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APOLDA

Auf dem Weg von Weimar nach Naumburg hatten wir Zeit und wollten eigentlich noch etwas Apolda erkunden. Der Ort zwischen Weimar und Jena ist wirtschaftlich stark geprägt von der Textilindustrie. Sie war über 400 Jahre lang der Haupterwerbszweig der Apoldaer sowie der Bewohner der umliegenden Ortschaften. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt ihren größten wirtschaftlichen Aufschwung. Zahlreiche Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe wie Färbereien, Kartonagenfabriken und Transportunternehmen profitierten davon und die Bevölkerungszahl verdoppelte sich.

Die hier entstandenen Wirkwaren und Strickereien machten Apolda bekannt als das "Manchester Thüringens". Besonders auffallend sind im Stadtbild die historische Fabrikgebäude und Villen aus der Gründerzeit und des Jugendstils.

Leider hatten wir nicht damit gerechnet, dass es an diesem Tag in Strömen geregnet hat. So hatten wir leider wenig Lust, die Stadt zu Fuß zu erkunden.

Die Glockengießerei ist zweite große Tradition von Apolda. Wir wollten das Glockenmuseum besichtigen, es hat allerdings zur Zeit ein Interimsquartier. Das befindet sich im sogenannten "Museum auf Zeit" im Eiermannbau in der Auenstraße 11. Bis zur Sanierung des vorigen Standortes in der Bahnhofstraße, einer ehemaligen Fabrikantenvilla, ist das Museum hier untergebracht. Direkt davor fanden wir auch einen Parkplatz, so mussten wir nicht so weit durch den Regen laufen.

Gegründet wurde das Glockenmuseum 1952. Es verbindet zwei große historische Säulen Apoldas: das Glockengießerhandwerk und die Textil-/Wirkwaren-Industrie. Zu unserem Erstaunen war der Eintritt frei.

Die Glocken-Gusstätigkeit begann 1722 mit Johann Christoph Rose, der die erste Gießerei in Apolda errichtete. 1759 übernahm Johann Georg Ulrich die Rose-Gießerei und später gründete einer seiner Enkel im jahr 1826 eine zweite Gießerei. Ab 1876 kommt die Familie Schilling ins Spiel, denn Franz Friedrich August Schilling übernimmt die Firma. Später wird dann daraus "Franz Schilling Söhne".

In der DDR wurde die Firma dann als VEB verstaatlicht. Der letzte Glockenguss fand im Jahr 1988 statt. Insgesamt wurden in Apolda etwa 20.000 Glocken gegossen, von denen einige hier im Museum stehen. Man kann sie mit Klöppeln zum Klingen bringen oder sich über Kopfhöhrer das Geläut aus berühmten Kirchen anhören. Glocken aus Apolda hingen oder hängen immer noch in Kirchen und Türmen auf fünf Kontinenten.

Eine der bekanntesten Glocken ist die Petersglocke des Kölner Doms, gegossen im Jahr 1923 hier in Apolda, die in Köln liebevoll "Decke Pitter" genannt wird. Wir waren sehr erstaunt, denn das war sogar mir als geborene Kölnerin neu. Ein Modell der Glocke im Maßstab 1:1 steht hier ebenfalls im Museum, wir waren begeistert. Das Original ist beeindruckende 3,35 m hoch, misst 3,25 m in der Breite und ist mit knapp 24 t so schwer wie vier Elefanten.

Man erfährt einiges über Herstellungs-Technik, Gussverfahren, Werkzeuge, Formen, Modell- und Negativformen, Gewicht, Form, Tonhöhe, Gussfehler, Transport. Das Gießen einer riesigen Glocke wie der Petersglocke war technisch und logistisch ein großes Risiko. Im Mittelalter waren Glockengießer eher ein fahrendes Volk, da große Glocken fast immer nur direkt vor Ort gegossen werden konnten. Ein Transport war unmöglich.

Es lief ein interssanter Film: Der letzte seines Standes? - Folge 34 - Der Glockengießer von der Eifel - ich habe ihn unten verlinkt.

Eine Etage höher kann man dann noch einiges aus der Textilindustrie anschauen. Unter dem Titel "Von der Socke bis zur Obertrikotage - über 400 Jahre Textilgewerbe" wird die Entwicklung des Textilhandwerks in Apolda dokumentiert. Die Ausstellung zeigt, wie Apolda vom Handwerk zur industriellen Fertigung überging. Dabei werden verschiedene Maschinen, Muster und Bekleidungsstücke präsentiert, die den Entwicklungsprozess veranschaulichen un des gibt einige Ergebnisse von Schulprojekten zum Thema zu sehen.











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