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PIRNA

Nach dem Besuch im Barockgarten Großsedlitz hatten wir am Nachmittag noch ein wenig Zeit, bevor wir vom Hotel Bastei kommend zu unserem nächsten Übernachtungsziel fuhren. Das war das Schlosshotel Pillnitz am Elbufer, nur eine halbe Stunde Fahrt von der Stadt Pirna entfernt.

Auch wenn das Wetter nicht unbedingt mitspielte, es war ziemlich kalt und windig, wollten wir nicht nur an der Stadt vorbeifahren und hier noch ein bisschen durch die Altstadt spazieren. Wir fanden auch gleich einen Platz im Parkhaus am Steinplatz.

Östlich von Pirna durchquert die Elbe das Elbsandsteingebirge, das bis in das Stadtgebiet hineinreicht. Pirna wird daher auch gerne das "Tor zur Sächsischen Schweiz" genannt. Der Name Pirna soll sich aus dem sorbischen Perno "auf dem harten Stein" ableiten.

Im Jahr 1233 gab es die erste urkundliche Erwähnung Pirnas. Seit 1245 besitzt Pirna Stadtrecht, der Markgraf von Meißen ist Stadtherr. Mehr zur Stadtgeschichte auf dieser Seite.

Die Stadt Pirna hatte im Laufe ihrer Geschichte immer wieder mit schlimmen Hochwassern zu kämpfen. Am 31. März 1845 gab es ein großes Elbe-Hochwasser, das weite Teile der Altstadt von Pirna überflutete. Der erreichte Wasserstand dieser sogenannten "Sächsischen Sintflut" wurde im Elbtal als Maß für den neuen Bahndamm der Bahnstrecke Tetschen-Dresden-Neustadt genommen, der etwa 1 Meter höher als der Hochwasserstand gebaut wurde. Die Eisenbahnlinie Dresden-Pirna wurde dann im Jahr 1848 eröffnet. 1927 gab es durch das Hochwasser der Nebenflüsse Gottleuba und Seidewitz in Pirna schwere Schäden und in den Wassermassen starben 13 Menschen. Die Altstadt und die Westvorstadt wurden großflächig überschwemmt.

Pirna wurde auch wieder von den Elbhochwassern im August 2002 und im Juni 2013 schwer getroffen. Dabei erreichte die Elbe am 17. August 2002 einen Pegelhöchststand von 10,58 Metern, etwa ein Meter mehr als beim Extremhochwasser 1845. Die Wassermassen überfluteten im Stadtgebiet eine Fläche von 7,1 km² und die Gesamtschadenshöhe belief sich auf etwa 175 Millionen Euro. Betroffen waren etwa 360 Betriebe und 1.000 Häuser, 12.500 Menschen mussten damals evakuiert werden.

Die Stadt Pirna bietet ein vielseitiges Kultur und Freizeitangebot mit Veranstaltungen in der Herderhalle, den Pirnaer Museen sowie dem Landschloss Zuschendorf mit seiner berühmten Kameliensammlung. Sehr beliebt ist auch ein Besuch im DDR Museum Pirna, welches im Sommer 2005 in einer ehemaligen Kaserne eröffnete wurde und Anfangs mit 250 qm Ausstellungsfläche begann. Mittlerweile wird dem Besucher auf über 2.000 qm mit Innen und Außenausstellung viel Interessantes und Wissenswertes über das alltägliche Leben der Menschen in der DDR geboten. Wir hatten leider nicht mehr genug Zeit für einen Besuch.






In der Altstadt

Das Highlight von Pirna ist zweifelsohne die nahezu originalgetreu erhaltene Altstadt mit dem berühmten Canalettoblick. Der venezianische Maler Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, residierte von 1753 - 1755 in Pirna und fertigte insgesamt elf Ansichten der Stadt. Die Spuren von Feuer und Wasser sind dank aufwändiger, jahrzehntelanger Sanierungen fast vollständig verschwunden.

Wir schlenderten ein bisschen durch die Einkaufstrassen von Pirna. Die spätgotische dreischiffige Hallenkirche St. Marien beherrscht das Stadtbiuld, sie wurde zwischen 1502 und 1546 errichtet. Das Dach hat bei einer Firsthöhe von 40 Metern und einer Dachstuhlhöhe von 25 Metern, die größte Kirchendachfläche Sachsens und es wurde im Jahr 2004 erneuert. Der Turm der Kirche ist 60 Meter hoch.

Die reich mit Sandstein verzierten Bürgerhäuser der Altstadt Pirnas bieten viele schöne Details. Hier gibt es schöne Eingangsportale, Sitznischen und Erkerverzierungen. Besonders markant sind die gegensätzlichen Teufels- und Engelserker. Seit 2013 wirbt die Stadt mit dem Slogan "Pirna - Sandstein voller Leben".

Das 1396 erstmals erwähnte Rathaus mit gotischen Fenster- und Türbögen im Erdgeschoss ist vom ersten Stock an bis zu den Volutengiebeln von der Renaissance geprägt. Weitere interessante Häuser sind die Löwenapotheke, das spätgotische Bürgerhaus, die Frohnfeste mit der Stadtgalerie und das Marienhaus.

Der Wiederaufbau der Innenstadt wurde seit Anfang der 1990er Jahre mit intensiver Förderung aus Förderprogrammen weit vorangebracht. Mittlerweile sind von den über 300 Gebäuden der historischen Altstadt über 90 % saniert. Der Marktplatz und die umgebenden Gassen haben sich zu einem netten Viertel mit Geschäften, Bars und Cafés entwickelt. So konnte man die Bevölkerungszahl stabil halten. Denn nach der Wende wurden viele Industriebetriebe stillgelegt, infolge Schließung und Abwicklung durch die Treuhandanstalt fielen hier über 5.000 Arbeitsplätze weg.

Reizvoll ist ein Spaziergang auf dem Canalettoweg, ein Teil vom Malerweg. Unterhalb der Festung Sonnenstein bietet sich ein schöner Ausblick auf die Pirnaer Weinberge und führt durch den ältesten Stadtteil Pirnas, die Schifftorvorstadt.





Auf dem Berg

Wer durch Pirna schlendert, der will irgendwann hoch hinaus. Denn über der Stadt thront auf einem Plateau, dem Sonnenstein, das gleichnamige Schloss, heute das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Die Wehranlagen der ehemaligen Festung, die Bastionen mit ihren Terrassengärten, sind in den Sommermonaten Schauplatz der Veranstaltungsreihe "Skulpturensommer Pirna" und werden zum Freiluftmuseum.

Ein Weg führt hinauf, man kommt dabei an dem schönen Schloßschänke Pirna-Sonnenstein mit Aussicht über die Dächer der Stadt vorbei.

Hinter dem Schloss führt ein Weg vorbei am Amtsgericht und an der ehemaligen Anstaltskirche zur früheren Heilanstalt, ein Ort, der einem heute noch eine Gänsehaut beschert, wenn man daran denkt was hier geschah.

Bei der Reichstagswahl März 1933 erreichte die NSDAP in Pirna über 40 Prozent der Stimmen, Massenkundgebungen und Verfolgungen folgten schnell. 1928 wurde Hermann Paul Nitsche Direktor der auf über 700 Patienten angewachsenen Heilanstalt Sonnenstein. Mit seinem Antritt begann die systematische Ausgrenzung der psychisch chronisch kranken Menschen. Als ausdrücklicher Befürworter der "Vernichtung lebensunwerten Lebens" und der "Rassenhygiene" setzte er Zwangssterilisationen und fragwürdige Zwangsheilbehandlungen gegen seine Patienten durch. Im Dezember 1939 wurde die Anstalt geschlossen und als Reservelazarett und Umsiedlerlager eingerichtet.

Berüchtigt wurde die Anlage im Rahmen der Aktion T4, bei der unter der Leitung des Arztes Horst Schumann von Juni 1940 bis August 1941 insgesamt 13.720 Patienten sowie mehr als 1.000 KZ-Häftlinge vergast wurden. Die meisten Euthanasie-Opfer stammten aus psychiatrischen Anstalten, Heimen für geistig behinderte Menschen sowie Alters- und Pflegeheimen. Teilweise wurden hier mehr als 200 Menschen pro Arbeitstag in einer Gaskammer im Keller der Anstalt ermordet.

Aber aus der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein sickerten trotz strengster Geheimhaltung Gerüchte über die Krankenmorde durch. Zu DDR-Zeiten wurde dieses Kapitel nicht thematisiert, erst nach dem Ende der SED-Diktatur 1989 drang der fast vergessene Massenmord allmählich in das öffentliche Bewusstsein. Seit 1990 erinnert hier heute die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein daran. Es gibt einen Gedenkbereich und eine Dauerausstellung, die an die Geschichte dieses Ortes während des Nationalsozialismus erinnert.





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