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Von Stepanzminda bis zur russischen Grenze sind es nur 12 Kilometer, aber die 20 Minuten Fahrt entlang des Flusses Tergi sollte man unbedingt noch auf sich nehmen. Die georgische Heeerstraße führt auf russischer Seite noch weiter bis in die 35 Kilometer entfernte südrussische Agrarmetropole Wladikawkaz, die in der Provinz Nordossetien-Alanien liegt.
Wie ein Riegel schiebt sich der Kaukasus zwischen das Schwarze und das Kaspische Meer. Doch hier, vor der Grenze, winden sich Fluss und Straße durch die 11 Kilometer lange und schmale Darialschlucht. Der heutige Name wurde abgeleitet vom neupersischen Namen des Passes Dar-i Alan, was übersetzt "Pforte der Alanen" bedeutet. Die Griechen sahen hier das Tor zur Unterwelt. Plinius schrieb, dass die Schlucht mit einer echten Tür verschlossen war. Hier befindet man sich am östlichen Fuß des Berges Kasbek auf 1.204 Höhenmetern. Rechts und links ragen steile Felswände auf, teilweise bis zu 600 Meter senkrecht abfallend.
Vorher kann man noch ein paar Abstecher machen, was wir eigentlich vorhatten. So liegt das Dorf Tsdo hoch über dem Tal, ein kleiner Ort mit alten, verfallenen Häusern und toller Gebirgsaussicht. Leider war die Abzweigung so steil und eng, dass wir selbst mit Geländewagen keine Lust verspürten dort hoch zu fahren.
Zum Wandern war am späten Nachmittag leider keine Zeit mehr, sonst hätten wir uns noch die beiden Wasserfälle von Gveleti angesehen, die nur wenige Kilometer westlich der Straße liegen. Es gibt einen kleinen, unscheinbaren und einen etwas höheren, der aber meist im Schatten liegt. Der Weg dorthin soll einfach sein, lag aber wie vermutet am Nachmittag komplett im Bergschatten. Zusammen mit der Tatsache, dass Wasserfälle im September eher wenig beeindruckend sind, haben wir die Tour in den nächsten Tagen dann auch nicht mehr gemacht.
Kurz vor der schmalsten Stelle der Schlucht befindet sich ein Aussichtspunkt. Von hier aus hat man einen grandiosen Blick zurück ins Tal, im Vordergrund steht malerisch ein Kreuz. Danach passiert man die schmalste Stelle im Tal, gerade mal 8 Meter breit. Kein Wunder, dass dieses Nadelöhr der Kaukasus Region über Jahrhunderte von großer strategischer Bedeutung war.
Die Kontrolle des jahrhundertelang einzigen Weges über den Kaukasus spielte eine wichtige Rolle in der Außenpolitik Georgiens, des Römischen Reiches, Persiens, der arabischen Kalifate, von Byzanz und später Russlands. Bis zum 13. Jahrhundert ging es vor allem darum, kriegerische Nomadenstämme wie die namensgebenden Alanen aus dem Nordkaukasus am Vordringen nach Süden zu hindern. Ab dem 18. Jahrhundert erlangte der Pass für die Verbindung zwischen Russland und Georgien eine zunehmende wirtschaftliche und militärische Bedeutung.
Im Jahr 1799 wurde der Verkehrsweg etwa 20 bis 30 Meter oberhalb des Flusses in die Felswand geschlagen. In der Region finden sich Ruinen von Befestigungen und Forts aus verschiedenen zeitaltern. Die Sowjetunion kontrollierte hier den Reiseverkehr durch einen Militärposten mit einer Schranke. Seit 2006 war die Grenze zwischen Georgien und Russland in der Darialschlucht geschlossen, erst seit März 2010 ist der Grenzübergang Dariali/Werchnyj Lars wieder für alle Reisende geöffnet. Der Checkpoint wurde komplett renoviert. Auf zwölf Fahrstreifen lässt er sich motorisiert passieren. Wenn man ein Visum für Russland hat, kann man hier die Grenze überqueren.
Nach Öffnung der Grenzen zwischen Russland und Georgien ist die alte Heerstraße wieder ein wichtiger Handelsweg, denn die Verbindung im Westen ist durch Abchasien abgeschnitten. Bei gelegentlichen politischen Spannungen zwischen Russland und Georgien könnte es kurzfristig zu Grenz- oder Streckensperrungen kommen.
Am 17. Mai 2014 gab es einen heftigen Erdrutsch, der fünf Menschenleben gekostet hat. Eine Steinlawine von einer Million Kubikmetern hat einen Tunnel blockiert, so dass von der wichtigen Verbindung über 200 Autofahrer evakuiert werden mussten, die dort gestrandet waren. Bilder davon hier.
Unser Wendepunkt war die neu erbaute Klosteranlage fast direkt neben dem Grenzübergang. Je nach Quellen heißt sie Dariali Kloster oder Tamarasziche. An der Straße davor wurde noch gebaut. Dieser Punkt stellt die nördlichste Sehenswürdigkeit an der Heerstraße auf georgischer Seite dar.
Die Anlage ist sehr neu und besteht aus einer schönen Kirche, einem Glockenturm und diversen Nebengebäuden. Es gibt weiter oberhalb ein Kloster und neu angelegte Gärten mit Bänken, frisch gepflanzten Bäumen und Blumen und gepflegten Rasenflächen. Hier kann man nach langer Fahrt bei schönem Wetter ein wenig entspannen.
Uns hat gewundert, wie viele Menschen trotz der sehr abgeschiedenen Lage hierher kamen. Die Kirche war gut besucht von Gläubigen, die Kerzen aufstellten und vor den verschiedenen Heiligenbildern in Andacht verharrten. Im Inneren hat uns die Kirche gut gefallen, die hohe Decke ziert ein goldener Kronleuchter. An den schlichten hellen Wänden wirken die goldenen Ikonen besonders schön.
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