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Die Stadt Görlitz ist wunderschön, sie besitzt eine der am besten erhaltenen Altstädte Mitteleuropas und ist definitiv eine Reise und auch einen längeren Aufenthalt wert.
Kein Wunder, denn Görlitz blieb im Zweiten Weltkrieg von Zerstörungen fast vollständig verschont. So blieb die historische Altstadt erhalten, ein architektonisches Schatzkästchen. An den Häusern erkennt man alle wesentlichen Phasen der mitteleuropäischen Baustile, von der Spätgotik über die Renaissance bis zu Barockbürgerhäusern. Dazu befinden sich rund um die eigentliche Altstadt auch noch ausgedehnte Gründerzeitviertel. Görlitz gilt mit seinen ca. 4000 Denkmälern als größtes Flächendenkmal Deutschlands, streng nach Denkmalrecht handelt es sich jedoch um die flächenhafte Verbreitung von Einzeldenkmälern. Darunter auch profane als auch sakrale Bauwerke aus allen Stilepochen zwischen Spätgotik und Jugendstil.
Man kann die Altstadt sehr gut zu Fuß erkunden und kommt dabei an allerlei schön restaurierten Schätzchen vorbei. Das einzige erhaltene Stadttor der ursprünglich dicht bevölkerten Nikolaivorstadt ist das Finstertor. Das angrenzende Fachwerkhaus im fränkischen Stil diente spätestens seit 1571 als Wohnung des Scharfrichters. Im Waidhaus an der Peterskirche hatte Ambrosius Fritsch im Jahr 1565 die erste Druckerei von Görlitz untergebracht.
Aus der Renaissance stammt das Biblische Haus in der Neißstraße. Es wurde 1570 für den aus Weimar stammenden Waidhändler Hans Heinze umgebaut. Der Bildhauer Hans Kramer der Jüngere gestaltete den plastischen Fassadenschmuck mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Aus der gleichen Epoche stammt das Rathaus an der gesamten Westfront am Untermarkt. 1369 zum ersten Mal erwähnt, war es Ort der städtischen Verwaltung, Macht und Gerichtsbarkeit und seine heutige Gestalt ist Ergebnis vieler Umbauphasen. Die Uhr des Rathausturms hat zwei Zifferblätter, von denen das untere eine Zwölfstundenuhr ist mit einem Männerkopf, dessen Kinnlade zu jeder vollen Minute nach unten klappt. Die obere Uhr zeigt den Tag, die Stunde und die Mondphase an.
Nebenan die Ratsapotheke und auch auf der Peterstraße haben sich die für Görlitz typischen Renaissancegiebel erhalten.
Die Fimstars aus dem Hollywoodfilm "The Grand Budapest Hotel", Willem Dafoe, Jude Law, Edward Norton, Owen Wilson und andere logierten für den Dreh etwa drei Monate im schönen Hotel Börse am Untermarkt. Und auch wenn dieses viel kleiner ist, erinnert es farblich und stilistisch doch an das fiktive Grand Budapest Hotel im Film.
Direkt gegenüber befindet sich ein sehr berühmtes Tor und Ziel aller Touristen. Der Flüsterbogen ist das "älteste Telefon der Welt". Und es funktioniert wirklich, wir haben es ausprobviert, man hört am einen Ende ganz deutlich, was am andere Ende reingeflüstert wird.
Vom Untermarkt in Richtung Westen gelangt man über die Brüderstraße zum Obermarkt. Auch dort befinden sich Renaissance- und Barockfassaden. Ursprünglich wurde der Obermarkt als Handelsfläche für Gewürze, speziell Salz, genutzt. Dieses wurde im Salzhaus gelagert, das gegen 1424 erstmals erwähnt und im Jahr 1851 abgerissen wurde. Vom Obermarkt der Steinstraße südwärts folgend gelangt man in die Gründerzeit- und Jugendstilviertel der Innenstadt.
Für Leute mit mehr Zeit: Besonders empfehlenswert sollen die Führungen des Nachtwächters an jedem letzten Freitag im Monat sein, die erst nach Sonnenuntergang stattfinden und die Sagenführung am dritten Freitag im Monat, die sich speziell mit den teils gruseligen Sagen aus dem finsteren Mittelalter befasst und deren Spuren in der Altstadt verfolgt.
Beherrschend über der Altstadt und auf einem Felsen über dem Ufer der Neiße erhebt sich die evangelisch lutherische Pfarrkirche St.Peter und Paul. Sie ist mit einer Länge von 72 Metern, einer Breite von 39 Metern, einer Mittelschiffshöhe von 24 Metern und einem Raumvolumen von mehr als 40.000 m³ eine der größten und bedeutendsten Hallenkirchen im Osten Deutschlands.
Einst gehörte sie zur Burg des Landesherrn, 1372 wurde sie zur Hauptkirche der Stadt. Ab 1423 begann der Umbau zur spätgotischen fünfschiffigen Hallenkirche, der 1497 fertiggestellt wurde. Beim Stadtbrand 1691 wurde die prachtvolle mittelalterliche Ausstattung ein Raub der Flammen. Aber innerhalb von ein paar Jahren schmückten die Görlitzer Bürger ihre Kirche neu aus. So entstand 1695 der Altar von George Heermann und 1703 die Orgel von Eugenio Casparini. Die neogotischen Türme wurden im Jahr 1891 aufgesetzt.
Leider waren wir nicht im Inneren, da gerade die Türen wegen eines Orgelkonzerts geschlossen wurden. Später hatten wir keine Lust mehr, noch einmal hierher zurück zu laufen.
Um von der Altstadt auf die andere Seite nach Zgorzelec zu gelangen, überquert man die Neiße auf der Altstadtbrücke. An dieser Stelle befand sich bereits ab dem 13. Jahrhundert eine feste Neißequerung, zunächst aber nur aus Holz. Sie musste immer wieder erneuert werden, nicht nur wegen der Belastung durch die Handelskarawanen, sondern auch durch Feuerbrünste, Hochwasser und Kriegseinwirkungen.
Um 1470 wurde sie durch einen Wehrturm gesichert, im 16. Jahrhundert erhielt sie eine Überdachung. Nach ihrer Zerstörung durch ein Hochwasser wurde sie zwischen 1903 und 1907 durch eine Fachwerkbogenbrücke aus Stahl ersetzt.
Im Jahr 1945 wurde die Brücke noch kurz vor Kriegsende von der Wehrmacht gesprengt. Bis 2003 gab es an dieser Stelle keine Querungsmöglichkeit. Dann wurde die Altstadtbrücke anlässlich des polnischen EU-Beitritts 2004 als stählerne Bogenbrücke nur für Fußgänger und Radfahrer wiederaufgebaut. Die Bogenbrücke weist eine Stützweite von rund 80 Metern auf und soll ein Symbol für ein zusammenwachsendes Europa und wieder zusammenwachsende Stadtteile sein. Die Gesamtbaukosten beliefen sich auf 2.659.100 Euro und sie dient heute als Fußgängerüberweg nach Polen
Nördlich der Brücke befindet sich auf der deutschen Seite die Vierradenmühle. Auf polnischer Seite mündet die Brücke auf der Ulica Wroclawska am Postplatz. Hier befindet sich nördlich der Brücke die Dreiradenmühle. Zwischen der Drei- und Vierradenmühle staut sich die Neiße an einem Wehr.
Auf Deutscher Seite kann man durch die Ochsenbastei, einem kleinen Park mit Stadtmauer, zurück in die Altstadt gehen.
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