Archiv : Infos und Bilder aus 2003
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| Fahren im Matsch | Im Park Perito Moreno |
Der Nationalpark Perito Moreno liegt einsam und wenig besucht im Nordwesten der Provinz Santa Cruz. Um ihn zu erreichen fährt man 225 Km ab Gobernador Gregores, 190 Km ab Bajo Caracoles oder 400 Km ab El Chaltén. Endlos zieht sich die Schotterstrecke der Ruta 40, bis man dann nach langer Fahrt zur Abzweigung zum Nationalpark bei Las Horquetas ankommt.
Von hier sind es immer noch 90 km auf der Ruta Provincial No. 37, eine so genannte "secondary road", die es in sich hat. Die Nacht vorher hatten wir auf der Estancia La Angostura verbracht, die nächsten beiden Nächte waren vorgebucht auf der Estancia Menelik, einige Kilometer vor dem Eingang zum Nationalpark.
Auf La Angostura trafen wir ein älteres deutsches Ehepaar, die mit ihrem eigenen kleinen Allradcamper für einige Monate in Südamerika unterwegs waren. Sie erzählten uns beim Abendessen Horrorgeschichten von dem schlechten Weg zum Nationalpark. Es hatte am Vortag geregnet und der Weg war aufgeweicht. Irgendwann haben sie dann mit ihrem Allradfahrzeug in einem Hohlweg gewendet und auf einen Besuch des Parks verzichtet.
Das waren ja keine guten Aussichten, wir hatten ja noch nicht einmal Allrad, sondern waren mit unserem Renault Kangoo unterwegs.
Doch schlechte Strecke konnte uns nicht schocken, außerdem hatten wir ja auch viel Geld für die Übernachtung bezahlt und wollten diese abgelegene Ecke in Patagonien auf jeden Fall sehen. So machten wir uns dann am nächsten Morgen optimistisch auf den Weg.
Der erste Teil der Ruta Provincial 37 nach der Abzweigung von der Ruta 40 war noch relativ harmlos zu befahren. Die Straße, oder sollte man besser sagen: der Weg, war zwar schmal, hatte aber den üblichen erdigen Schotterbelag. Da es absolut keinen Verkehr gab kamen wir langsam aber sicher mit 50 Km/h voran. Wir hatten ja Zeit, außerdem war die Landschaft schön und es gab immer etwas zu gucken. Seien es blühende Flecken der knallroten Feuerzungen oder kreisende Kondore am Himmel. Einmal lief sogar ein Gürteltier über den Weg, verschwand aber sehr schnell in seinem Bau hinter einem Erdhaufen neben der Straße und wurde nicht mehr gesehen.
Die Straße führt hier durch die Pampa del Asador. Nach etlichen Kilometern veränderte sich die Bodenbeschaffenheit, aus felsigem Untergrund wurde Schwemmland oder Lößboden. Und die Tage vorher hatte es geregnet, die Straße bestand nun für einige Kilometer nicht mehr aus Schotter sondern aus festgefahrener Erde. Trotz wenig Verkehrsaufkommen waren schon einige Allradwagen nach dem Regen hier durchgefahren und hatten tiefe Fahrspuren hinterlassen, die teilweise wieder getrocknet waren.
Die Krönung war dann der von den Deutschen schon erwähnte Hohlweg. Hier hat der von den Bergen herabpfeifende Wind die Erde in der offenen Fahrspur in der Graspampa im Laufe der Jahrzehnte immer wieder weggeweht, so daß der Weg im Laufe der Strecke immer mehr unterhalb der eigentlichen Grasnarbe verlief. Einmal in diesen einspurigen Hohlweg hineingefahren hat man kaum Möglichkeit zu wenden, egal, ob die Straße immer schlechter wurde und tiefe, mit Wasser gefüllte Matschpfützen auftauchten.
Dann war rechts und links die unüberwindliche, oben mit Gras bewachsene glitschige Erdböschung. Unser Kangoo wühlte sich mit Schrittgeschwindigkeit und der ihm eigenen Zähigkeit brav durch Matsch und balancierte über getrocknete Kanten und hochstehende Stücke des Mittelstreifens. Das erforderte von Michael als Fahrer ganze Konzentration.
Wir passierten auch die Stelle wo deutlich sichtbar der Allradcamper gewendet hatte. Nach ca. 15 Km, die uns wie eine kleine Ewigkeit vorkamen, wurde die Straße an einer Brücke wieder besser und das schwierigste Teilstück lag hinter uns.
Erst hier sahen wir, dass parallel zum Hohlweg eine zweite Fahrspur oben über die Steppe führte, vorbei an Weiden mit Kühen. Dies ist laut Auskunft der Ranger die Ausweichstrecke, wenn der Hohlweg ganz unter Wasser steht. Auf dem Rückweg haben wir dann diesen Weg genommen, der aber auch nicht sehr viel besser war. Hier war es zwar nicht matschig, dafür gab es einige mit Gras zugewachsene üble Löcher und Gräben und man wurde auch bei langsamer Fahrt ganz schön durchgerüttelt.
Probleme mit Gegenverkehr gibt es angeblich keine - am Vormittag fährt alles in Richtung Osten, am Nachmittag alles nach Westen...
Auch im Nationalpark Perito Moreno sind Teile des Weges ziemlich heftig und vermitteln off road Feeling pur. Am schlimmsten war es aber, als wir nach einer regnerischen Nacht das Gelände der Estancia Menelik verlassen wollten. Der gesamte "Hof" bestand aus Matsch, auf dem wir wie auf Schmierseife herumeierten. Die Reifen hatten keinen Grip und nur mit Mühe konnten wir die Fläche überwinden, um dort die schmale Stahlbrücke über den Belgrano River zu zu erreichen.
Auch in der Rangerstation, in der wir uns hier anmeldeten und statt Eintrittsgeld eine Spende leisteten, wunderte man sich ebenso wie auf unserer Estancia über den einzigen Nicht-Allrad-Wagen in der gesamten Region.
Einige Teilstücke der Rundfahrt im Park waren dann doch heftig, aber nicht nur wegen Matsch. Zweinmal mussten wir ein Gewässer durchqueren, bei dem wir lieber vorher mit dem Stativ die Tiefe gemessen haben. Und am Ende, auf dem Weg zur Flamingolagune, sind wir dann beim Versuch, um eine tiefere Schlammpfütze herumzufahren, an der schrägen Böschung abgerutscht - bis wir dann mitten in der Pfütze festhingen.
Nachfolgend ein Bild vom Reifen nach diesem Ereignis. Doch Michael konnte durch geschicktes Navigieren und Gas geben den Kangoo mit eigener Kraft wieder aus dem Matschloch ziehen, bzw. herausruckeln. Natürlich musste die Prozedur von mir auf Video festgehalten werden, während um uns herum der Schnee durch den aufkommenden Sturm waagerecht vorbei geweht wurde...
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