Archiv : Infos und Bilder aus 2003
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Noch vor 150 Millionen Jahren war Patagonien mit dichten Wäldern und üppigem Grün bedeckt, eine subtropische Landschaft. Die Bäume waren Vorgänger der Schuppentanne (Araukarie) und Schuppenfichte. Die Bäume wurden bis zu 100 m hoch und 1.000 Jahre alt und ernährten riesige Dinosaurier.
Die unteren Gesteinsformationen des patagonischen Tafellandes sind 225 bis 65 Millionen Jahre alt und sie wurden später von tertiären Sedimenten und jüngerem Gestein überlagert. Diese jüngere Schicht ist immerhin 65 bis 2,5 Millionen Jahre alt.
Die verschiedenen Sedimentschichten wurden während des Mesozoikums wiederholt gehoben und zu Gebirgen gefaltet, immer begleitet von starken vulkanischen Aktivitäten und Erosion.
Bei Entstehung der Anden gab es dann zahlreiche Vulkanausbrüche und damals bedeckte ein gewaltiger Ascheregen Patagonien bis 20 Meter hoch. Pflanzen und Tiere erstickten, starben aus und wurden unter der dicken Ascheschicht ganz langsam zu Stein.
Wie war das möglich? Aus unseren Breiten kennen wir die Umwandlung organischen Matrials in der Erde von der Kohle und vom Öl, wobei Druck und Hitze ihren Anteil hatten. Der erstaunliche Prozess der Silifizierung oder Versteinerung vollzog sich in aller Stille durch in das Holz eindringendes Regenwasser.
Die Baumsämme wurden bei großen Vulkanausbrüchen umgeworfen und meterhoch von Asche bedeckt. Sterilisiert und vom Luftsauerstoff abgeschlossen konnten sie nicht verrotten. Im Laufe von tausenden von Jahren sickerte nun Wasser durch die Ascheschichten und reichterte sich dabei mit Siliziumsalzen und Kieselsäure an. Das abgestorbene Zellgewebe der Baumstämme verfügte aber in seiner erhaltenen Mikrostruktur weiterhin über die Fähigkeit zur Osmose, so wurde Wasser mit einem großen Anteil Mineralien ins Innere der Stämme transportiert. Dort lagerten sich die Mineralien an den Zellwänden ab und ersetzten diese im Lauf der Zeit. So wurde Zelle für Zelle in Stein nachgebaut und die Stämme blieben genau so erhalten, wie sie umgefallen waren. Die Struktur und die Farben des Holzes wurden perfekt bewahrt.
Der ganze Prozess dauerte natürlich Millionen Jahre, so ist ein Sapziergang in den heute freigelegten versteinerten Wäldern eine Wanderung in die Enstehungsgeschichte der Erde. Man kommt aus dem Staunen kaum heraus und es ist ein einmaliges Erlebnis, diese alten Stämme anzufassen. Viele liegen noch immer begraben unter der Erde.
Weit ab von jeglicher Zivilisation findet man heute in einer wüstenähnlichen Landschaft die größten versteinerten Baumstämme der Erde. Mit bis zu 35 m erhaltener Länge und bis zu 3 m Dicke liegen sie in der Landschaft herum, so als hätte ein Riese Mikado gespielt. Die Erosion legte sie nach und nach frei, dort, wo sie einst gewachsen waren, als Patagonien noch jung war.
Das Monumento Natural Bosques Petrificados ist eine bizarre Landschaft um die Laguna Grande, 300 km südlich von Comodoro Rivadavia. Am 5. Mai 1954 wurde die Region mit dem Dekret No. 7252 unter Naturschutz gestellt, um die Einmaligkeit der paläolontischen Versteinerungen zu erhalten. Das Gebiet im Nordosten der argentinischen Provinz Santa Cruz umfasst 15.000 Hektar.
Der nächste Ort ist Fritz Roy, ein kleines Straßenkaff ohne nennenswere Infrastruktur und immerhin 140 km entfernt. Von Puerto Deseado an der Atlantikküste fährt man 252 km durch öde Steppe, 220 km sind es bis Caleta Olivia und 230 km bis San Julián. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es nicht, man ist also auf ein eigenes Auto oder eine organisierte Tour abgewiesen.
Die Ruta Provincial 49 zweigt irgendwo im Nirgendwo bei Kilometer 2074 von der Ruta Nacional 3 in westlicher Richtung ab. Ein Hinweißchild hilft dem Reisenden die richtige Abzweigung zu finden - irreführenderweise heißen hier auch einige landwirtschaftliche Großbetriebe zum Beispiel "Estancia BlaBlaBla Bosques Petrificados", so daß man auf den ersten Blick auch mal am falschen Schild abbiegen will, und sich wundert, warum man schon einige Kilometer zu früh an der Abzweigung ist...
Dann sind es immerhin noch 50 km bis zum Parkplatz an der Rangerstation. Die Landschaft ist abwechslungsreich, es gibt einige bizarre Tafelberge und wir hatten auf dem kurzen Stück heftigen Regen, der aber nur wenige Minuten später vom Winde verweht wurde. Unterwegs sahen wir große Gruppen von Guanacos, fliehende Nandus und Hasen. Bei unserer Ankunft schien wieder die Sonne. Bedenken sollte man, daß der Besuch des Nationalen Naturdokumentes einen Umweg von etwa 100 km mit sich bringt - also vorher genug tanken.
25 km vor dem Ziel kommt man an der Estancia La Paloma vorbei. Sie bietet zum Übernachten einen Campingplatz mit Feuerstellen und Bad. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit mit Betten und Verpflegung ist das 90 km entfernte Roadhouse von Tres Cerros, auf der Ruta 3 noch 40 Km in Richtung San Julian, in dem wir dann übernachtet haben.
Die Rangerstation bietet auch ein kleines Museum mit ausgestopften Tieren, versteinerten Raritäten und sogar ein Infoblatt in Deutsch! Der Eintritt ist frei, es gibt aber die Möglichkeit etwas zu spenden. Das macht man gerne, um zum Erhalt dieses einmaligen Naturschauspiels beizutragen. Mehr zum Rundgang findet ihr auf der zweiten Seite.
Video zum Thema
MN Bosques Petrificados
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