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Es gibt weltweit wirklich sehr viele Bergstraßen mit fantastischem Panorama, doch der Icefields Parkway (oder Icefield Parkway) ist schon etwas Besonderes. Daher fehlt er auch in keinem Programm, wenn das westliche Kanada bereist wird. Wo man in den Alpen zahlreiche Serpentinen erklimmen muss, um nah an die schneebedeckten Berggipfel zu gelangen, da geht es hier in den kanadischen Rocky Mountains ganze 230 Kilometer lang ziemlich geradeaus in mäßigem Tempo mitten zwischen den Bergen und Gletschern hindurch.
Die asphaltierte und gut gewartete Strecke entlang des Hauptkamms der Rocky Mountains führt vorbei an 25 Gletschern und sieben gigantischen Eisfeldern, die der Strecke ihren Namen gegeben haben. Von Banff über Lake Louise bis nach Jasper führt die Route, oder auch umgekehrt. Durch zwei Nationalparks hindurch, den Banff National Park und den Jasper National Park. 9,80 Dollar pro Person kostet ein Tagespass für die Strecke, wir hatten einen Jahrespass für alle kanadischen Nationalparks gekauft und konnten damit beliebig lange hier hinein, hinaus und hindurch fahren, was wir auch reichlich ausgenutzt haben.
Die Berge rechts und links sind teilweise über 3.000 Meter hoch, das Panorama während der Fahrt ändert sich ständig und ist schlichtweg atemberaubend. Vorausgesetzt natürlich, man hat das richtige Wetter erwischt. Wir hatten im September hier alles: strahlenden Sonnenschein, heftige Regenfälle mit Schlammlawinen, dicke Wolken, Bodennebel, Frost, den ersten Schnee des Jahres und dann wieder Sonne und blauen Himmel.
Viele Besucher machen leider den Fehler, zu wenig Zeit für diese Strecke einzuplanen. Sie fahren meist in 2 Tagesetappen, einmal von Banff nach Lake Louise und dann weiter von Lake Louise nach Jasper. Wer aber an der Strecke überall anhält und jedes Angebot nutzt - dabei sind auch einige kurze Wanderungen, um zu den Sehenswürdigkeiten zu gelangen - der braucht für die Strecke bestimmt eine ganze Woche. Übernachtungsmöglichkeiten gibt es abseits der Orte nur vereinzelt, es gibt eine einzige Tankstelle und einige Campgrounds ohne Strom. Auch auf Handyempfang oder Geschäfte hofft man am Icefields Parkway vergebens.
Wir sind die Strecke insgesamt drei mal gefahren und haben dabei jeweils, dem Wetter entsprechend, andere Sehenswürdigkeiten am Wegrand besucht. Es macht auch durchaus Sinn, die Strecke noch einmal in entgegen gesetzter Richtung zu befahren, da sich dann immer neue Blickwinkel ergeben. Oder man hat komplett andere Lichtverhältnisse, je nachdem ob man am Morgen oder am Nachmittag an einem Ort ist.
Die Landschaft entlang der Strecke ist abwechslungsreich, nach jeder Kurve öffnet sich der Blick in ein neues Seitental und die Berge verändern ebenfalls ihre Form mit der Perspektive. Es gibt hier mehr 20 Dreitausender mit Schneefeldern und Gletschern. Im Herbst, nachdem der erste Schnee gefallen ist, sind dann fast alle Gipfel weiß. Im Tal fährt man vorbei an kristallklaren Seen, in denen sich oft Gletscher spiegeln. Sie sind je nach Jahreszeit tiefblau oder türkis. Überall stürzen Wasserfälle herab und mächtige Flüsse rauschen durch ihr steiniges Bett. Meist kristallklar, nach heftigen Regenfällen erlebten wir sie schlammig und braun. Nach einem Tag war der Spuk dann wieder vorbei und die Schotterlawinen waren schnell wieder von der Straße geräumt.
Die gesamte Strecke verläuft parallel zur kontinentalen Wasserscheide und folgt nacheinander fünf Flussläufen: dem Bow River, dem Mistaya River, dem North Saskatchewan River, dem Sunwapta River und dem Athabasca River.
So lang und so gut ausgebaut wie der Icefields Parkway ist keine Panoramastrecke in den heimischen Alpen und hier in Kanada sind die Täler auch viel weiter. Ohne große Steigungen und Kurven fährt man hier ganz gemächlich durch die Landschaft, der höchste Punkt ist am Bowpass mit einer Höhe von 2.067 Metern über dem Meerespiegel erreicht.
Für Raser ist trotz gerade Strecke aber Null Toleranz angesagt, denn das Tempolimit beträgt hier zwischen 70 und 90 km/h. In der Nachsaison sahen wir keine Verkehrskontrollen, aber zur Hauptsaison ist es hier sehr voll. Im Jahr kommen über 500.000 Autos, Busse, Motorräder und insbesondere Wohnmobile hierher und das vor allem in den Monaten Juli und August. Für Lastwagen ist die Strecke gesperrt, was das Fahren auch entspannter macht. Und zwischen Lake Louise und Jasper hat man sogar Ruhe vor der sonst fast allgegenwärtigen lauten Eisenbahn.
Schließlich war die Straße nie als Transitlinie gedacht, sondern sie wurde im Jahr 1931 als touristische Route durch die kanadischen Rockies geplant, dazu war sie eine gigantische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Hunderte von Arbeitslosen arbeiteten hier für 20 Cent am Tag mit Spitzhacken und Schaufeln.
Bei dem geringen Tempo kann man auch gut den Straßenrand im Auge behalten, denn die Wildwechsel-Warnschilder stehen hier nicht umsonst. Mit Glück kann man die einheimische Tierwelt, bestehend aus Bergschafen, Elchen, den seltenen Wapitis, Hirschen, Kojoten und sogar Bären, am Straßenrand entdecken. Vorsicht ist dann angesagt, niemals ohne Warn-Blinker plötzlich anhalten, um die anderen Verkehrsteilnehmer zu alarmieren. Oft steht mitten auf der Straße ein Mensch, um Fotos zu schießen. Die Tiere sind "Wildlife" und dulden die Menschen und Autos nicht immer in ihrer Nähe. Oft hat man Pech und sieht gar nichts. Wir trafen an einem Aussichtspunkt zwei Schweizer, die kurz hinter uns kamen und denen eine Bärin mit zwei Jungen fast vor das Auto lief.
Ob man was sieht oder nicht, das entscheidet sich in Sekunden, denn die Tiere können sich im dichten Buschwerk und im Wald sehr gut verstecken. Am frühen Morgen und besonders zur Dämmerung sind sie am aktivsten, doch dann ist man meist auf dem Campground oder schon am Ziel.
Es ist lustig, wie man Touristen ärgern kann. Einfach anhalten und ein Foto machen oder in den Berg gucken. Ist mir passiert, als ich an einem wolkigen Morgen einen Berg mit Wolken fotografieren wollte. Kaum stand ich auf einer Anhöhe, um mein Foto zu machen, hielt mit quietschenden reifen ein Bus. Danach kamen zwei Autos und ein Camper. Alle bleiben stehen, weil sie dachten ich hätte einen Bären gesehen. Dann wäre ich aber sicher nicht ausgestiegen. Ein Japaner kam auf mich zu und fragte aufgeregt: "What to see? What to see?". Als ich ihm erklärte, man würde Berge und Wolken sehen war der Spuk schnell wieder vorbei.
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