Archiv : Infos und Bilder aus 2000
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Seit der Unabhängigkeit Indonesiens 1945 begann eine Verwandlung der Gesellschaft von einer gewachsenen, agrarischen Feudalstruktur hin zu einem modernen Nationalstaat. Dabei entstand eine neue gesellschaftliche Klassenstruktur. Auf der einen Seite gibt es weiterhin die agrarisch lebende Dorfgesellschaft und auf der anderen Seite die typischen Städter. Kunst erwächst nicht mehr direkt aus den Bedürfnissen der Bevölkerung und ist nicht mehr an Rituale oder soziale Funktionen gebunden.
Die Künstler wurden im Laufe der Zeit zunehmend Spezialisten. Auch Kunstakademien und ähnliche Einrichtungen haben dazu beigetragen, den Künstler als selbständiges Berufsbild zu kreieren. Hier möchte ich nur kurz vorstellen welches Handwerk auf Bali als Kunstform verbreitet ist.
Die Kunst hatte ursprünglich nur religiöse Bedeutung. Tempel-Wandbehänge, Altäre und Tempelwände zeigen alle die gleichen Grundmotive der zeitlosen Ramayana-Geschichte im traditionellen Stil. Die Anzahl von vollständig erhaltenen Skulpturen auf Bali ist fantastisch. Malereien und Relief-Tafeln sind massenhaft in allen Tempeln, öffentlichen Bädern und Palastwänden auf der ganzen Insel zu sehen.
Durch die Entwicklung des Tourismus, haben sich Bali's Kunsthandwerker und Kunstmaler auf den Konsum eingestellt. Dadurch werden aber auch die alten Traditionen weiter gepflegt, auch wenn die Ergebnisse teils auf den Geschmack des zahlenden Publikums ausgerichtet sind - wie überall auf der Welt.
Holzschnitzer, die sich sonst nur mit der Schmückung von Instrumenten und Türöffnungen und der Herstellung von wunderbaren Masken für dramatische Aufführungen beschäftigten, stellen auch völlig nutzlose Gegenstände her, die ausschließlich dem Touristenkonsum dienen. Wandreliefs, Masken und Statuen sind zum Teil aus sehr hochwertigem Holzarten meisterlich geschnitzt. Ebenholz, Sandelholz und das zweifarbige Hibiskusholz, von anderen indonesischen Inseln importiert, werden verarbeit.
Die Massenproduktion hat in einigen Fällen unvermeidliche Auswirkungen auf die Qualität, vor allem wenn das billige, helle Holz verwendet wird. Obstschalen aus Holz, Mobile, Bananenstauden, Serviettenringe und andere Dinge, meist bunt bemalt, findet man in jedem Souvenir-Shop. Die steigende Nachfrage bewirkte aber auch eine Renaissance der Schnitzkunst, mit einer ganzen Reihe von neuen Gegenständen, die von talentierten Künstlern erfunden werden.
Überall an Tempeln sieht man sie: Götter und Dämonenfiguren aus Stein. Auch hier wurden früher ausschließlich religiöse Motive geschaffen, heute braucht jedes Hotel seine Statuen zu Dekorationszwecken und die örtlichen Steinmetzte erstellen auch Figuren nach Auftrag.
Ein typisches Steinmetzdorf ist Batubulan. Hier lohnt es sich, einmal zu Fuß die Hauptstraße entlangzugehen und in die verschiedenen Shops hereinzuschauen. Touristen kaufen aber wohl eher selten etwas ein, da die Stücke gleich das zulässige Gewicht für das Fluggepäck weit überschreiten - leider! So ein Dämon im Garten ließe doch jeden ungeliebten Nachbarn vor Neid und Furcht erblassen.
Auch die Malerei erlebte eine schnelle Entwicklung hin zur gewerbsmäßigen Kunst auf Bali. Die traditionellen Kamasan-Stil, Wayang-Bilder, mit ihren Heldengeschichten dargestellt in stilisierten Abbildungen mit kräftigen braunen und gelben Farbtönen, werden nun überall auf der Insel zum Verkauf angeboten
Der Ort Ubud ist das unbestrittene Zentrum der Malerei, mit Bildergalerien an den Straßenseiten, auf denen man die fröhlichen Farben der modernen balinesischen Malerei sehen kann und die hübschen halbrealistischen Szenen des täglichen Lebens auf Bali mit komplizierten Details. Riesige Bilder mit goldenem Hintergrund, auf dem sich Vögel im Urwald tummeln und auch naive Malerei findet man hier. Individualismus ist balinesischen Künstlern immer noch sehr fremd und es ist nichts Ungewöhnliches, hunderte von geringfügigen Variationen eines Motives zu finden. Das obige Bild habe ich mir aus Bali mitgebracht, es zeigt eine Szene des Barong-Tanzes.
Die Schmiedekunst ist auch sehr verbreitet auf Bali. Jahrhundertelang waren die Hersteller von Schwertern hochgeachtetete Mitglieder der Gesellschaft. Die Waffen, die sie herstellten, versehen mit goldenen Griffen und indischen Edelsteinen, haben Symbolkraft für die Familie. Sie wurden als Erbstücke mit magischen Kräften betrachtet.
Von schweren landwirtschaftlichen Geräten bis hin zu präzisen Teilen der Musikinstrumente und dem Beiwerk für die Priester ( Glocken, Weihrauchgefäße etc.) beweisen viele Gegenstände die vielfältigen Fertigkeiten der balinesischen Schmiedekunst. Aber auch hier wird an Touristen gedacht, im Ort Celuk wird mit einfachsten Werkzeugen exquisiter Gold- und Silberschmuck geschmiedet.
Im Wesen der Balinesen liegt eine Liebe zur Kreativität und künstlerischen Aktivitäten. Man sagt, jeder Balinese ist ein Künstler. Auch Opfer darzubringen ist eine Kunst. Große Bedeutung wird Farbe und Form der aufeinandergestapelten exotischen Früchte und bunten Kuchen mit parfümierten Blumen als oberer Abschluss, beigemessen. Ebenso sind origami-ähnliche Palmblätterstrukturen beliebt. Links sieht man ein solches Kunstwerk, ich habe es in einem restaurant geschenkt bekommen, wo es als Tischdekoration diente. Dann habe ich es auf den Scanner gelegt.
Jede religiöse Zeremonie hat ihre eigenen Dekorationen, die einfach aus heimischen Materialien herzustellen sind. Da die ganze Alltagkunst vergänglich ist, ist sie eine selbstlose Schöpfung, den Göttern gewidmet und der Gemeinschaft, ohne Gedanken an persönlichen Gewinn.
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