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| Die Sage |
Beim Besuch des Osterzgebirgsmuseum Schloss Lauenstein liefen wir quasi in eine Gruppe, die sich um den Falkner Henry Dydymski gebildet hatte. Die Show hatte gerade erst begonnen und wenn man sich einmal eine solche Vorführung ansehen möchte, dann kann ich nur den Besuch in Lauenstein empfehlen. Die Show kostet 9 Euro pro Person und findet von April bis Oktober zwei Mal täglich außer montags jeweils um 11:00 Uhr und um 15:00 Uhr statt. Im Winter nur einmal täglich um 11:00 Uhr, es dauert knapp 2 Stunden. Wir hatten zufällig die Vorstellung um 11:00 Uhr erwischt und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
Der redegewandte Falkner macht diese Arbeit seit 20 Jahren, hat viel Ahnung und bezieht sein Publikum ständig mit ein.
Ausgesuchte Menschen aus der Gruppe dürfen hier sogar die Vögel selbst auf Lederhandschuhen herumtragen, spielen dabei Graf und Gräfin und die Dame in Rot und dürfen kleine Aufgaben erfüllen. Dabei wandert die Gruppe vom Vorhof in den Innenhof und weiter durch den Aussenbereich vom Schloss.
Hunde sind während der Vorführung nicht erlaubt. Der Falkner erzählt viele spannende Geschichten rund um seine Vögel, den Ort und das Schloss. Die zahmen Vögel halfen den Adeligen bei der Jagd und beim Verkuppeln. Denn einst war es üblich gewesen, dass die Damen mit dem Vogel auf dem Arm spazieren gingen und so sprach der eine oder andere Adelige das Fräulein an, um es näher kennenzulernen.
Er erklärte uns, das er von Anfang an seine Vögel an die Transportkisten gewöhnt, denn wenn sie sich einmal verfliegen und heimgeholt werden müssen oder zum Tierarzt gebracht werden, dann sollten sie vor dieser Art Transport keine Angst haben. Langeweile kommt bei Dydymskis Vortrag jedenfalls nie auf.
Da wir etwas später kamen, waren die Vögel schon auf verschiedene Personen aufgeteilt. Zu meiner großen Freude hatte eine Frau aber keine Lust mehr, ausgerechnet den afrikanischen Fleckenuhu und damit mit 700 Gramm den leichtesten Vogel zu tragen. Die kleinste Uhuart der Welt ist bekannt für ihren lautlosen Flug. Fleckenuhus wurden in der Falknerei als Lockvogel auf Elster, Eichelhäher und Krähen eingesetzt. Größer und schwerer war Schnee-Eule, die trug er selbst.
Ich spekulierte erfreut darauf, dass ich höchstwahrscheinlich auf diese Weise auch mal einen der Vögel halten darf, für mich ein echtes Highlight. Und richtig, ich bekam den Handschuh und kurz darauf die siebenjährige afrikanische Eule namens Bibi, die mich mit ihren großen Augen neugierig ansah. Spürte sie, dass ich ihre wilden Verwandten in Südafrika schon oft mit Begeisterung beobachtet hatte?
Auf Dauer ist es ganz schön anstrengend, über eine Stunde lang einen Vogel zu halten, selbst einen so leichten. Doch die Freude war zu groß, denn die anderen wie Lannerfalkenweibchen "Sha" und der Wüstenbussard flatterten und zappelten nervös herum, rutschten ab und hingen manchmal kopfüber an der Sicherungsleine. Das erschreckte dann die Tragenden, der Falkner nahm es gelassen.
Meine Eule hingegen war die Ruhe selbst, nur als eine Frau sie entgegen der Ansage vom Falkner am Rücken streicheln wollte, da hat sie gefaucht. Zu Recht, denn er hatte vorab erklärt, warum man die Vögel nicht berühren soll. Ich genoss dieses wunderbare Gefühl, sie zu tragen, mir ihr zu reden und konnte mit dem Grinsen gar nicht mehr aufhören.
Das hier war keine Flugshow im eigentlichen Sinne, wie man sie vielleicht von anderen Greifvogelstationen kennt. Hier steht die Arbeit der Falkner, das ganze Drumherum mit Arbeit und Problemen bei dieser ganz besonderen Vorführung im Mittelpunkt. Früher gab es hier noch einen historischen Flugsaal, Deutschlands einzige Falkenflughalle, in der eine Flugshow im Haus durchgeführt wurde. Aber der Falkner musste den Saal räumen, er wurde saniert und jetzt befindet sich in dem Gebäude ein Puppentheater. Was für ein Wahnsinn von der Stadt, ein Alleinstellungsmerkmal für den Ort aufzugeben.
Man kann beim Falkner auch übernachten und die Familie bewirtet zwischen 12:00 und 17:00 Uhr das Schlosscafé "Falknerstüb`l". Hier soll es die beste Eierschecke im ganzen Osterzgebirge geben.
In Lauenstein hat die Beizjagd eine lange Tradition. So berichtet die berühmteste Lauensteiner Sage über einen spektakulären Kindesraub. Der Schlossherr von Lauenstein war um das Jahr 1651 auf einer Reise gestorben. Seine Gemahlin, Agnes Katharina von Bünau, die nun Besitzerin von Lauenstein war, gebar drei Monate nach dem Todesfall einen Knaben. Als das Kind zwei Jahre alt war, weilte die Mutter mit dem Kind an einem schönen Frühlingstag auf einem unweit des Schlosses gelegenen Hügel. Der Knabe schlummerte auf dem weichen Rasen und die Mutter entfernte sich, um Blumen zu pflücken. Plötzlich kam ein gewaltiger Greifvogel aus dem Wald geflogen, der das schlafende Kind mit seinen Fängen erfasste und sich mit ihm in die Lüfte erhob.
Glücklicherweise hatte der am Schloss angestellte Falkner den Vorgang beobachtet. Dieser schickte seinen mutigsten Jagdfalken. Der bedrängte den gewaltigen Greifvogel dermaßen, dass der Adler das Kind loslassen musste. Da er wegen der beträchtlichen Last nicht sehr hoch geflogen war, fiel das Kind unbeschadet in die Wiese und konnte der Mutter wohlbehalten übergeben werden.
Völlig neu für uns war die Verwendung von Frettchen bei der Beizjagt. Diese kleinen Raubtiere werden eingesetzt, um Niederwild aus kleinen Höhlen, Bauten und Verstecken zu scheuchen. In kleinen Tragebehältern werden die Tiere bei der Jagt meitgeführt. Damit das funktioniert werden die Frettchen seit Generationen extrem an Menschen gewöhnt. Schon kurz nach der Geburt werden sie manchmal von Menschen gefüttert, und sie sind dadurch an menschliche Hände gewöhnt, die in ihre Höhle kommen und sie ergreifen. Daher kann der Falkner hier ohne Risiko anbieten, dass seine Gäste ein Frettchen auch einem Tragebehälter herausnehmen - die Tiere beißen nicht.
Hier ist die Offizielle Webseite der Falknerei Schloss Lauenstein.
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