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Der Weg von Ranakpur nach Udaipur ist lang und beschwerlich. Nicht alleine die reine Fahrstrecke, die wäre von den Kilometern her in vielen anderen Ländern nicht erwähnenswert. Was sind schon 80 Kilometer? Doch diese 80 Kilometer können es in Indien durchaus in sich haben. 3-4 Stunden sollte man dafür auf jeden Fall einplanen.
Der erste Teil der Strecke verläuft durch die Aravalliberge, die Strecke führt über hohe Pässe und dann geht es steil in vielen Kurven bergab. Man hat zwar schöne Ausblicke von unterwegs, muss aber ständig mit Gegenverkehr auf der eigenen Spur rechnen. Die Straße führt hier durch eine waldreiche Region und unterwegs sieht man immer wieder kleine und größere Tempel am Wegrand. Dort wo die Tempel sind, da sind auch die Affen nicht weit. Sie sitzen scheinbar unbeeindruckt vom Verkehr am Strassenrand und beobachten die vorbeieilenden Autos. Viele Inder halten auch an und füttern die Tiere.
Wenn man die Berge verlassen hat, die scheinbar eine Wasserscheide sind, wird die Region deutlich fruchtbarer. Hier fällt zu Monsunzeiten sichtbar mehr Regen als auf der anderen Seite und die Felder waren grün und üppig. Im Monsun 2006 ist in der Region rund um Udaipur endlich mal wieder viel Wasser vom Himmel gekommen, nachdem es jahrelang sehr trocken war. Die Brunnen und Teiche sind gefüllt.
Man könnte die Fahrt, durch kleine Dörfer und vorbei an Bauern auf dem Feld, eigentlich richtig genießen. Wäre da nicht der Neubau einer vierspurigen Strasse, die wohl erst im Jahr 2008 oder 2009 fertig gestellt sein wird.
Die neue Strasse wird über die gesamte Länge fast gleichzeitig gebaut. Mitten in den Bergen beginnt eine Großbaustelle, hier entsteht ein 4-spuriger Highway. Auf Grund der hügeligen Landschaft braucht man dazu auch einige Brücken und Entwässerungskanäle und Teile der Berge müssen für die neue Trasse abgetragen werden. So müssen die Reisenden kilometerweit über schlechte Umgehungstrassen fahren. Und mit schlecht meine ich: so richtig schlecht. Wir kamen an einen kleinen Ort, vor dem ein handgemaltes Schild in Hindi stand. Unser Fahrer las kopfschüttelnd von einer Umgehung und bog ab. Doch ab hier war nichts mehr ausgeschildert und wir befanden uns auf sandigem und staubigem Grund mit vereinzelten Fahrspuren die kreuz und quer durch das Gelände führten. Ein paar Bauern beobachteten das Treiben, ganz in Staub gehüllt, aus der Ferne. Jeder Offroad-Freak wäre froh über eine solche Teststrecke, aber mit einem normalen Auto kamen wir hier im Höchstfall mit 10 Km/h voran. Unten auf dem Foto ist der Strassenbelag zu sehen.
Unterwegs gab es keinen Hinweis und der Weg verzeigte sich ständig. Ganz nah an fuhren wir an Bauernhöfen vorbei und schleuderten Staub und reck ins Wohnzimmer der Familien. Schmutzige Kinder spielten am Wegrand. Nur die entgegenkommenden LKW, ebenfalls im Schrittempo unterwegs, wiesen uns den Weg zurück zur befestigten Strasse. Vor lauter Schreck habe ich gar keine Bilder gemacht (und mich später darüber geärgert), die Bilder auf dieser Seite zeigen die harmlose Variante.
Der letzte Teil der Umgehung vor Udaipur wurde dann schon wieder ein wenig besser und man passierte lange, staubige Baustellenabschnitte, auf denen emsig gearbeitet wurde. Dazwischen kleine Orte wie Detwara, Nathdwara und Raj Samund. In einem entdeckten wir einen riesigen Baum, der mit Flughunden bevölkert war.
Immer wieder sieht man Gruppen von Frauen, in bunte Saris gekleidet, die schwere Arbeit verrichten. Sie schleppen Holz, Steine und Schutt, so wie die Mehrheit der Inderinnen auf den Feldern oder im Straßen- und Hausbau arbeitet. Daneben kümmern sie sich natürlich auch noch um den Haushalt und die Kinder. Über 70% der Bevölkerung von Indien lebt auf dem Land, und 12 bis 16 Stunden am Tag schuften hier auch meist die Frauen in bäuerlichen Haushalten. In der fruchtbaren Umgebung und inmitten grüner Felder sehen die bunten Saris der Frauen so malerisch aus, das man die Armut und Arbeit dahinter leicht vergisst.
An der Strecke nach Udaipur sind uns besonders die zahlreichen Schöpfräder aufgefallen, aus denen mit Hilfe von Rindern Wasser für die Felder geschöpft wird. Die Konstruktion ist ebenso simpel wie genial und schon seit dem Altertum so im Einsatz. Eine Kette von Blechbüchsen holt das Wasser aus der Tiefe. Normalerweise ziehen die Tiere von alleine ihre Kreise, aber an einem der vielen Brunnen direkt neben der Strasse ging eine Frau ständig hinterher und trieb sie an. Denn hier halten die Fahrer mit ihren Autos und Bussen und man kann in Ruhe den Brunnen fotografieren, natürlich gegen einen kleinen Obolus in die geöffneten Hände. Beim Rückgang zum Auto ist man dann auch schnell von einer Horde Kinder umringt, die betteln.
Inmitten einer Gruppe hat man keine Chance, dem zu entkommen, mit einem eigenen Fahrer kann man dann auch mal einfach so am Strassenrand halten, um die Bauern auf den Feldern zu sehen. Sie pflügen ihre kleinen Parzellen wie im Mittelalter mit Ochse und Holzpflug. Indien ist eine Industrienation, die Satelliten baut und mittelfristig auch Menschen in den Weltraum transportieren will. Aber auch ein Land der außerordentlichen Gegensätze, wo Holzpflug neben Kernkraftwerk, unfassliche Armut neben anstößigem Reichtum unberührt nebeneinander existiren. Das wird auf dieser Strecke deutlich, das Landleben am Rande der Strasse und wenige Stunden danach steht man im Stadtpalast von Udaipur.
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