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CHIATURA UND KATSKHI

Am Morgen, als wir in Borjomi losfuhren, hatten wir noch viel vor an diesem Tag. Im Hotel Rixos Borjomi starteten wir nicht ganz fit, ich litt immer noch leicht unter Durchfall und hatte zum Frühstück nur Tee und Brot gegessen.

Dass der Tag einige Kilometer Fahren bedeutet, dass wussten wir. Schließlich hatten wir uns dazu entschieden, nicht auf dem direkten Weg in Richtung Kutaisi und unserem Tagesziel Tskaltubo zu fahren. Wir wollten den Umweg im Norden über die Stadt Chiatura nehmen und auf dem Weg noch der Katskhi Pillar einen Besuch abstatten. Doch wie so oft in Georgien war das Fahren langwieriger und ermüdender als gedacht. So haben wir zwar die Stadt Chiatura beim Durchfahren gesehen, hatten aber keine Zeit und auch keine Energie um sie auch ausgiebig zu erkunden.

Die ersten 110 Kilometer führten ein Stück über die über Autobahn in Richtung Gori und dann auf den Gomi-Sachkhere-Chiatura-Zestaponi Highway. Die Abzweigung aus unserem Navi existierte aufgrund von neueren Straßenbauarbeiten nicht mehr, so mussten wir eine kleine Schleife fahren. Die folgenden Kilometer führen durch ziemlich grüne und einsame Landschaften. Auf den abgeernteten Feldern saßen braune Greifvögel. Dann änderte sich die Landschaft, die Bebauung nahm zu und Orte, umgeben von Landwirtschaft, lagen am Wegrand. Bei Satschchere begann dann eine Schlucht, die immer enger wurde. In dieser Schlucht drängt sich die Industriestad Chiatura, wobei aus Platznot viele Arbeiterviertel und Industriebetriebe auch oben auf dem Plateau angelegt wurden.

Kurz vor Chiatura sahen wir die ersten rostigen Industriebrachen, Gleise und auch die erste Seilbahn über dem Highway mit Fanggitter und hängen gebliebenden Loren, die nicht mehr in Betrieb war. Wichtiges öffentliches Transportmittel in der Stadt sind 26 Seilbahnen, die an verschiedenen Seilbahnhöfen zusammentreffen. Hinzu kommen über 50 Seilbahnen für den Manganabbau.

Chiatura liegt am Fuße des Großen Kaukasus am Fluss Qwirila auf 149 m Höhe über dem Meeresspiegel. Seit Ende des 19. Jahrhunderts war sie ein Zentrum des Manganerzabbaus. Vor dem Ersten Weltkrieg war Chiatura das größte Manganerz-Bergbauzentrum der Welt. Der Anteil am Weltaufkommen betrug damals fast 40%. Nach der Oktoberrevolution diente das Erz dem Aufbau der sowjetischen und der regionalen Schwerindustrie, aber heute sind die ursprünglich hochwertigen Vorkommen nahezu erschöpft. Dafür verseuchen die alten Abraumhalden den Fluss.

Somit ist Chiatura eher eine sterbende Stadt mit ca. 13.000 Einwohnern. Seit 1992 war in Chiatura die Gas-, Wasser und Stromversorgung zusammengebrochen, Strom gibt es seit 2004 wieder. Das Gas- und Wasserleitungsnetz ist inzwischen völlig verrottet und Wasser fließt alle drei bis fünf Tage für etwa 30 Minuten. Trinkwasser muss in Kanistern aus Quellen und einigen wenigen Brunnen in der Stadt geholt werden. Die Wohnungen, auch die in den zahlreichen verfallenen Hochhäusern, werden mit Holzöfen beheizt. Durch diese trostlose Situation hat sich die Einwohnerzahl fast halbiert. Allgemein sind die Menschen in Chiatura aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit sehr arm, sogar im innergeorgischen Vergleich.

Als wir dort ankamen waren anscheinend alle Einwohner im Zentrum unterwegs, der Verkehr war heftig und man brauchte volle Konzengtration, um hier unfallfrei durchzukommen. Eine steile Straße führte hinter dem durchaus prächtigen Stadtzentrum in etlichen Serpentinen durch Wohngebiete den Berg herauf, zusammen mit stinkenden und qualmenden Lastwagen fuhren wir hinter einer Kurve plötzlich und überraschend steil nach oben. Nach etlichen Kurven dort angekommen blickten wir zurück und hatten Chiatura schon wieder verlassen. Die Seilbahnen hatten wir vor lauter Konzentration auf die Route gar nicht gesehen. So ein Mist, wieder umkehren, dazu hatten wir keine Lust mehr. Dabei wollte ich doch Fotos von Seilbahnen machen. Da müssen wir wohl noch einmal wiederkommen, dann mit weniger Tagesprogramm.

Immerhin gibt es zahlreiche gute Dokumentationen über die Stadt, in der es nur sehr wenige sehr einfache Möglichkeiten zum Übernachten und keine guten Restaurants gibt.

Ich habe zwei lange Dokumentationen unten eingefügt, da könnt Ihr sehen, was wir alles verpasst haben. Für einen längeren Aufenthalt hatten wir an diesem Tag aber sowieso keine Zeit.






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Katskhi Pillar

Nur 10 Kilometer Fahrt von Chiatura auf nun wieder recht verkehrsarmer Straße nach Sestaponi und man erreicht ein weiteres Highlight in der Region. Eine Abzweigung führt zu einem 40 Meter hohe Felsen, der schon vom Highway aus gut zu sehen ist. Auf dem Gipfel dieses markanten Kalksteinmonolithen befindet sich ein kleines Gebäude des daneben liegenden Klosters, so dass das Ganze ein wenig an die Bilder von Meteora in Griechenland erinnert.

Der Felsen wird von Einheimischen als die "Säule des Lebens" bezeichnet. Er wurde im Jahr 1944 erstmals seit Jahrhunderten wieder bestiegen und untersucht, die Bergsteiger fanden oben die Ruinen einer Kirche und die jahrhundertealten Gebeine des letzten Einsiedlers. Systematischere Forschungen wurden 1999 bis 2009 durchgeführt. Die Klosterruinen hoch oben am Felsen wurden auf das 9.-10. Jahrhundert datiert, das Kloster existierte mindestens bis ins 13. Jahrhundert.

Oben lebte seit 2012 ein georgischer Mönch namens Maxim Qavtaradze alleine in selbst gewählter Einsamkeit. Er hat die Tradition der Styliten wiederbelebt und von 2005 bis 2009 mit Hilfe der "National Agency for Cultural Heritage, Preservation of Georgia" die kleine Kirche auf dem Katskhi Felsen neu aufgebaut. Das Gotteshaus ist nur 3,5 mal 4,5 Meter gross, die unebene Oberfläche des Felsens misst gerade mal 10 mal 15 Meter.

Auf den Felsen darf fast niemand außer ihm selbst, um ihn nicht in seiner Spiritualität zu stören und für Frauen ist der Felsen sowieso tabu. Unten hat sich aber eine kleine Gemeinde angesiedelt und Pilger reisen hierher, um mit dem Mönch beten zu können. Wasser und Lebensmittel schicken ihm Gläubige mit einem handbetriebenen Seilzug auf die Felsspitze und ein- bis zweimal pro Woche stieg er die neue, rund 40 Meter hohe Eisenleiter herunter. Mittlerweile ist er aber krank geworden und lebt nicht mehr dort oben.

Die Klippen rund um den Katskhi Felsen ist bei Kletterern sehr beliebt, sie finden hier Routen in den Schwierigkeitsgraden 5a - 7b. Die direkte Umgebung soll jetzt mit mit umgerechnet US$ 610.000 der Weltbank neu bebaut und besser für Anwohner und Touristen erschlossen werden. Das wurde 2017 beschlossen. Die Behausungen in der Umgebung des Kulturerbes sollen durch ein zentrales Gebäude ersetzt werden, welches sowohl für Mönche, als auch für Gäste und kulturelle Veranstaltungen Platz bietet. Zudem sollen die umliegenden Gärten und Anbauflächen aufgewertet werden.

Das 360° Panorama von Google Maps unten vermittelt nochmal einen ganz anderen Eindruck von dem Felsen, so haben wir es von einem Aussichtspunkt am Eingang des Tals natürlich nicht gesehen. Nachdem wir die Säule fotografiert hatten setzten wir die Fahrt in Richtung Kutaisi fort, wo wir noch die Besichtigung des Kloster Gelati als Tagesprogrammpunkt hatten.





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Katskhi-Säule

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Chiatura

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