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Nach Ballenstadt kamen wir eher durch Zufall, denn das Ausflugsziel ab Quedlinburg sollte eigentlich die Burg Falkenstein sein. Das dahinter liegende Selketal gehört zu den schönsten Landschaften in Sachsen-Anhalt und hoch über der Selke erhebt sich mit dem Falkenstein eine der eindrucksvollsten Burgen im Harz.
Doch da die Sommerferien in Thüringen und Sachsen gerade an diesem Wochenende begonnen hatten was es überall sehr voll. Auch Gäste aus Dänemark und den Niederlanden waren in großer Zahl im Harz uunterwegs. Die Burg war zwar geöffnet, aber nur jeweils um 10:00 Uhr, 13:00 Uhr und 16:00 Uhr für jeweils 2 Stunden.
Etwa 1,9 Kilometer von der Burg Falkenstein entfernt befindet sich der öffentliche Parkplatz "Gartenhaus". Von hier führt ein Wanderweg bis zur Burg oder man kann mit einer Kleinbahn fahren. Bei unserer Ankunft fanden wir kaum mehr einen Parkplatz und eine Bahn fuhr eng besetzt an uns vorbei, drinnen sassen dicht die Leute mit Mundschutz. Da man in Corona Zeiten bei diesem Andrang auch mit längeren Wartezeiten an der Kasse rechnen musste und der Besuch eng getaktet sein würde haben wir spontan auf einen Besuch verzichtet.
Vorbei an einem eleganten Parkhotel mit angrenzendem Golfclub fuhrten wir dann zurück in Richtung Quedlinburg und kamen so an Ballensted vorbei. Der Ort liegt liegt am nordöstlichen Rand des Harzes, ca. 10 Kilometer von Quedlinburg entfernt.
Die erste sichere Erwähnung Ballenstedts erfolgt in einer Urkunde König Heinrichs IV. aus dem Jahre 1073. Zuerst wurde hier eine Klosteranlage gebaut, im Jahre 1543 wurde Ballenstedt das Stadtrecht verliehen. Eine Stadtbefestigung wurde 1551 erbaut, und 1582 werden erstmals ein Rathaus und ein Rat erwähnt. Während des Dreißigjährigen Krieges erstürmten 1626 Wallensteins Truppen die Stadt und plünderten sie.
Vom 17. Jahrhundert an wurde Ballenstedt durch die Fürsten von Anhalt-Bernburg weiter ausgebaut. Auf den Resten eines ehemaligen Klosters entstand eine repräsentative Schlossanlage. 1765 erklärte Fürst Friedrich Albrecht Ballenstedt offiziell zur Residenzstadt. Es folgte eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit mit dem Bau des Schlosstheaters.
Unter den erhalten gebliebenen deutschen Theaterbauten des 18. Jahrhunderts gilt das heutige Schlosstheater vielen Theaterliebhabern als ein Juwel seiner Art, leider konnten wir es nicht von Innen besichtigen. Albert Lortzing dirigierte seine berühmte Märchenoper Undine im Jahr 1846 hier in Ballenstedt. Bedeutung erlangte das anhalt-bernburgische Musikfest von 1852 unter der Leitung von Franz Liszt.
Das 17. Jahrhundert war aber für die Anhaltiner auch eine harte Zeit: Erbteilungen belasteten die Familie. Dazu kamen die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges, Schloss Ballenstedt wurde von verschiedene Truppen, die mordend, plündernd und brennend durch das Land zogen, mehrfach besetzt und ausgeplündert.
Als 1863 Herzog Alexander Carl kinderlos starb, fiel Anhalt-Bernburg an Dessau. Ballenstedt wurde zu einer der fünf Kreisstädte des wieder vereinigten Landes Anhalt. Das Schloss diente bis 1918 als Jagd- und Nebenresidenz der Herzöge von Anhalt und bis 1945 als Privatwohnsitz der herzoglichen Familie.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges änderte sich der Charakter Ballenstedts. 1945 wurde die Familie von Anhalt vom Schloss vertrieben und enteignet, es wurde 1949 zur Ingenieurschule für Forstwirtschaft umgewandelt. Nach der Wiedervereinigung kam die Stadt Ballenstedt wieder in den Besitz des Schlosses. Die touristischen Strukturen wurden nicht weiter gefördert und kamen fast zum Erliegen, dafür erlangten industrielle Betriebe an Bedeutung. Erst mit dem Ende der DDR wurde dem Fremdenverkehr wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt und das Schloss saniert. Seit 2010 ist die Stadt Ballenstedt mit dem Prädikat "Staatlich anerkannter Erholungsort" ausgezeichnet.
Wir parkten etwas unterhalb am Schlosspark und sind dann in der Umgebung spazieren gegenagen.
Das Geschlecht der Askanier hat hier einen der beeindruckendsten Schlossbauten im Harz errichtet und von Ballenstedt aus im Mittelalter maßgeblich das politische Gesicht vieler anderer deutscher Regionen geprägt. Zum Schlossensemble gehören untrennbar der Große Gasthof, das Schlosstheater, der Marstall und der Schlosspark, die allesamt heute noch erhalten sind.
Das Schloss auf einem Hügel am westlichen Ende der Stadt ist eine barocke Dreiflügelanlage aus dem frühen 18. Jahrhundert, das unter Einbeziehung von Teilen der ehemaligen Klosteranlage aus dem 11. und 12. Jahrhundert erbaut wurde. Der zweigeschossige Nordflügel besitzt als westlichen Abschluss noch Reste der ehemaligen Klosterkirche mit dem Grabmal von Albrecht dem Bären, dem ersten Markgrafen von Brandenburg und seiner Frau Sophie.
Im zweigeschossigen, zum Hang dreigeschossigen Südflügel zeigt im Erdgeschoss eine Ausstellung Die frühen Askanier. Im Obergeschoss wird seit 2018 eine Dauerausstellung "Höfisches Wohnen" in acht Räumen gezeigt. An den Nordflügel schließt sich, etwas versetzt, der Nordostflügel an, der das Filmmuseum Schloss Ballenstedt enthält.
Vom Hof her betritt man den Flügel an seiner Längsseite durch einen repräsentativen Eingang mit einer Freitreppe und vier Pilastern unter einem geschmückten Giebel am Dach. Im Inneren befindet sich über der Krypta der alten Klosterkirche als Saalbau die Schlosskirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Westflügel beherbergt im ehemaligen Remter des Klosters die Schlossgaststätte.
Da es sehr heiß war und wir Hunger und Durst hatten besuchten wir die Burgschänke und konnten uns einen Platz auf der Terasse sichern. Hier sitzt man wunderbar mit Blick ins Grüne und auf die historischen Mauern. Mit leckerem Kuchen und kühlem Eiscafé konnten wir hier herrlich entspannen.
Gut gestärkt liefen wir dann steil bergab und durch den Schlosspark zurück zu unserem Auto. Die Anlage eines Parks unterhalb des Schlosses zu Ballenstedt geht aber schon auf den Fürsten Friedrich Albrecht von Anhalt-Bernburg (1735 - 1796) zurück. Neben ästhetischen Aspekten diente er den Fürsten und Herzögen auch als Gemüsegarten und landwirtschaftliche Einrichtung. Im Schlosspark befanden sich daher auch eine Öl- und zwei Getreidemühlen.
Der Park ist heute 290.000 Quadratmeter groß und mit stattlichen alten Bäumen bewachsen. Er gehört zum Projekt Gartenträume - Historische Parks in Sachsen-Anhalt.
Peter Joseph Lenné war zweifellos der berühmteste Gartenarchitekt im Preußen des 19. Jahrhunderts vor der Reichsgründung, von ihm wurde der nordöstliche Teil des Parks zwischen 1858 und 1863 neu gestaltet.
Der Blickfang in dieser Parkanlage ist die terrassierte Wasserachse, die sich von Süd nach Nord durch den Park zieht. Für den Entwurf griff Lenné den Zeitgeschmack für den italienischen Terrassenbau auf. Sehr beeindruckend eingerahmt sind die Becken von altem Baumbestand und angelegten Blumenbeeten. Die Wasserachse besteht aus fünf zum Teil in unterschiedlichen Höhen gestaffelten Bassins und Fontänen.
Besonders fotogen ist das speiende Ungeheuer, ein Springbrunnen im Stile der italienischen Renaissance der einen Lindwurm sarstellt. Die Fontäne aus dem Maul dieses Lindwurms erreicht zu bestimmten Zeiten eine Höhe von 16 Metern, im Normalzustand sind es immer noch imposante 8 Meter.
Daneben gibt es ein Löwendenkmal und Bärenskulpturen. Hier muss es im Herbst besonders schön sein, wenn die alten Bäume bunte Blatter tragen. Aber auch im Juli hat uns der Schlosspark sehr gut gefallen. Vor allem haben wir hier nur wenig andere Leute getroffen, die Menschenmassen waren alle bei Burg Falkenstein.
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