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Burhanpur ist eine indische Großstadt mit etwa 220.000 Einwohnern im Süden des Bundesstaats Madhya Pradesh, an drei Seiten der Stadt befindet sich die Grenze zum Nachbarstaat Maharashtra. Nicht viele westliche Touristen kommen hier vorbei, dabei gibt es in und um Burhanpur so viel zu sehen. Als Gründungsjahr der Stadt gilt das Jahr 1380, als der Sultan von Khandesh die günstige Lage an einer Biegung des Flusses Tapti entdeckte und den Platz zur Hauptstadt des Sultanats erhob. Der Ort wurde nach dem muslimischen Sufi-Heiligen Burhan-ud-Din benannt. Im 15. Jahrhundert stattete Sultan Miran Adil Khan II. den Ort mit einer Fülle von Bauten aus. Burhanpur wurde ein wichtiger Handelsplatz und Standort für Textilfabrikation. Die Einheimischen von Burhanpur leben bis heute vom Textilgeschäft in der "Stadt des Garns". Burhanpur ist die größte Drehscheibe der industrialisierten Garn- und Stoffherstellung im Staat. Interessant: Burhanpur ist ausserdem der größte Produzent von Bananen in Madhya Pradesh.
Die Anzahl der bedeutenden Monumente ist sehr hoch, leider liegen sie alle innerhalb der Stadt und haben teilweise keinen sehr guten Erhaltungszustand. Daher interessiert sich auch die UNESCO nicht dafür, denn für ein Weltkulturerbe müssen die Gebäude einzeln liegen ohne Wohnviertel im Umkreis, das ist in Burhanpur nicht der Fall.
Zusammen mit dem Besitzer des Amabr Hotels, Herr Hoshang Havaldar, machten wir uns am Nachmittag mit unserem Fahrer auf den Weg um einen Teil der Stadt zu erkunden. Die Bevölkerung besteht zu etwa 60% aus Hindus, 35% Moslems, 1,5% Jains und 3,5% Christen, Sikhs, Buddhisten. Die Familie Hoshang ist die einzige Parsenfamilie in der Stadt und unser Führer kannte hier wirklich jeden, er wurde überall mit viel Respekt begrüsst.
Die Altstadt von Burhanpur ist quirlig, voll und faszinierend. Dazu dreckig, stinkend und die Straßen sind voller Löcher. Hier gibt es alles, was man kaufen kann. Wir probierten frisches Roti direkt vom Bäcker - lecker.
Das Shanwara Gate an der 8 Kilometer langen Stadtmauer ist eines von 7 Toren und führt hinein. Mit seinen bengalischen Dächern, zwei Minaretten und seiner für die Mogulzeit typischen Optik mit Dekorfeldern fiel uns das rot und weiß gestrichene Tor schon bei der Anfahrt auf. Typisches Fortbewegungsmittel in den engen Strassen der Stadt sind schmale Holzkutschen, die von nur einem Pferd gezogen werden.
Es gibt einige Moscheen in der Stadt, Kali Masjid und Bibi Ki Masjid sind in einem ziemlich schlechten Erhaltungszustand und stehen nur wenige Meter voneinander entfernt. Sie stammen noch aus der Zeit der Faruqi-Dynastie, wurden jedoch nach dem Marathenüberfall grundlegend restauriert. Die Freitagsmoschee Jama Masjid haben wir im Inneren besichtigt, sie wurde von Ali Khan im Jahr 1588 erbaut und ist die Hauptmoschee der Stadt. Mitten im Zentrum in der Nähe des Gandhi Chowk gelegen und mit zwei 36 Meter hohen Minaretten versehen bietet sie eine Besonderheit: Dies ist die einzige Moschee der Welt mit Schriftzügen in Arabisch, Sanskrit und Farsi. Ein schönes Beispiel in Indien für Einheit in der Vielfalt, gemeisselt in rauen schwarzen Stein.
Bedeutendste Sehenswürdigkeit von Burhanpur ist das oberhalb des Flusses gelegene alte Fort aus dem 15. und 16. Jahrhundert, das allerdings von den Marathen im Jahr 1681 zerstört wurde. Auch oft Badashi Quila genannt. Wir kamen hier ohne Eintritt rein, denn unser Führer wurde nur kurz begrüsst und wir durchgewunken. Es war allerdings auch schon recht spät. Es gibt hier gepgflegte Gärten und Rasenflächen, die besonders am Abend gerne von Familien und jungen Paaren besucht werden.
Der gewaltige, urspünglich siebengeschossige Prachtbau am Ufer des Flusses Tapti ist jedoch erhalten und gibt einen guten Eindruck von der Bautechnik der Zeit. Hier oben auf der Ebene der Stadt ist man schon von allein auf Ebene fünf oder sechs, vom obersten Stockwerk existieren nur noch wenige Reste. Unten am Ufer gibt es sogar eine Rampe, an der damals die Elefanten warteten. Hier konnte die Königin dann bequem aus dem 3. Untergeschoss hinaustreten und auf dem Rücken der Reitelefanten steigen. Die Be- und Entlüftung der vielen im Inneren gelegenen Räume sowie ihre Wasserversorgung wurden durch etliche in Zwischendecken verlegte Tonröhren realisiert.
Im Fortbereich selbst sind die Ruinen der ehemaligen Audienzhalle Diwan-i-Khas zu besichtigen und die Frauenbäder Zenana Hamam. Die waren einst prächtig und man kann heuite noch die ehemalige Schönheit erahnen. Über Marmorrutschen mit Wellenrelief wurde parfümiertes Wasser in das zentrale Badebecken geleitet, die Kuppeldächer waren reich und farbig bemalt. Die Reste davon kann man heute noch erkennen, ein kleines Bild zeigt einen Palast. Darauf soll Mumtaz Mahal beim Bad geschaut haben und angeblich soll dieses Bild als Vorlage des Taj Mahal gedient haben, weil sie es so liebte.
Die Bemalung der Wände ist etwas ganz besonderes: Es wurde nicht in verschiedenen Farben ein Bild zusammengesetzt, sondern die Wand wurde mit mehreren Schichten unterschiedlicher Farben übereinander bedeckt. Diese Farben waren zum Teil Mischungen von Farbpigmenten und Gestein und Halbedelsteinen, was Metallic-Effekte erzeugen kann. Zum Schluss wurden diese Schichten je nach Bedarf wieder abgetragen, bis die an dieser Stelle gewünschte Farbe freigelegt war.
Die Mogul-Herrscher, allen voran Shah Jahan, der von seinem Vater Jahangir zum Gouverneur des Dekkan ernannt worden war, weilten oft hier in der Stadt. Auch Aurangzebs Söhne Muhammad Azam Shah und Alam Shah, der spätere Großmogul Bahadur Shah I., wurden hier geboren. Burhanpur war eines der Machtzentren Indiens, wohin der Nachwuchs der Herrscher zur Ausbildung geschickt wurde. Mit den anderen Metropolen wurde mittels Brieftauben kommuniziert, in den zum Fluß zeigenden Mauern des Palastes sieht mah die Einfluglöcher zum Taubenschlag.
Im Burhanpur verstarb Mumtaz Mahal bei der Geburt ihres 14. Kindes, Prinzessin Gauhara, im Jahr 1631. Sie hatte ihren Gatten auf einen Feldzug begleitet. Ihr Grabmal in Agra, der Taj Mahal, gilt weltweitals ein Zeichen der Liebe ihres Mannes Shah Jahan an seine Lieblingsfrau. Das sollte aber ursprünglich hier in Burhanpur erbaut werden, sie wurde für mehrere Monate auf der anderen Flusseite in Ahukhana, berühmt für einem wunderschönen Rosengarten, beerdigt. Doch die sterblichen Überreste wurden dann nach Agra überführt, denn dort entstand gerade der berühmte Marmorbau. Der Transport der riesigen Marmorblöcke ins weit entfernte Burhanpur war logistisch viel zu aufwendig.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit besuchten wir noch Dargah-E-Hakimi, ein Mausoleum der zu den Schiiten gehörenden ismailitischen Gemeinschaft und eine heilige Pilgerstätte für Dawudi Bohras oder Dawuditen. Es befindet sich 2 Kilometer außerhalb der Stadt im kleinen Ort Lodhipura. Hier ruht unter anderem der Heilige Saiyedi Abdul Qadir Hakimuddin (1665-1730). Die Schreine sind ist makellos und stehen auf blendend weißen Marmorboden, der ständig gewischt wird. Tausende Pilger aus aller Welt kommen hierher, die Anlage Dargah ist 500.000 m² groß. Sie erinnert mit ihren vielen Unterkünften und Rezeption eher an ein 5 Sterne Hotel als an eine Pilgerstätte.
Leider wurde das Tor an den Mausoleen gerade geschlossen als wir ankamen, es dämmerte schon. Wir konnten nur noch ein Foto durch die Gitter machen. Die Stimmung hier ist sehr friedlich, Männer und Frauen beten zusammen in der Moschee, ihre Gebete drangen hinaus in den gepfelgten Garten. Hier sassen wir zusammen mit unserem etwas erschöpften Gastgeber eine Weile auf einer Bank und beobachteten die freundlichen Menschen um uns herum. Havaldar erzählte, es gibt über 500 Häuser der schiitischen Gemeinschaft in Burhanpur, die Frauen erkennt man an den speziellen bunten zweiteiligen Gewändern aus langen Röcken und Capes mit Kaputze, die Rida genannt werden. Oben auf dem zweiten Bild ist eine Frauengruppe mit Ridas zu sehen.
In beeindruckender Lage im Satpuragebirge etwa 22 km nördlich von Burhanpur befindet sich das etwa 700 m hoch gelegene Asirgarh-Fort der Faruqi-Sultane, das haben wir besucht und auf einer eigenen Seite beschrieben.
Für viele andere Sehenswürdigkeiten hatten wir dann leider keine Zeit mehr. So liegt etwas außerhalb der Stadt das Khooni Bhandara: Ein sehr effizientes Wassermanagement-System mit iranischem Vorbild, es entwickelte sich als das einzige seiner Art in Indien im 17. Jahrhundert und hat 312 Jahre lang Wasser in der gesamten Stadt verteilt, bis die Konstruktion im Jahr 1977 zusammengebrochen ist. Ein Besuch des Sikh-Tempels Gurdwara Bari Sangit soll ebenfalls sehr empfehlenswert sein, er ist das Ziel vieler Pilger. Wir sind leider nur im Dunkeln an dem beeindruckenden, weißen Gebäude vorbei gefahren. Es gibt auch einen 800 Jahre alten Lehmdamm namens Mahal-Gulara, der mit Pool und Badehaus von Shah Jahan konstruiert wurde.
6 Kilometer außerhalb von Burhanpur liegt das Raja Ki Chhatri, ein Memorialbau zu Ehren von Raja Jai Singh I. Er war langjähriger Anführer von Aurangzebs Truppen auf dem Dekkan und wurde wahrscheinlich im Jahr 1667 auf Befehl des Großmoguln in Burhanpur vergiftet. Die Mahal Gulara genannte Gartenanlage wurde von Shah Jahan erbaut und befindet sich etwa 21 km außerhalb der Stadt.
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