Archiv : Infos und Bilder aus 2003
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Die Estancia Huyliche (Das Huyli im Namen heißt Süden, was in dem Zusammenhang che bedeutet konnte ich noch nicht herausfinden) liegt nur 2 km südlich des schnell wachsenden Touristenortes El Calafate und somit etwas abseits vom Trubel. Allerdings ist sie ohne Wegbeschreibung eher schwer zu finden. Unser Glück war die kleine Faltkarte mit Ortsplan, die wir von einem Polizisten bei der Registrierung am Ortseingang erhalten hatten.
Durch eine hübsche Pappelallee erreichten wir die Estancia und am ersten Haus rechts klopften wir an. Zur Gästeunterkunft mussten wir allerdings dann noch ein Stück weiter um die Ecke zu einem anderen Haus fahren und dort gab es sogar einen Gästeparkplatz, der mit einem alten Wagenrad gekennzeichnet war. Ausgeschildert war sonst nichts.
Ein freundlicher Herr begrüßte uns und schleppte sogar die Koffer ins Zimmer. Vor dem Gästetrakt stand im November ein üppig blühender Fliederstrauch und man hat von hier eine weite Sicht über El Calafate bis zum Lago Argentino. Leider mit einem Gewerbegebiet im Vordergrund.
Auf Huyliche quartieren sich wohl auch gerne Veranstalter ein, denn wir teilten die Unterkunft mit mehreren deutschen Reisegruppen.
Huyliche liegt direkt an der Ruta Provinzial 15. Leider ist diese Straße unten im Ort nicht ausgeschildert und so muss man irgendwo links abbiegen und durch unansehnliche Vorortstraßen den Berg hoch fahren. Alle staubigen Wege führen irgendwann auf die Ruta Provinzial 15, beschildert ist hier nichts.
Dann geht es auf der Hochebene oberhalb von El Calafate durch das Gewerbegebiet mit Schule, Kraftwerk, Busunternehmen, Wassertanks, Lagerhallen, insgesamt eine wenig anheimelnde Gegend. Nach wenigen hundert Metern macht die Straße schließlich einen Knick nach Westen und links zeigt ein Schild am Gatter an, das es hier zur Estancia Huyliche geht, der Weg führt durch eine hübsche Pappelallee und man sieht eine Ansammlung von Häusern und Schuppen, Autos und landwirtschaftlichen Maschinen. Am Fuß der Berge mit einigen Bäumen eine etwas geschützte Lage.
Unser Zimmer (Nummer 1 im Gästehaus) hatte mal wieder 3 Einzelbetten. Es war einfach, aber sauber und verfügte über ein sehr großes und nobles Badezimmer mit Dusche in der Wanne, Ablage und Kleiderschrank in der Wand mit einem Vorhang davor.
Das dritte Bett war mal wieder eine gute Kofferablage, die Betten allerdings doch wie fast überall ziemlich schmal.
Das Duschen hier tat sehr gut, das Wasser war heiß und der Duschkopf ließ sich sogar abnehmen. Es gab den ganzen Tag lang Strom und der Raum wurde schnell warm durch die sehr neue Gas-Außenwand-Heizung mit Loch in der Wand.
Im Gästehaus teilen sich 3 Zimmer im einen gemeinsamen Aufenthaltsraum als Vorraum. Mit Sofa und Tisch, an dem man bequem Postkarten schreiben oder spielen konnte. Im Haupthaus gibt es weitere Zimmer, vermutlich etwas kleiner.
Zum Frühstück geht man einige Meter hinüber zum kleinen Speiseraum im Haupthaus. Hier war ebenfalls gut geheizt und mit bunten Tischdecken sieht es doch recht einladend aus. Zum Frühstück gab es hier verschiedene Brotsorten, die auch gut schmeckten. Dazu wirklich leckere Pflaumenmarmelade, trinkbaren Kaffee, Cornflakes mit Milch, Orangensaft a la C-Frisch-Pulver und sogar ein Stück Sand- oder Marmorkuchen.
Da wir recht spät ankamen fragte man uns, ob wir auf der Estancia auch essen wollten. Es gäbe Churasco, also ein Stück Fleisch, mit Salat. Da wir nur Frühstück gebucht, in diesem Moment aber auch keine Lust mehr hatten, wieder zurück nach El Calafate zu fahren, entschieden wir uns nach einem Blick in den Speiseraum dafür. Eine deutsche Reisegruppe wurde noch erwartet, also waren wir alleine.
Es gab eine nette kleine Getränkekarte mit gemalten Schafen und wir entschieden uns für einen Rotwein "Bianci D.O.C." für 14 Pesos und ein Wasser. Es gab keine Speisekarte, nur ein Standardgericht.
Vorspeise? Gab es nicht! Es kam ein mittelgroßes Stück Fleisch, das etwas unangenehm nach dem Öl schmeckte, in dem es gebraten war. Wenn man die Sehen und Fettstücke entfernt hatte wurde man gerade satt. Denn als Beilage gab es: etwas Weißbrot, eine Schüssel mit geschnittenen Salatblättern, eine Schüssel mit Tomatenscheiben und eine Schüssel mit grünen Bohnen - auch für die weit nach uns ankommende Reisegruppe. Dazu eine Flasche Essig und eine Flasche Öl. Das wars.
Als Nachtisch sollten wir dann etwas bekommen, was wir nicht verstanden. Dann wurde uns etwas undefinierbares gezeigt, das aber eindeutig Äpfel und Rosinen beinhaltete. Da Michael keine Rosinen isst und ich allergisch gegen Äpfel bin verzichteten wir auf den Nachtisch und tranken lieber noch einen Schnaps in unserem Zimmer, da auch keine Alternative angeboten wurde. Wir können nicht behaupten, das es uns gut geschmeckt hat. Etwas Kurzgebratenes und einen gemischten Salat bekommt eigentlich jeder besser hin, der mehr als eine Mikrowelle bedienen kann.
Am nächsten Morgen wurden wir dann gefragt ob wir am Abend wieder essen wollten. Gott-sei-Dank verfügten wir über ein eigenes Auto und hatten keine Halbpension gebucht, also verneinten wir und suchten uns in El Calafate ein Restaurant. Die Preise im Ort sind recht hoch und alle sind sich einig.
Zuerst waren wir mittags im Restaurant "La Vacca Atada", das durch eine lachende Kuh vor dem Eingang auffiel. Es war recht voll, vor allem mit argeninischen Gästen. Hier assen wir eine hervorragende Forelle für 17 Pesos, einmal mit herrlich-schaumiger Zitronensosse, einmal natur. Dazu kam noch ein Schälchen angemachter Salat (!) und dünne, knusprige Fritten. Als Getränk wählten wir frisch gepressten Orangensaft, der in großen Gläsern kam und so lecker war, das wir gleich noch einen als Nachtisch orderten.
Insgesamt betrug die Rechnung 58 Pesos.
Viele Restaurants in El Calafate sind zwar recht gut und bieten auch Asado im Fenster, haben aber den Charme einer Bahnhofshalle und sind sehr laut, wenn dann am Abend alle Tische besetzt sind. Wir entschieden uns für das Restaurant Casimiro, das preislich schon zur Oberklasse gehörte. Vom Ambiente her, von der Auswahl bei Speisen und Wein war es das auch definitiv und wir können es empfehlen. Den nächsten Abend haben wir keine Experimente mehr gemacht und waren dort wieder essen.
Hier ist ein Link zum Restaurant: www.interpatagonia.com/casimiro/index.html
Hervorragend ist die Weinkarte (die Preise allerdings auch!) und man leistet sich hier sogar einen eigenen Sommelier, der im Gegensatz zu einigen Kellnern allerdings nur spanisch spricht. Das Restaurant ist gemütlich, mit mehreren Ebenen etwas verwinkelt eingerichtet. Es gibt eine große Bar und einen kleinen Gewölbekeller mit schmiedeeisernen Weinregalen voller Wein. Es wird zwischen Nichtraucher und Raucherregion unterschieden, was ebenfalls sehr angenehm war.
Die Speisekarte ist umfangreich und bietet für jeden Geschmack etwas. Alleine wegen der Auswahl waren wir zweimal hier, einmal Fleischmenü mit Rotwein, einmal Fischmenü mit Weißwein. Wer will da noch in Huyliche essen? Wir fühlten uns im Schlemmerhimmel.
Eine kleine Übersicht der probierten Gerichte:
Dazu einmal einen ganz hervorragenden "Humberto Canale Pinot Noir" für 52 Pesos und einen "Terazzas Chardonnay Reserva" für 64 Pesos.
Die Rechnung betrug am ersten Abend 156 Pesos und am zweiten Abend 197 Pesos.
Alles war nett angerichtet, das Auge isst mit. Den Wein gibt es aus großen Gläsern. Nur neues Besteck zwischen den Gängen ist hier unbekannt und nach dem Essen machten wir hier das erste Mal Bekanntschaft mit "Argeninischem Capuccino". Der hat nämlich statt Kakao jede Menge Zimtpulver auf dem Milchschaum.
Huyliche mit eigenem Auto besucht liegt zentral und dennoch außerhalb von El Calafate. So richtig wohlgefühlt haben wir uns nicht, es war nur eine gute Schlafgelegenheit. Der Hammer kam am letzten Tag, als uns die Rechnung für das Abendessen präsentiert wurde. Auf Nachfrage, ob man sich vertan hätte, entschuldigte man sich die Bedienung damit, daß sie die Rechnung nicht geschrieben habe.
Für das Stück nicht sehr gutes Fleisch und den Salat zum Selberbasteln hatten die tatsächlich 30 Pesos (pro Person!!!) auf die Rechnung geschrieben. Der Gesamtpreis für das Abendessen mit Getränken war somit 80 Pesos.
Für 30 Pesos gab es selbst im teuren Casimiro eine aufwendige Vorspeise plus Hauptgericht. Für 30 Pesos bekommt man in einer Pizzeria in Calafate zweimal dicke Pizza plus Bier.
Auf Grund dieser schon unverschämten Abzocke können wir von einem Aufenthalt auf der Estancia Huyliche nur abraten. Es gibt genug andere Unterkünfte im Ort....
Im November 2003 waren wir für 4 Nächte hier.
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