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| Hyazinth-Aras |
Direkt neben der Fazenda Tereza befindet sich auf einem alten Baumrest ein Jabiru-Nest. Der Tuiuiú, wie er auf Portugiesisch heißt, ist der Wappenvogel des Pantanal. Ein daneben erbauter Beobachtungsturm aus Metall erlaubt es hier, die Familie des Jabiru in ihrem Nest zu beobachten und auf Augenhöhe zu fotografieren. Diese 12 Meter hohe Plattform wird durch eine benutzerfreundliche Wendeltreppe erreicht, es schwankt nur ganz leicht. Oben angekommen muß man achgeben, sich nicht den Schädel an der etwas ungünstig platzierten Luke zu stoßen, dann hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Umgebung und auf die Unterkunft. Es lohnt sich also auch dann hier hochzusteigen, wenn mal keine Störche anwesend sind.
Die Plattform an der Spitze des Turms befindet sich auf einer Ebene mit dem Nest, welches von hier dann nur 16 Meter entfernt ist. Direkt unter dem Storchennest haben Mönchsittiche (Myiopsitta monachus) ihr großes Gemeinschaftsnest gebaut. Als einzige Sittichart bauen sie große Kolonien aus vorwiegend dornigen Zweigen in Bäumen oder Palmen. Bis zu 12 Paare leben hier zusammen. Die Nester sind in Wohnungen unterteilt, die jeweils von einem Paar bewohnt werden. Jede Wohnung besteht aus mehreren spezialisierten Kammern zum Schlafen, Brüten und für den Aufenthalt.
Die Eingänge sind durch einen Vorbau geschützt. An dem ganzjährig besiedelten Nest wird ständig gebaut, es kann bis über 200 kg wiegen. Diese Sittichart ist sehr gesellig, lebhaft und nicht sehr scheu. Wenn niemand auf der Plattform ist, dann wird diese auch als Veranda genutzt. Dort sitzen die grünen Vögel dann gerne und putzen sich. Auch Amazonen nutzen den Unterbau des Storchennestes zum Brüten oder zur Rast.
Die Vögel ignorieren die Gäste völlig, sie sind im Laufe der Zeit an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt. So kann man ihr ganz intimes Nistverhalten gut beobachten, man sollte nur Wasser und auf jeden Fall einen Sonnenschutz mit noch oben nehmen. Denn beim Beobachten vergisst man leicht die Zeit. Man kann sich auch ein paar Stufen tiefer im Schatten der Plattform auf die Stufen setzen.
Als wir hier ankamen saßen zwei Jungvögel im Nest. Also sind wir gleich am ersten Tag hoch auf die Plattform geklettert. Dort konnten wir beobachten und sogar filmen, wie ein Elternteil zum Füttern kam, siehe Video unten auf der Seite.
Ein Jabiru wird bis zu 1,40 Meter groß und seine Flügelspannweite beträgt etwa 2,60 Meter. Der Schnabel ist bis zu 30 Zentimeter lang und leicht nach oben geboten. Es besteht kein auffälliger Unterschied zwischen den Geschlechtern, daher wussten wir nie, ob Papa oder Mama zum Füttern kamen. Ein weiblicher Storch hat gelbe Augen, während die des männlichen Vogels dunkel sind.
Die Jungstörche freuten sich jedenfalls über Wasser und Fisch. Anders als viele andere Störche ist ein Jabiru kein Koloniebrüter. Die Brutzeit ist August–September und die Verweildauer der Nestlinge beträgt bis 95 Tage. Anschließend werden die Jungvögel noch etwa zwei weitere Monate von den Elternvögeln gefüttert, auch wenn sich schon selbst erste Beute finden.
Am dritten Tag unseres Besuches waren die beiden jungen Störche dann aus dem Nest verschwunden und es blieb leer, allerdings sahen wir alle vier dann unten auf dem Rasen und in einem Tümpel picken. Mal wieder gut, dass wir die besten Aufnahmen vom Nest gleich am ersten Tag gemacht hatten.
Während wir oben auf dem Aussichtsturm die Störche beobachteten, flogen einige Hyazinth Aras vorbei. Erst dadurch wurden wir auf einen benachbarten Baum aufmerksam, in dem ein Paar wohl brüten wollte. Ein dort hängender Brutkasten sollte die Entscheidung erleichtern, die beiden saßen aber noch etwas unschlüssig davor. Als wir uns vorsichtig dem Baum zu Fuß näherten schauten sie misstrauisch und neugierig auf uns herunter, ließen sich aber nicht beim Schmusen stören.
Der Aussichtsturm bot die einmalige Gelegenheit, die Aras einmal im Flug zu fotografieren. Das hat Michael ganz toll hinbekommen, dafür hat er aber auch eine Stunde oben in der Sonne gesessen, während ich es mir im Schatten in einer Hängematte mit einem Buch bequem gemacht habe. Aber die Ergebnisse lohnen die Mühe, diese Perspektive auf Flughöhe der schönen Vögel hat man doch eher selten.
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