Archiv : Infos und Bilder aus 2003

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ESTANCIA LOS TOLDOS

Schon unsere Ankunft in Los Toldos stand unter keinem guten Stern. Nachdem wir die abenteuerliche Straße von Menelik bis zur Kreuzung mit der Ruta 40 bewältigt hatten standen uns noch ca. 150 km Gravel Road bevor. Bis Bajo Caracoles, wo es eine Tankstelle (die teuerste auf unserer Reise) und Verpflegungsmöglichkeit gibt fährt man durch ziemlich platte Steppe. Danach wird die Landschaft dann Bergiger und abwechslungsreicher. Bunte Gesteinsformationen liegen hier am Wegrand und nach vielen Kilometern hügleauf und hügelab bogen wir dann nach Los Toldos ab.

Die Estancia liegt recht geschützt in einem weiten Tal. Es gibt Wirtschaftsgebäude und ziemlich neue Unterkünfte. Ein Haupthaus mit Restaurant und einigen Zimmern, ein Hostel mit Schlafsälen und sogar ein Ferienhaus für Selbstversorger. Gebucht hatten wir 2 Nächte mit Frühstück, müde kamen wir gegen 17 Uhr dort an.

Das ganze Anwesen wirkte wie ausgestorben, nur ein Gaucho trieb eine kleine Schafherde vor sich her und kam dann zu uns, da wir ziemlich ratlos herumstanden. Wir zeigten ihm unseren Voucher, er nahm das Blatt an sich, redete wie ein Wasserfall (Wir verstanden: Die Signora ist in der Stadt und wir sollen den Feldweg (dort drüben ?) weiterfahren und uns etwas (was?) anschauen..) und galoppierte wieder weg - mit unseren Voucher in der Tasche.

Also fuhren wir einen schmalen Weg weiter, sahen einen See mit Flamingos, beobachteten Guanacoherden und kehrten gegen 18 Uhr zum immer noch verwaisten Anwesen zurück.

Der Wind wehte kräftig und kalt und wir bleiben im Auto sitzen. Nach einer Weile hielten wir es nicht mehr aus und gingen um das Haus herum, ihn der Hoffnung doch noch eine lebende Seele oder einen Hinweis für uns zu finden. Der Gaucho kam aus seinem Haus und lud uns zu einem Mate in seiner bescheidenen, aber beheizten Behausung ein, was wir freudig annahmen.

Leider war unser Spanisch nicht fließend genug für längere Unterhaltung, wir erfuhren das die Estancia ihm gehört inklusive den Schafen und Pferden. Er ist im Winter hier alleine, denn der Signora gehört nur die Hosteria und sie verbringt den Winter in Buenos Aires. Heute wäre sie mit den beiden Angestellten nach Perito Moreno, der nächsten Stadt, gefahren, um das Auto reparieren zu lassen und müsste eigentlich jeden Moment zurückkommen.

Nach einer Stunde wollten wir die inzwischen recht sprachlose Gastfreundschaft des alten Mannes nicht weiter in Anspruch nehmen und setzten uns mit einem Buch ins Auto zum Lesen. Die Zeit verging und wir wurden immer ratloser und wütender, schließlich hatten wir die Unterkunft schon bezahlt und die nächste Möglichkeit wäre noch etliche Kilometer entfernt.

Die Sonne ging unter und wir froren mittlerweile erbärmlich, als gegen 21:30 Uhr endlich ein Auto auf den Hof fuhr und die Besitzerin mit den beiden Angestellten eintraf. Wir wurden bestaunt wie Aliens und waren offensichtlich nicht erwartet worden, wie die Signora uns mit einem für diese Woche leeren Registrierungsbuch beweisen wollte. Zum Glück konnte sie etwa soviel Englisch wie wir Spanisch. Unser Voucher, den der freundliche Nachbar dann brachte, bewies jedoch unseren Anspruch, den man dann auch nach Kräften befriedigen wollte.

Wir waren mittlerweile sehr hungrig, frustriert, müde durchgefroren und innerlich richtig wütend. Eine halbe Stunde mussten wir noch in der kalten, großen Eingangshalle sitzen, denn das von uns gewünschte Zimmer war noch nicht gemacht und die Betten noch vom Vorgänger zerwühlt.

In diesem Raum, weiter unten auf dem Bild zu sehen, befand sich eine große Bar und das Restaurant, erst nach einger Zeit wurde ein einziger (!) Ofen angemacht, der etwas heiße Luft in den riesigen Raum pustete.

Lage

Die Estancia ist schon viele Kilometer vorher in beiden Richtungen ausgeschildert mit Kilometerangabe, wie weit es noch ist. So ist sie etwa auf der Mitte zwischen Perito Moreno und Bajo Caracoles einfach zu finden. Ab Ruta 40 fährt man noch ca. 7 km auf einer gut ausgebauten Nebenstrecke und erreicht so automatisch das Tal mit der Estancia.

Vorteil der Lage von Los Toldos: Wer im Pinturas River Canyon wandern will nimmt ebenfalls diese Abzweigung, nach weiteren 10 km kann man parken und in den Canyon hinabsteigen. Dazu muss man aber nicht in Los Toldos wohnen, man muss den Weg und die Wanderung nur kennen und kann schon in Los Toldos ein Ticket kaufen.

Vermisst haben wir allerdings eine Karte oder eine Skizze, wie man zu dem Canyon mit den Höhlen kommt und wie der Weg weitergeht. Sicher, wir haben am Ende alles gefunden, etwas weniger "Help yourself" wäre schön gewesen.

Zimmer

Die Zimmer in der Hosteria Los Toldos sind wie so oft ein wenig eng, aber das Gebäude und die Ausstattung sind neu. Über dem bequemen Bett hängt ein klassisches Gemälde, die Farben sind gut gewählt und um 23:00 Uhr geht mit dem Generator auch das Licht aus. Ein 12-Volt Nachtlicht gibt es hier nicht, eine Taschenlampe auch nicht - gut, wenn man eine mit dabei hat.

Im schön gekachelten Bad befindet sich sogar ein Bidet, das Wasser ist heiß und das Duschen angenehm obwohl es jedesmal eine Überschwemmung gibt.

Obwohl wir in ein fast ausgekühltes Zimmer kamen, schaffte die Heizung in dem kleinen und gemütlichen Raum relativ schnell eine wohlige Wärme. Und wir zogen uns am Abend hierher gerne zum Lesen zurück.

Die anderen drei Zimmer sind ähnlich gut ausgestattet, haben aber 2, 3 oder 4 Einzelbetten.

Frühstück

Als wir am ersten Morgen zum Frühstück kamen, war der große Raum stark ausgekühlt und erst bei unserem Erscheinen wurde die Heizung angemacht. Bei nur 2 Gästen kann man scheinbar sparen und so ärgerten wir uns wieder ein wenig und frühstückten in unseren dicken Jacken. Am nächsten Morgen lief die Heizung dann bei unserem Erscheinen schon, richtig warm wurde der große Raum natürlich trotzdem nicht.

Der Kaffee war lecker, ansonsten gab es das Übliche. Nämlich Tostadas und Marmelade, hier jedoch zu unserer Überraschung noch mit jeweils einer hauchdünnen Scheibe Käse und Schinken als Beigabe. Für die Wanderung, die wir an diesem Tag vorhatten, wenigstens eine kleine Grundlage.

Essen

Da wir nur Frühstück vorgebucht hatten und es in weitem Umkreis nichts gibt mussten wir natürlich vor Ort essen. Nachdem wir stundenlang gewartet hatten und es am ersten Abend dann beim Bezug unserer Zimmer schon nach 21 Uhr war, fragte die Eigentümerin ob sie uns etwas machen soll, was schnell geht. So bekamen wir erstmal ein paar Käsewürfel mit Crackern gegen den ersten Hunger, danach ein Käseomlett und als Hauptspeise hausgemachte Nudeln mit Tomatensauce a la Roma.

Das war sehr lecker und machte satt, obwohl es eigentlich nicht besonders üppig war. Trotzdem lehnten wir den angebotenen Nachtisch dankend ab, denn wir wollten nur noch ins Bett und ins wärmere Zimmer. Zum Essen tranken wir ein Bier.

Am nächsten Morgen wurden wir gefragt, ob wir am Abend auch Fleisch essen würden, was wir bejahten. Die Essenszeit konnten wir aussuchen und entschieden uns für 20:00 Uhr. Nach einer anstrengenden Wanderung zu den Cuevas de las Manos freuten wir uns hungrig auf das Essen und wählten dazu eine Flasche Wein. Es gab eine Suppe als Vorspeise und ein echtes Mailänder Schnitzel mit Kartoffeln und Gemüse als Hauptgericht. Sehr lecker alles, kochen kann man auf Los Toldos. Für den großen Hunger waren es aber ziemlich kleine Portionen und wir waren für den sehr guten Flan Casero mit Dulce de Leche als Nachspeise dann doch dankbar.

Der Hammer kam bei der Abrechnung, auf Los Toldos wird alles in US-Dollar berechnet und ein Abendessen kostete sagenhafte 13 Dollar, was umgerechnet ca. 40 Pesos entspricht. Auch wenn es lecker war, wert war es diese für Argentinien sehr hohe Summe nicht.

Vor allem am ersten Abend hatten wir ja nur ein schnelles Mahl, was die drei sich laut eigener Aussage auch für sich selbst nach Rückkehr aus der Stadt gekocht hätten. Dafür wurden uns auch ganze 13 Dollar berechnet, für ein bisschen Käse, Eier, ein paar Nudeln und Tomatensauce. Wir fühlten uns ausgenommen wie die Weihnachtsgänse, vor allem da wir erwartet hatten, dass uns die Besitzerin als Form der Wiedergutmachung für die lange Wartezeit und das karge Mahl preislich entgegenkommt. Rein formell war sie das auch - auf der Preisliste standen 15 Dollar pro Person, allerdings war der Dollar auch mittlerweile von 2,7 auf 3 Pesos gestiegen!

Wir fühlten uns jedenfalls abgezockt.

Fazit

Eigentlich wollten wir in der Estancia Telken wohnen, die war aber angeblich ausgebucht und man bot Los Toldos an. In Perito Moreno an der Tankstelle trafen wir später das amerikanische Paar von Menelik wieder, die uns von Telken vorschwärmten: Englischsprachige Gastgeber, ein hervorragendes Essen, tolles Ambiente und sie waren ebenfalls die einzigen Gäste seit Tagen...

In Los Toldos haben wir uns nicht richtig wohlgefühlt, war die Signora noch recht leutselig, so vermittelte uns die junge Bedienung den Eindruck, wir würden hier stören. Wir haben beim Essen fast ständig gefroren und fühlten uns am Ende abgezockt. Ganz abgesehen von der verschlampten Anmeldung (Später erhielten wir von unserem Veranstalter dafür einen Bildband von Argentinien). Ach ja, die Übernachtung mit Frühstück kostet laut Preisliste sagenhafte 60 US-Dollar pro Person.

Besonders ärgerlich: An der Abzweigung von der Hauptstraße gab es kein Schild "Geöffnet" oder "Geschlossen". Dies ist für Gäste ohne Vorbuchung natürlich eine Frechheit, warum ist ein Hostal dieser Größe nicht besetzt, nur weil niemand vorgebucht hat? Fazit: Nie wieder!

 

Im November 2003 waren wir für 2 Nächte hier.

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