeschützten Busch oberhalb des Strandes ein Nest zu bauen. nach und nach holten sie ihre Kumpels von den vorgelagerten Inseln nach. Und weil Pinguine ziemlich fruchtbar sind und sie immer wieder dorthin zurückkehren, wo sie einmal gebrütet haben, ist in Simon’s Town im Laufe der Jahre eine stattliche Pinguin-Kolonie entstanden. 1985 waren es schon 150 Tiere, mittlereile hat sich an dem kleinen Strandabschnitt hier eine Brutkolonie von über 3.000 afrikanischen Pinguinen etabliert.

Brillenpinguine graben mit den Füßen 30-90 cm tiefe Höhlen, in denen sie die Küken großziehen. Das Brillenpinguin-Weibchen legt normalerweise zwei Eier, die gemeinschaftlich bebrütet werden.

Die Tiere fühlen sich hier in Boulders wohl, die Büsche bieten schattigen Unterschlupf, in den sandigen Boden lassen sich gut Bruthöhlen bauen. Das Meer bietet ausreichend Nahrung, weil die Fangquoten in der False Bay mittlerweile begrenzt sind.

Fressfeinde gibt es kaum und die menschlichen Zweibeiner stellen auch keine Bedrohung dar, schließlich stehen die possierlichen Tiere auf der Liste der bedrohnten Tierarten und sind geschützt. Auch die Haie kommen nicht an die jungen Pinguine heran, da der Strand und das Flachwasser durch große Felsblöcke vom Meer getrennt sind.

Der Zugang zum eingezäunten Gelände ist auf zwei Seiten möglich und in der Hochsaison strömen täglich über 2.000 Touristen zur Attraktion Nummer Eins. Zwei Stege, die die dortige Brillenpinguinkolonie vor den Besuchern schützen, führen zum Strand von Foxy Beach. Von Aussichtsplattformen und hölzernen Wegen lassen sich die Pinguine hier sehr gut beobachten.

Ranger achten streng darauf, das die Touristenscharen die brütenden Tiere nicht stören. Anfassen sollte man sie zwar nicht, doch wenn man ihnen nicht näher als einen halben Meter kommt, dann lassen sie sich auch nicht groß stören. Der Anblick von ins Meer watschelnden Tieren entlockt dem begeisterten Publikum aus aller Welt immer wieder Entzückenssschreie. Ein Stopp hier fehlt wohl bei keiner Rundfahrt über die Kaphalbinsel.

Bei unserem zweiten besuch hier im März 2017 war es zwar sonnig, aber sehr stürmisch. Der Sandstrand wurde aufgewirbelt und die Sandkörner hatte man nach dem Besuch überall. Wir mussten sehr auf die Optik der Kameras achten, damit diese nicht sandgestraht wurden. Bei mancher Böhe konnten wir uns kaum auf den Beinen halten, daher fiel ein Besuch am Menschenstrand an diesem Tag leider aus.





Probleme

Die Anwohner von Boulders sind über die Kolonie der kleinen Frackträger eigentlich weniger begeistert als die fotografierenden Touristen. Diese Pinguine haben die romantische Angewohnheit, ihr Leben lang zum selben Nest zurückzupilgern. Das mag zwar den Vogelfreund freuen, der Gartenbesitzer dagegen schlägt beim Anblick seines zerpflügten und mit Exkrementen überzogenem Rasens eher die Hände über dem Kopf zusammen. Aber der Afrikanische Pinguin steht auf der Liste der bedrohten Tiere und es gibt an Land neben Boulders Beach nur noch Brutstätten nahe Lambert’s Bay und bei Betty’s Bay.

In der ersten Reihe hinter dem Strand zu wohnen hat nicht nur wegen touristischer Völkerwanderung, Parkplatzsuchverkehr und fischigem Geruch einige Nachteile. Das Guano führt dazu, dass sensible Pflanzen schnell eingehen. Die Pinguine sind auch noch nachtaktiv und ihr Lärm ist bis in die Häuser zu hören. Vor allem am frühen Morgen lärmt es dann vom Strand her, als ob dort eine Herde Esel Hochzeit feiern würde. Es ist der Paarungsruf, der er die direkten Anwohner von Boulders Beach in den Wahnsinn treibt. Genau deshalb werden die Afrikanischen Brillenpinguine auch auch "Jackass" genannt.

Ein Loch im Zaun, ein offenes Gartentor, schon sind die Pinguine da. Sie graben mit den Füßen 30 bis 90 Zentimeter tiefe Höhlen und hinterlassen in den gepflegten Gartenanlagen Stätten der Verwüstung, setzen sich sogar agressiv gegen die einheimischen Wachhunde durch.

Man kann aber die geschützten Tiere nicht einfach aus dem Ort verweisen, auch wenn dies einige Bewohner gern sehen würden. Denn der angerichtete Schaden und die Verunreinigungen sind doch erheblich. Auf der anderen Seite stehen die Tierschützer und die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft. So sucht man immer nach Wegen für ein friedliches Zusammenleben, Pinguinpolitik steht bei den Gemeindeversammlungen häufig ganz oben auf der Tagesordnung.

Dabei gibt es einen ganz pragmatischen Ansatz: Ein Teil des durch Felsen gegliederten Strandes ist geschützt und bewacht, hier gibt es auch Aussichtspunkte, Ranger und ein Informationsbüro. Der andere, etwas kleinere Teil steht den Menschen zur Verfügung. Wenn sich die Pinguine in diesem Bereich gestört fühlen sollten, dann können sie ja wieder auf die Felseninseln gehen, wo ihre Vorfahren hergekommen sind. Sie zeigen aber wenig Lust dazu. Im Lauf der letzten Jahre wurden im Buschwald des geschützten Küstenstreifens über 200 künstliche Höhlen in den Strandhang gegraben. Dort warten nummerierte, halb eingegrabene Plastiktonnen auf Pinguine als Untermieter, zur besseren Belüftung bei Hitze sind oben noch etliche Löcher in de Tonnen gebohrt.





Videos zum Thema

The Pengiuns Of Boulders Beach



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