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Schon die Anfahrt zum Hotel ist ein Erlebnis. Nachdem man durch die engen Gassen der Stadt Kuchaman zentimetergenau an Geschäften und Handwerkern vorbeigefahren ist, erreicht man einen Innenhof am Fuße des Berges, auf dem das Fort thront. Hier befinden sich einige schmucklose Nebengebäude, in denen die Fahrer der Gäste und das Personal untergebracht sind.
Umso größer ist der Kontrast zur Audienzhalle Sabha Prakash, die unterhalb der Burg gelegen als Foyer des Hotels dient. Bei unserer Ankunft war sie jedoch geschlossen, wer sie besichtigen möchte muss wohl danach fragen. Unerwartet steht man dann inmitten von Pracht und Glanz aus dem Jahre 1832. Es gibt Miniaturmalereien, vergoldeten Stuck, kostbare Edelsteine und Deckengemälde. Die Vorfahren der Herrscher haben hier an nichts gespart, um dem Volk ihren Reichtum und damit ihre Macht zu zeigen.
Die Autos werden auf dem Hof geparkt und man steigt im in offene Jeeps, die hoch zum Fort fahren. Der Weg ist mit glatten Steinen gepflastert und führt durch mehrere Tore, die nur im Anschluß an eine Kurve zu durchfahren sind. So konnten Angreifer keinen Rammbock einsetzen und Kriegselefanten schafften die Steigung auf glattem Grund auch nicht.
Selbst der Jeep hat einige Probleme und wir staunten nicht schlecht, denn die Kurven sind so eng, dass es teilweise nur rückwärts hoch ging. Die Fahrer machen das täglich und haben dementsprechend Übung, aber es ist doch ziemlich abenteuerlich.
Nachdem man oben noch ein paar Torbauten durchfahren hat, erreicht man schließlich dasjenige, in dem sich die obere Rezeption befindet.
Vor der Rezeption befindet sich eine Gasse mit einigen Shops. Hier herrschte auch früher schon reges Leben, Kaufleute und Handwerker verschiedener Kasten boten den königlichen Herrschern ihre Waren und Dienste an. Es gab Silberschmiede, Waffenschmiede, Schreiner, Schuster und Töpfer, Weber und Schneider. Heute bietet man hier dem Gast seine Dienste an, natürlich zu einem "Hello Madam, very good price for you, Sir". Man hat kaum eine Chance dort vorbeizugehen, ohne dass ein Ruck durch die meist schläfrig herumsitzenden Händler geht und alle gleichzeitig aufspringen und auf ihre Waren aufmerksam machen. Wir erfuhren besondere Beachtung, denn bis zum Anbruch der Dunkelheit waren wir den ganzen Nachmittag zusammen mit einem australischen Paar die einzigen Gäste im Hotel.
Besonders interessant fand ich den Handwerker, der geschickt aus einem Kunststoff ähnlich wie Siegelwachs bunte Armreifen herstellt. Sein kleiner Sohn ist ein guter Werber und wir blieben stehen, um ihm beim Entstehen eines Reifens zuzuschauen. Das Wachs wird über einem winzigen Holzkohlefeuer erhitzt, dann zu einer Wurst gerollt. Bunte Plastikfäden und Goldglimmer werden aufgetragen und mit eingeschmolzen, dann ein Ring geformt und mit schnellen Schlägen eines Holzstabes in eine halbrunde Form gepresst. Nach dem Erkalten hat man dann einen schönen Armreif mit gleichmäßigem Muster. Natürlich haben wir dem Meister auch 2 Stück abgekauft, darüber war ich später sehr froh, denn so gefertigte Armreifen habe ich an keinem Ort wieder gefunden.
Das Fort Kuchaman ist ein Irrgarten mit zahlreichen Treppen, Dachterrassen, Innenhöfen, Schießscharten und Festungsmauern auf etlichen Etagen und mehreren Ausbaustufen. Man sollte sich auf jeden Fall ausreichend Zeit nehmen um alles zu erkunden. Es werden auch Führungen angeboten. Am Nachmittag streiften wir erst einmal alleine herum. So kamen wir auch zum kunstvoll ausgemalten China Gate. Den Namen bekam es, weil im Inneren Malereien im chinesischen Stil zu sehen sind, die eine Indienreise eines chinesischen Kaufmanns im 18. Jahrhundert darstellen.
Besonders eindrucksvoll fanden wir auch die riesigen Zisternen, die früher bei Belagerungen das Überleben sicherten. Bei manchen sieht man nur die Wasseroberfläche tief unten im Dunkel schimmern, ein offener Speicher befindet sich direkt unterhalb der Frauengemächer. Es war allerdings kaum Wasser drin, dafür umso mehr Tauben und auch eine riesige Bienenwabe. Im Falle einer Eroberung der Festung hätten sich die Frauen des Hauses hier aus den darüber liegenden Fenstern zu Tode gestürzt.
Ebenfalls tief im Bauch der Festung, über rutschige Rampen zu erreichen, liegt der Jal Mahal, der Swimming Pool. Dass unterirdisches Bad mit hohen Bögen und Deckenmalereien ausgestattet wurde vor 250 Jahren erbaut. Heute können im kalten Wasser die Hotelgäste schwimmen gehen und auf dem Rücken treibend die erotischen Malereien an der Decke betrachten, wo einige Frauen gerade mit dem Gott Krishna spielen. Eine Empore führt einmal um den Pool herum.
Bei einem Rundgang ist der weiße Lok-Devatas Tempel immer ein guter Richtungsweiser, wenn man sich mal im Labyrinth der Gänge verlaufen hat. Er wurde von Raja Ranjit Singh erbaut aus Dankbarkeit gegenüber seinem Volk, das angeblich freiwillig als Heer feindliche Invasoren vertrieb und so den Fortstand seiner Dynastie ermöglichte. In einigen Ecken liegen noch verstaubte Kanonenkugeln herum, rechts auf dem kleinen Bild sind sie zu sehen. Wir mussten beim Rundgang immer auf Kopf und Füße achten, da Türen hier meist sehr niedrig und Türschwellen sehr hoch sind. Ganz oben hoch befindet sich der älteste Teil des Fort mit mächtigen Befestigungswällen, Zisternen und Schießscharten, mittendrin der Notstromdiesel des Hotels.
Mehr Informationen zum Fort gibt es noch auf der Seite Prachtzimmer.
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