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Wegen Corona mussten wir den Besuch im Mittelalterlichen Kriminalmuseum vorbuchen. So wählten wir vorab den Freitag um 10:00 Uhr für den Besuch, zahlten auch gleich 8 Euro pro Person online und druckten die Eintrittskarten aus.
Vor Ort war es dann an den ersten beiden Tagen sehr windig, kalt und regnerisch. Am Freitag sollte besseres Wetter sein, daher liefen wir zwei Tage vorher zum Museum und fragten, ob wir den Termin verschioeben konnten. Viel los war ja nicht in Rothenburg, aber scheinbar war das organistatorisch ein Riesenproblem. Die Funktion "Termin verschieben" gab es nicht , wir sollten den Termin online wieder stornieren und neu buchen, uns spontan in das fast leere Museum zu lassen war wohl auch nicht möglich. Das war uns zu aufwendig, also gingen wir dann leider bei dem schöneren Wetter für gute zwei Stunden ins Museum. Im Inneren musste man eine FFP-2 Maske tragen, Nachweise über einen negativen Corona-Test oder Impfnachweis waren für den Museumsbesuch nicht erforderlich. Den brauchten wir aber zum Übernachten in der Ferienwohnung alle 48 Stunden. Musste man nicht verstehen...
Das Museum befindet sich im einstigen Johanniterkloster und grenzt direkt an die Johanniterkirche. Hier trat man um 1400 am Roten Tor in die Stadt ein. Im Jahre 1718 erfolgte der Umbau des Gebäudes in den noch heute erkennbaren Barockstil.
Direkt hinter den Eingangstoren ragt der Käfig der legendären Bäckertaufe hervor, ein beliebtes Fotomotiv. Wenn damals ein Bäcker bei den Zutaten schummelte, wurde er in diesem Käfig in den Fluß getaucht - eine nicht unbedingt gefährliche, aber unangenehme und peinliche, öffentlichkeitswirksame Strafe. Auch ein Blick hoch auf die mit Drachenköpfen verzierten Abflüsse der Regenrinnen lohnt sich.
Die Sammlung geht zurück auf eine kleine Privatsammlung des Verlegers Rudolf Hermann Albrecht aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Diese war als "Rothenburger Folterkammer" im Turm des Burghotels in der Klostergasse zu besichtigen und orientierte sich an der weltbekannten Nürnberger Folterkammer-Ausstellung von G.F.Geuder. Im Jahr 1977 erfolgte der Umzug nach umfangreichen Restaurierungs- und Umbauarbeiten in die ehemalige Johanniterkomturei Rothenburgs in der Burggasse.
Zuerst betritt man hier ein Kellergewölbe mit Folterinstrumenten: eine Streckbank, ein Folterstuhl mit Holzspitzen und die berühmten Daumenschrauben werden hier ins rechte Licht gerückt. Hier sind die Themen Verfahrensbeginn, Beweisverfahren und Folter.
Aber das Museum spielt nicht nur mit den Schockeffekten. Es erfüllt auch aufklärerische Aufgaben und ist ein im wesentlichen ein Rechtskundemuseum. In den Vitrinen im 1. Stock sieht man alte Verhörprotokolle aus Hexenprozessen und Rechtstexte mit zahlreichen wunderschönen Siegeln. Man erfährt einiges zum Thema Recht in germanisch-fränkischer Zeit, Kirche und Recht, Inquisitionsverfahren, Stadt und Recht, Siegel und Ehrenstrafen. Besonders fotogen sind natürlich die Schandmasken und Henkersschwerter. Für Lügner, Ehebrecher, Säufer oder Betrüger gab es ganz unterschiedliche Motive aus Metall, die es öffentlich auf dem Kopf zu tragen galt.
Ein Highlight ist die berühmte Eiserne Jungfrau aus Nürnberg. Sie gilt dank Bram Stoker als Legende in der literarischen Welt. Auch hier räumt das Mittelalterliche Kriminalmuseum mit einigen Vorurteilen auf, die Geschichte dazu ist sehr interessant dokumentiert.
In den großen Räumen waren wir mit wenigen Gästen fast alleine, insgesamt haben wir vielleicht 10 andere Besucher gezählt. Kaum vorstellbar, wenn sich zur Hochsaison hier die Reisegruppen knubbeln.
Im 2. Stock zeigt die Dauerausstellung auch hochwertige Repliken der Reichskleinodien: Reichskrone, -zepter und -apfel. Dazu gibt es Vitrinen zu dem Themen Staats- und Verfassungsrecht, Polizeirecht, Schulstrafen und den Aberglauben.
Das Mittelalterliche Kriminalmuseum umfasst ca. 50.000 Exponate aus über 1.000 Jahren deutscher und europäischer Rechtsgeschichte und zählt zu den bedeutendsten und beliebtesten Rechtskundemuseen in Deutschland und Europa. Wertvolle und seltene Exemplare zum kirchlichen und fürstlichen Vertragsrecht werden präsentiert. Nur zur Kriminalistik gibt es hier nicht viel zu sehen, polizeiliche Ermittlungen, Zeugenvernehmungen und Forensik sind modernere Errungenschaften.
Nach dem Besuch der Austellung geht man über den Hof mit der Bäckertraufe zur Johanniterscheune. Hier gibt es auf der Zwischenebene eine Ausstellung zum Thema Aberglauben, im ersten Obergeschoss werden die Sonderausstellungen gezeigt. Das war bei unserem Besuch gerade "hund und Katz - Wolf und Spatz". Die Jubiläums-Sonderausstellung des Mittelalterlichen Kriminalmuseums entführt die Gäste in eine fremde Zeit der Tierprozesse und Tierstrafen. Das Leben war hart, Hunger und Not allgegenwärtig. Tiere waren oftmals eine Gefahr - sowohl große Raubtiere als auch Schädlinge. Es gibt hier etliche Exponate von Tieren, mit denen man nichts zu tun haben wollte, von Wolf und Bär bis Ratte und Maulwurf. Mit Übeltätern ging man nicht gerade zimperlich um, egal ob Mensch oder Tier.
Ausserdem befinden sich in der Scheune noch eine Cafeteria, die ohne Corona ca. 40 Innen- und Außensitzplätze anbieten kann. Es gibt auch einenen Museumsshop, einen Multimediaraum und im Dachgeschoss einen Festsaal.
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