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Mestia ist das Verwaltungszentrum der Region Oberswanetien und noch vor wenigen Jahren war der Ort nur ein verschlafenes Nest mit wenig Infrastruktur. Swanetien war eine unsichere Reisegegend, da es immer wieder zu Entführungen kam.
Georgiens ehemaliger Staatspräsident Mikheil Saakashvili änderte das. In den Jahren zwischen 2009 und 2012 wollte er aus Mestia ein modernes, kaukasisch-alpines Touristenzentrum machen. Der alte Dorfkern wurde abgerissen, ein neues Rathaus und Skilifte wurden gebaut. Im Jahr 2010 kam der neu ausgebaute Königin Tamar Flughafen hinzu, seit 2014 finden regelmäßig Linienflüge mit Service Air nach Mestia statt. Auch die örtliche Polizeistation ist ein ultra-moderner Hingucker mit voll verglaster Front direkt am zentralen Platz.
Das moderne Queen Tamar Denkmal im Zentrum, unten auf einem Foto zu sehen, sorgte für Unmut unter den Einheimischen. Schließlich ist Tamar eine Heilige und Heilige werden traditionell nur auf Ikonen dargestellt.
Der Ort mit knapp 2.000 Einwohnern ist mittlerweile zum wichtigsten Touristenzentrum in der Region geworden. Hier ist das Basislager der meisten Touristen, die nach Swanetien kommen. Mit allen Vor- und Nachteilen für die Einheimischen.
Die Straßen in Mestia sind heute ordentlich gepflastert, die Touristeninformation ist modern und hilft bei Fragen gerne mehrsprachig weiter. Alles sieht gepflegt aus, auch wenn an sehr vielen Ecken noch gebaut wird. Basierend auf dem großen Plan wurden viele der alten Bauten abgerissen und durch neue ersetzt, die eigentlich mehr an Bergdörfer in der Schweiz und deren typischen Chalet-Stil erinnern, als an kaukasische Dörfer der Vergangenheit. Man kann über die Authentizität sicher streiten, für die Einheimischen bringt der Tourismus Fortschritt, Infrastruktur und somit etwas Wohlstand. Gästehäuser gibt es hier wie Sand am Meer und auch Restaurants und kleine Shops muss man auch nicht lange suchen.
Viele Familien mit Grundbesitz hatten die karge Region schon verlassen, sie kommen nun zurück und schaffen Neues, weil die Touristen für Einkommen sorgen. Die Saison ist hier leider nur kurz, denn meiste Zeit des Jahres ist Swanetien mit Schnee bedeckt. Im Sommer, für einige wenige Wochen, leuchten die Hänge und Täler in frischem Grün und versprühen einen ganz besonderen Charme.
Im Boden eingelassene Scheinwerfer beleuchten nachts die Wehrtürme und dank neuer Masten wird der Strom im Winter nicht mehr so oft ausfallen wie früher. Wenn es mal regnet, was in der Region öfter vorkommt, dann kann man in Mestia auch eine Reihe kleiner Museen besichtigen: das moderne Swanetische ethnografisch-historische Museum, das Mikhail Khergiani House Museum, das Hausmuseum des berühmten Skifahrers Boris Kakhianis oder das Hausmuseum des weltberühmten Bergsteigers Mikheil Khergianis. Langweilig wird es hier jedenfalls nicht.
Der Weg nach Mestia ist immer noch lang, siehe Seite Fahrt nach Mestia. Viele Besucher bleiben hier trotzdem nur einige Tage, wandern in der Umgebung und lassen sich mit Mashrutka oder Taxi bis Ushguli fahren, dem alten Ort vor grandioser Kulisse. Hier bleibt man dann eventuell auch mal eine Nacht oder bucht den Besuch als Tagestour.
Swanetien ist das Paradies für Wanderer, es gibt zahlreiche Tagestouren und man kann auch mehrere Tage zu Fuß oder auf dem Rücken von Pferden unterwegs sein. Die meisten Bergdörfer der Umgebung bieten mittlerweile auch Unterkunft sowie typische Küche und Gastfreundschaft für den müden Reisenden. Wer sehen möchte, wie ursprünglich die Swanen noch leben, der braucht nur aus Mestia heraus zu gehen, egal in welche Himmelsrichtung. Über den nächsten Berg, ins nächste Tal. Überall ursprüngliche Dörfer, einige davon haben uns vom Ortsbild noch viel besser gefallen als das hochgelobte Ushguli. Leider hatten wir viel zu wenig Zeit, man kann sich Wochen in der Region aufhalten.
Für Bergfreunde bietet der Kaukasus hier das gesamte Repertoire vom einfachen Wandern entlang der Bachläufe bis hin zum anspruchsvollen Klettern auf den 5.000er-Gipfeln. Und Ausgangspunkt für diese Touren ist meistens Mestia. Rundum kann man Mineralwasser von unterschiedlichen Quellen probieren, die es in der Umgebung der Stadt im Überfluss gibt.
Die Straßen aus Mestia heraus werden in den kommenden Jahren geteert, die nach Ushguli ist schon zur Hälfte fertig. Wenn der Abschnitt fertig ist, können die schweren Maschinen zum Bau eines neuen Skigebiets am Tetnuldi anrücken. Dann kommen die nächsten abgelegenen Dörfer dran. Weiter südlich soll auch eine Talsperre entstehen. Transporter mit riesigen Röhrenteilen von 15 x 2,5 m sahen wir schon viele auf dem Weg nach Mestia, am Flughafen wurden schon hunderte davon gelagert.
Hier ist ein Link zu Wanderrouten rund um Mestia.
Tritt man in Mestia vor die Tür, blickt man auf eine enorme Bergkulisse, die selbst für erfahrene Bergsteiger eine Herausforderung ist. Der höchste Berg in Swanetien ist der Sckhara, sein Gipfel gehört mit in einer Höhe von 5.201 m zu den höchsten im Kaukasus. Es gibt etwas südlich den Ushba mit seinem doppelten Gipfel und den pyramidenförmige Tednuldi.
Alle, die eine Wanderung unternehmen möchten sollten zuerst einmal die Tourismusinformation in Mestia besuchen, sie befindet sich nur 200 Meter Hauptplatz in der Stalin Straße 7.
Die wohl beliebteste Wanderung von Mestia aus führt 12 Kilometer zum Gletscher Chalaadi. Die Route ist bei schönem Wetter schon ziemlich überlaufen. Viele Strecken, wie die Wanderung zu den Koruldi Lakes oder hoch zum Aussichtspunkt am Kreuz über Mestia, sind extrem steil und beschwerlich.
Eine weitere beliebte Wanderung ist die Tour zum Hausberg von Mestia, dem Tskhakvzagari. Dieser ist rund 2.200 Meter hoch und ist zum einen über eine bequeme Forststraße, zum anderen über einen sehr steilen Wanderpfad erreichbar. Nach dem rund 3 Stunden dauernden Aufstieg warten überragende Ausblicke auf die komplette Bergwelt des umliegenden Kaukasus als Belohnung. Da wollten wir eigentlich hoch, haben es zeitlich aber nicht mehr geschafft, weil wir zu viel Zeit in der Umgebung von Ushguli in Richtung Grenze nach Racha verbracht hatten.
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