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Der prächtige Stadtpalast im Zentrum von Jaipur ist für die Öffentlichkeit heute teilweise zugänglich. In den anderen Teilen wohnen noch die Nachfahren der Rajas, ist das Oberhaupt im Haus anwesend wehen seine Fahnen hoch über den Dächern. Sind eine große und eine kleine Fahne sichtbar, bedeutet dies die Anwesenheit des Maharajas. Ist nur die große Fahne oben, ist der Maharaja gerade auf Reisen. So konnten früher auch weit entfernte Bittsteller sehen, ob sich der Weg zur Audienz nach Jaipur lohnte oder nicht, und diese Sitte hat man beibehalten.
Das machtpolitische Selbstbewusstsein von Jai Singh II wird bei diesem Prachtbau besonders deutlich. Hatte man früher auf Bergrücken gebaut, mit festungsartigen und wehrhaften Bauten, so siedelte man sich hier ungeschützt in der offenen Ebene an. Seit dem Bau des Stadtpalastes von Jaipur wurde so ein ebenerdiges Nebeneinander einzelner Gebäudeteile Standard für alle neuerbauten Rajputenpaläste.
Der zugängliche Teil der Palastanlage beherbergt das Sawai Man Singh Museum, in dem Fotografieren verboten ist. Die ganze Palastanlage ist von hohen Mauern umgeben, der Sarahad, und beherbergt in ihrem Inneren schönen Gärten und hübsche Höfe. Der Palast wurde zwar von Jai Singh entworfen und unter seiner Herrschaft erbaut, doch im Laufe der Jahrzehnte wurden noch viele Räume von seinen Nachfolgern angebaut. So zeigt das Gebäude Elemente der Rajput- und der Mogularchitektur zusammen mit der linearen Bauweise der Engländer.
Wir haben den City Palace zum ersten Mal mit einem Guide besucht, am Nachmittag im Rahmen einer Gesamtführung durch Jaipur. Beim zweiten Aufenthalt kauften wir dann einfach die Karten an der Kasse und kamen am Morgen. Zu dieser Tageszeit ist es wesentlich ruhiger und die Gebäude sind teilweise viel schöner ausgeleuchtet. So genossen wir es, frei und ohne Führer noch einmal durch das Museum zu streifen und nur die interessantesten Teile der Anlage zu besichtigen.
Ein reich verzierter Torgang führt in der südwestlichen Ecke des Palastkomplexes in den ersten Hof, in dessen Zentrum der solide Marmorbau namens Mubarak Mahal steht, der früher ein königliches Gästehaus war und heute die Textilausstellung beherbergt. Im Hof gibt es einige Geschäfte in den Gebäuden am Rand und Schatten spendende Bäume.
Im oberen Stockwerk, über enge Stufen zu erreichen, befindet sich das Textilmuseum mit Gewändern der Maharajas von Jaipur. Ein Sohn Jai Singhs war sehr dick und zwei Meter groß, er hatte einen Gürtelumfang von 1,80 Meter. Seine Robe aus feinstem Brokat ist hier ausgestellt und sieht aus wie ein Zelt. Er hatte natürlich auch eigene Roben für Polo und sogar einen eigenen Billardanzug. Daneben sieht man noch antike Pashmina-Stoffe aus Kashmir, diverse Thronteppiche und Spielzeug der Prinzessinnen. Auch Musikinstrumente, die zur Unterhaltung der Herrscher gespielt wurden, sind in den Vitrinen zu bewundern.
Es gibt unten in einer Ecke des Hofes eine große Halle mit Namen "Halle der Freunde des Museums". Und was war da drin? Natürlich, Geschäfte! In der riesigen Halle sitzen die zahlreiche Verkäufer mit Bildern und anderem Kunsthandwerk. Einige Maler sollen sogar ziemlich berühmt sein, wie Zeitungsausschnitte mit Lobeshymnen am Eingang beweisen. Viele Bilder sind Miniaturen, mit einem einhaarigen Pinsel gemalt, und an einem Stand ritzt eine Frau Schriftzeichen in Reiskörner. Dazwischen werden auch Schals verlauft, zu einem unverschämt hohen Anfangspreis. Für einen Wollschal startete man hier mit 1.500 Rupien, in einem teuren und exclusiven Kaufhaus für Brautausstattung in Delhi sahen wir den gleichen Schal für 850 Rupien.
Nachdem wir uns kurz die Kunstwerke angesehen hatten, besuchten wir die Waffenausstellung in der nordöstlichsten Ecke des Hofes. Eigentlich interessieren uns Waffen eher weniger, in der fürstlichen Waffenkammer dieses Palastes lohnt sich aber ein Besuch alleine wegen der Architektur. Denn die wunderschönen Wandmalereien und glitzernden Deckenspiegel lassen noch erkennen, dass der Raum einst zum Harem gehörte. Unter all der Pracht liegen die todbringenden Waffen in Glasvitrinen. Eine bedrohlich wirkende Ansammlung von Speeren, Schwertern, Schilden und Dolchen. Alle reich verziert und wunderschön gearbeitet mit Griffen aus Jade, Kristall, Silber oder Gold.
Das dekorative, ebenfalls komplett aus Marmor gefertigte Rajender Pol, ein Tor an der Nordseite des Hofes, wird von zwei schön gearbeiteten Elefanten aus Marmor bewacht. Jeder wurden aus einem einzigen Block gefertigt und 1931 vom Maharaja Man Singh II. aufgestellt, um die lang ersehnte Geburt eines Nachfolgers zu feiern. Tritt man durch das Tor, befindet man sich in der in der ehemaligen öffentlichen Audienzhalle Diwan-I-Am, deren hohe Decken von reich verzierten Säulen gestützt werden. Die Pietra Dura Elemente im Marmor sind hier allerdings nur aufgemalt und weit von der Qualität des Taj Mahal entfernt. Hier ist die Welt rosarot.
Die Halle ist zu den Seiten hin offenen, was die hier zahlreich vertretenen Tauben dazu animiert, sich die riesigen Kristalllüster als Ruheplatz auszusuchen. Ein beliebtes Motiv der Fotografen. Ebenfalls fotogen sind die zwei riesigen, silbernen Gefäße namens Gangajali. Sie wurden als größte per Hand hergestellte Silberobjekte der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen.
Die Gefäße sind über 1,5 Meter hoch und haben einen maximalen Umfang von 4,52 Meter. Zusammen haben sie ein Fassungsvermögen von etwa 900 imperial Gallons, das sind ca. 4.100 Liter. Jeder Pott wiegt 345 kg und hergestellt wurden sie von zwei Silberschmieden namens Govind Ram und Mandhav. Und zwar aus 14.000 Jhar Shahi, Silbermünzen aus Jaipur. Der ganzer Herstellungsprozess dauerte 2 Jahre und wurde 1896 beendet. Kaum vorstellbar, daß Madho Singh II. im Jahr 1902 damit nach England reiste, um der Krönungszeremonie von König Edward VII. beizuwohnen. Extra für die Reise ließ er die Riesen-Pötte anfertigen und mit Gangeswasser füllen, da er großes Misstrauen gegen das westliche Wasser hegte. Man kann davon ausgehen, dass dieses Wasser auch frisch blieb, schließlich verwendet man heute auch Silberverbindungen (Micropur) um Wasser keimfrei zu machen.
Im Zentrum der Anlage steht die Residenz der fürstlichen Familie, Chandra Mahal. Die imposante siebenstöckige Fassade ist mit zahlreichen Balkonen und Fenstern geschmückt. Den besten Blick auf das Gebäude hat man vom Pritam Niwas Chowk, dem Pfauenhof westlich des Diwan-I-Khas, den man durch einen schmalen, dunklen Durchgang erreicht. In diesem hübschen, kleinen Hof befinden sich vier prächtig bemalte Tore, die schreiend bunt sind und ein schöner Kontrast zu den hier cremefarbenen Mauern. Das meist fotografierte ist das Pfauentor, steht man mit der Kamera davor, dann stellen sich geschwind auch die weiß gekleideten Wächter mit dem roten Turban davor in Pose. In Erwartung von ein paar Rupies mogeln sie sich auch im Rest der Palastanlage schnell mal neben ein Motiv, auch wenn man sie gar nicht im Bild haben möchte.
Der letzte und größte Teil des Museums ist in der ehemaligen öffentlichen Audienzhalle untergebracht. Hier steht man staunend unter hohen Decken und zwischen reich verzierten Säulen. Die Wände sind mit dunkelroten und goldenen Farben bemalte und auf dem Boden liegen riesige mittelalterliche Teppiche aus Afghanistan und Persien. In Glasvitrinen kann man schöne Miniaturmalereien aus den Schulen der Moguln und aus Jaipur bewundern. Ausserdem liegen hier Jai Singhs arabische und Sanskrit-Übersetzungen der astonomischen Abhandlungen von Wissenschaftlern der Antike. Unser Guide zeigte uns noch ein Bild eines Prinzen, welches so gemalt ist, das die Augen scheinbar immer dem Betrachter folgen.
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Der City Palast
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The Jaipur city palace and observatory
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