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Wenn man auf der Insel Bali über Land fährt, sieht man manchmal in den Wassergräben am Straßenrand Männer beim Bad. Allerdings baden sie nicht sich selbst, sondern ihre Hähne. Diese werden liebevoll gehalten, mit Wasser übergossen, sanft massiert und genießen besondere Aufmerksamkeit. Auch entlang der Dorfstraßen und an den Rändern der Plätze und Badeteiche stehen kunstvoll geflochtene Bambuskörbe mit stolzen und stattlichen Hähnen drin. Das Gefieder ist gepflegt und wenn sie sich aufplustern schillern die Federn grünlich-schwarz oder golden-braun.
Dies sind keine normalen Hähnchen für Sate-Spiesschen, sondern des Stolz eines jeden Balinesen: Kampfhähne. Am Abend sitzen die Besitzer im Warung oder um den Banyan-Baum herum beisammen und kraulen ihre Tiere, streichen über die Federn und vergleichen spielerisch Kondition und Muskulatur der Kontrahenten. Frauen sind hier außen vor, die Gockelbesitzer sind ausschließlich männlich.
Die Prägung auf ihre Besitzer und die stetige liebevolle Pflege versetzen die kräftigen Vögel mit ihren langen, starken Beinen körperlich in Topzustand. Die Unterbringung in den großen Bambuskörben soll die Kampfkraft und die Agressivität der Hähne steigern. Vor einem Kampftermin werden sie extra lange in die Sonne an die Straße gestellt: Sie können nicht weglaufen, sich nicht wehren, können nicht picken und bekommen keinen Sex. Sobald sie auf dem Kampfplatz einen Kontrahenten in Reichweite sehen, so stürzen sie sich voll aufgestauter wilder Wut auf ihn.
Schon im alten Java kannte man Hahnenkämpfe, sie dienten in erster Linie als Unterhaltung, bevor zu irgendwelchen Zwecken Zeremonien zur Weihung von geheiligtem Boden durchgeführt wurden. Dabei wurde immer schon auf den Ausgang des Kampfes gewettet, die Herrscher förderten solche Kämpfe sogar, denn so floss ein Anteil der Wetteinnahmen als Abgabe in ihre Taschen.
Wohl aus dem benachbarten Java kamen die Hahnenkämpfe auch auf die Insel Bali, wo sie neben ihrem Sinn als Volksbelustigung für alle Kasten auch in wichtige Zeremonien eingebunden wurden. Die religiöse Bedeutung zeigte sich vor allem beim Erntedankfest, hier galt der Hahnenkampf gleichzeitig als Blutopfer.
Heute sind die durchaus brutalen Hahnenkämpfe zur Volksbelustigung in Indonesien offiziell verboten, nur bei wichtigen zeremoniellen Gelegenheiten, wie dem jährlichen Tempelfest odalan, werden sie von staatlicher Seite noch geduldet. Damit die Götter dem Kampf beiwohnen können, spielt sich das Ganze in der Nähe des Tempels ab, hier wird dann bis zum bitteren Ende des unterlegenen Hahns gekämpft. Dabei werden den Kontrahenten spezielle, scharfe Messer an die Sporen geschnallt. Diese zentimeterlangen Klingen werden taji genannt.
Der eigentlich Kampf ist manchmal schon nach wenigen Minuten zu Ende, dem tödlich getroffenen Hahn weint man keine Träne nach, er landet danach im Kochtopf der Familie. Das verspritzte Blut gilt als Opfer zur Besänftigung der bösen Geister. Andere Gefechte ziehen sich länger hin, unwillige Hähne müssen immer wieder gereizt und aufeinander gehetzt werden, bis einer nicht mehr kämpfen kann oder den Kampf verweigert.
Vordergründig geht es jedoch nur um eins: um die Wettleidenschaft. Bei einem Hahnenkampf wechseln große Scheine den Besitzer und die Aufregung ist groß. Wer einen mehrfachen Champion sein Eigen nennt ist ein geachteter Mann im Dorf.
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