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Bali ist kontrastreich, nicht nur landschaftlich, sondern auch auf sozialer Ebene. Auch als Tourist bekommt man eine Menge an Sitten und Gebräuchen im Alltag mit. Sei es durch die Frauen, die täglich den Hotelgarten durchstreifen und Opfergaben verteilen, sei es bei Tänzen oder Tempelfesten.
Sichtbar sind vor allem die zahlreichen Zeremonien, die in unterschiedliche Kategorien fallen. Da wären zum ersten die bhuta yadnya, Rituale, um böse Kräfte zu besänftigen und Menschen von ihrem Einfluss zu befreien. Dann gibt es mansua yadnya, Übergangsrituale. Sie sorgen für das persönliche Wohlsein der Balinesen.
Wenn zum Beispiel ein Kind auf die Welt kommt, dann schwebt es drei Monate lang auf Wolken - immer in den Armen der Mutter. Kinder gelten als heilige Wesen und erhalten einen vorläufigen Namen. Nach 105 Tagen findet ein Fest statt. Erst jetzt dürfen sie die irdische Welt betreten. In einer besonderen Zeremonie werden sie behutsam auf den Boden gestellt - versehen mit allen guten Wünschen für ein Leben auf eigenen Füßen. Somit geht das Kind von der göttlichen in die menschliche Sphäre über, wird ein vollwertiger Bürger und erhält einen neuen Namen.
Am 210. Tag hat das Baby nach dem balinesischen Kalender seinen ersten Geburtstag. Die Haare werden geschnitten und die Mutter bringt Opfergaben in den Tempel. Dieser Tag ist sehr wichtig, für die Balinesen aber schwer zu merken, da er nicht mit einem konkreten Datum im gregorianischen Kalender übereinstimmt. Daher wissen viele alte Balinesen nicht, wie alt sie sind, da sie irgendwann mit dem Führen mehrerer Kalender parallel durcheinandergekommen sind.
Weitere Rituale folgen nach dem ersten Milchzahn, dem ersten Dauerzahn usw.
Mit Eintritt in die Pubertät wird es schmerzhaft, die Zahnfeilung matatah ist ein weiteres Übergangsritual im Leben eines Balinesen. Ein Priester schleift die 4 oberen Schneidezähne und die Eckzähne, die als animalisch gelten, gleichmäßig ab. Damit sollen die 6 Laster Habgier, Eifersucht, Zorn, Dummheit, Wolllust und Unbeherrschtheit reguliert werden. Dieses Ereignis ist mit einem großen Familienfest verbunden. Aus Kostengründen wartet man aber, bis mehrere Kinder das passende Alter haben. Die Feilung selbst wird heute meistens nur noch angedeutet, um den jungen Menschen ihre Zähne gesund zu erhalten.
Das wichtigste Ritual erfolgt nach dem Tod, in Form der Verbrenungszeremonie.
Die linke Hand gilt in Bali als unrein, deshalb sollte man nichts mit der Linken anreichen oder annehmen. Das könnte als Beleidigung aufgefasst werden. Während der Schwangerschaft gilt eine Frau in Bali als kultisch unrein und muss Tempel und Reisfelder meiden.
Die Namen sagen in Bali viel über die soziale Stellung und die Stellung innerhalb der Familie aus. Es sind meist keine Eigennamen, sondern die Kinder werden als Erstgeborene (Wayan-Putu-Gede) Jüngere (Made-Kadek) Drittgeborene (Nyoman-Komang) oder Viertgeborene (Ketut) bezeichnet. Deshalb kommt es uns oft so vor, als hiessen alle Balinesen gleich.
Ob der Name weiblich oder männlich ist kann man nur durch das vorangestelle I bei Männern und Ni bei Frauen erkennen. Die Fürsten und Adligen tragen dazu noch besondere Titel. Die korrekte Vorstellung mit Namen und Titel klärt somit für Balinesen das gegenseitige Respektsverhältnis.
In Bali wohnen oft drei bis vier Generationen einer Familie unter einem Dach. Traditionsgemäß zieht die Frau nach der Heirat zur Familie des Ehemannes. Kinder sind in den Ablauf des täglichen Lebens voll integriert, es gibt für sie keine Tabus. Die Kleinen werden mit sehr viel Nachsicht behandelt.
In der Erwachsenenenwelt gibt es dafür um so mehr Regeln und Konventionen. Beispielsweise dürfen Männer und Frauen nicht gemeinsam essen, auch nicht, wenn Gäste kommen. Die Frau kocht und nimmt dann das Essen zusammen mit ihren Kindern ein.
Frauen spielen auf Bali vor allem im Geschäftsleben eine entscheidende Rolle, sie regeln alle Geldfragen und führen die Markt- und Imbissstände. Oft sieht man Frauen zum Beispiel bei Haus- oder Strasenbauarbeiten schwere Körbe mit Kies transportieren. Auch bei der Reisernte sieht man in Überzahl die Frauen arbeiten, sie schlagen das Korn vom Halm, während die Männer mit dem Ochsen pflügen oder die kleinen Reispflanzen auf den Feldern einsetzen.
Männer organisieren das Dorfeleben und gehören dem Nachbarschaftsverband banjar an, der den sozialen Mittelpunkt des Dorfes darstellt - je nach Grösse kann ein Dorf auch aus mehreren banjar bestehen. Sie treffen sich in der Versammlungshalle zu Gesprächen und zu einem Nickerchen, regeln Streitigkeiten und Familienprobleme und beratschlagen die Vergabe von Krediten aus der banjar-Kasse.
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