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WILDBAD UND SCHANDTAUBER

Auch jeden Fall sollte man einmal zur Tagungsstätte Wildbad im Taubertal spazieren, wenn man in der Stadt ist. 1356 entsprang nach einem Erdbeben unterhalb des Spitals eine Quelle. Während der Amtszeit des Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler errichtete die Stadt dort das Wildbad, weil man diese Quelle als heilkräftig befand. 1820 analysierte der Rothenburger Apotheker Johann Michael Schiller das Heilwasser mit dem Ergebnis, dass die Heilwirkung auf der Beimengung alkalischer Schwefelverbindungen beruht.

Ende des 19. Jahrhunderts ließ der damalige Erfinder der orthopädischen Prothese Friedrich Hessing den heute noch nahezu unveränderten, prachtvollen Gebäudekomplex in neunjähriger Bauzeit errichten. Am 01. Juni 1903 eröffnete das Kurhotel nach dem Vorbild der englischen "Pleasure Gardens" seinen Betrieb, der aber bereits 1917, ein Jahr vor Hessings Tod, aus Kostengründen wieder eingestellt werden musste.

Im Jahr 1925 wurde das Wildbad zwangsversteigert, der Landesverband der Bayerischen Ortskrankenkassen erwarb das Objekt. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Haus als Lazarett, Kinderheim, HJ-Schule und US-Lager genutzt. Anschließend diente es als Lager für Vertriebene aus dem Baltikum. Zwischen 1951 und 1976 mietete die Bayerische Bereitschaftspolizei das Wildbad und gestaltete es zum Ausbildungszentrum um.

Im Februar 1978 machte die Stadt Rothenburg dann von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch. 1981 wurde ein Trägerverein Wildbad gegründet, in dem sich die evangelische Landeskirche, das Diakoniewerk Neuendettelsau und acht westmittelfränkische Dekanate zusammenschlossen, um Renovierung und Ausbau des Wildbades zur Tagungsstätte zu stemmen, die dann im Jahr 1990 abgeschlossen war.

Nicht allein die Architektur des von 1894 bis 1903 errichteten Wildbads ist Ausdruck des malerischen Stils um 1900, auch die Parkanlagen laden dazu ein, einen der schönsten Landschaftsgärten Rothenburgs zu entdecken. Von der Stadt aus führt der Weg durch ein Tor und über eine steile Treppe hinab in den Park. Der ist öffentlich und wir waren hier spazieren. In die Gebäude sind wir nicht gekommen, wegen Corona war das nicht möglich. Sie werden heute von der evangelischen Landeskirche Bayerns als Tagungsstätte genutzt.

Sportlich betätigen kann man sich auf der historischen Kegelbahn für 25 Euro pro Stunde. Das ganze Ensemble ist ein architektonisches Musterbeispiel des Pittoresken, bei einer Führung durch den denkmalgeschützten Park wird die neue Wahrnehmung von Natur und Architektur im Pittoresken erklärt. Eine Parkführung kostet bei maximal 30 Pers. 75 € und sie dauert 45 Minuten, ein individuelles Picknick ist hier für 25 € pro Person zu buchen.

Gegenüber im Wildbadareal auf der anderen Seite der Tauber liegt die Gipsmühle, deren Mahlwerk einst sowohl Gips als auch Getreide bearbeitete. Etwas weiter flussabwärts befindet sich die Eselsbrücke, bewacht von einer Eselfigur. Hier wechslet die Straße auf die andere Seite hin zur Steinmühle. Sie ist die älteste Mühle Rothenburgs und hat ein besonders schönes Mühlrad.






Schandtauber

Die Schandtauber ist ein knapp 13 km langer linker und Zufluss der Tauber. Der erstmals im Jahr 1317 beurkundete Name dieses Flüsschens lautete auf althochdeutsch "Schantauber", was so viel wie "kurze Tauber" bedeutet. Es gibt ein schönes Tal, das unterhalb der Tagungsstätte Wildbad beginnt. Nahe der Schmelzmühle bei Rothenburg mündet die Schandtauber keinen halben Kilometer südlich der Spitalsbastion von links in die Tauber.

Vom starken Gefälle der Schandtauber wurden am Unterlauf insgesamt sieben Mühlen betrieben. Wir sind nur ein kurzes Stück am Flüsschen entlang gewandert, mehr Zeit hatten wir leider nicht. Irgendwann sind wir umgekehrt und sind über eine der zahlreichen Brücken über die Tauber und vorbei am Wildbad wieder zurück in die Altstadt gegangen.

Am Ufer wachsen hier Weiden, Schwarzerlen und Eschen. Das saubere Wasser hat die Gewässergüteklasse II und ist somit ein guter Lebensraum für Fische und andere Wasserbewohner. So findet man hier an diesem ursprünglichen Bachlauf noch die Bachforelle, den Steinkrebs und die Köcherfliegenlarve. Im Höhlensystem der Schandtauber leben Höhlenbewohner wie Höhlenschnecken und Fledermäuse.

Leider haben wir es später zeitlich nicht mehr geschafft, hier noch einmal ausgiebiger ins Tal zu wandern.






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Evangelische Tagungsstätte Wildbad

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