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Das Fort im kleinen Ort Pokaran wird von vielen Gruppenreisenden meist zu Mittag zum Essen besucht. Dann herrscht hier Hochbetrieb, denn zu den wenigen Europäern gesellen sich noch Busladungen indischer Reisender, welche die hier liegenden Tempel besuchen. Auf die Idee, nur 112 km entfernt vom berühmten Jaisalmer noch einmal zu übernachten kommen wohl nur die wenigsten. Meist lässt sich das mit der Zeiteinteilung nicht vereinbaren, da man Jodhpur-Jaisalmer-Bikaner im Schnelldurchlauf abhakt.
Für Reisende mit ein wenig mehr Zeit und Interesse für das ländliche Rajasthan und für Plätze abseits der Standardkataloge sei ein Aufenthalt im Fort Pokaran empfohlen.
Der Ort Pokaran selbst bietet eher wenig Sehenswertes. Es gibt einen Markt, ein paar Wasserbecken mit einigen Wasservögeln und nahebei eine riesige Militärbasis und Truppenübungsgelände - die Nähe zu Pakistan hat über Jahrzehnte hinweg das Leben hier geprägt. Die gut ausgebauten Hauptstraßen kann man hier fast nirgends verlassen, weil man abseits meist sofort von grimmig dreinblickenden Soldaten angehalten wird. Aber mitten im Ort befindet sich das im 14. Jahrhundert erbaute Fort, welches heute noch vom Thakur von Pokaran, Nagendra Singh Pokaran und seiner Frau Thakurani Yashwant Kumari Pokaran bewohnt wird, falls sie nicht gerade in ihrer Residenz in Jodhpur weilen. Der Fürst darf den aristokratischen Titel Pradhan (The Premier Noble) tragen.
Wir trafen den gerade anwesenden Sohn der Familie zu einem interessanten Gespräch und er ließ es sich nicht nehmen, uns am Abend noch im ganzen Hotel herumzuführen und uns alle Suiten zu zeigen. Denn zusammen mit 3 Indern waren wir die einzigen Übernachtungsgäste im Fort an diesem Abend.
Das weitläufige alte Gebäude ist zu weiten Teilen sehr gut und liebevoll restauriert worden und es wurde gerade noch ein neues, klimatisiertes Restaurant gebaut. Wer genau hinschaut, der sieht, wie viel Mühe man sich dabei gibt. So wurden hier sogar die Klimaanlagen mit dem gleichen durchbrochenen Sandstein der Mauern ummantelt, damit sie nicht so auffallen. Die Bauweise ist eine Mischung aus Rajputen- und Mogulachitetur. Man kann in den zahlreichen Innenhöfen und auf der Mauer herumlaufen. Es gibt viel zu entdecken: eine Kutschen-Galerie mit zahlreichen Armreifen behängt, weitläufige Höfe und putzige Nagetiere auf dem Boden. An vielen Stellen kann man von der Mauer ins Dorf schauen oder zum nebenan gelegenen See. Die Tagesbesucher, meist aus Gujarat, sprachen uns öfters an und wollten zusammen mit uns fotografiert werden.
In einem innen liegenden Hof befindet sich ein Museum, welches gerne von den Tagesbesuchern besichtigt wird. Hier sind wertvolle Stücke aus der Sammlung der Familie ausgestellt: Kleidung, Waffen, Miniaturmalereien, Gebrauchsgegenstände und Schmuck, alles sehr einfach gestaltet, aber auch sehr alt. Ein kleiner, sehr alter Shiva Tempel befindet sich ebenso innerhalb des Forts wie ein bekannter Krishna Tempel - von Zeit zu Zeit begleiten einen Glockengeläut und Besuchergruppen durch den Tag. Wenn die Sonne untergeht und Museum und Tempel geschlossen werden, dann kehrt Ruhe ein im Fort Pokaran.
Ganz neu und wunderschön ist der Poolbereich mit angrenzendem Jacuzzi-Haus, viel Marmor und einem Wasserfall als Zulauf. Bequeme Liegen stehen bereit. In Porkaran kann man es gut auch ein paar Tage lang zum Relaxen aushalten, vor allem wenn man eine der wunderbaren Suiten bewohnt. Das Personal ist hier besonders freundlich und bemüht sich sehr um die Gäste.
Pokaran befindet sich mitten in der kargen Wüste Thar, umgeben von zahlreichen Militärbasen. Der Ort erreichte Berühmtheit, weil Indien hier in der Wüste am 18 Mai 1974 den ersten Nukleartest durchführte. Später dann noch einmal am 11 May 1998. Von Pokaran aus sind es noch 112 Kilometer bis nach Jaisalmer, wir kamen über Osian aus Jodhpur und fuhren am nächsten Tag nach Jaisalmer. In der Regel wird diese Strecke an einem Tag zurückgelegt.
Im Fort Pokaran gibt es 19 Zimmer, davon 4 Royal Apartments, 6 Suiten und 9 Deluxezimmer. Es sollen in Zukunft noch ein paar Zimmer hinzukommen, das Ganze aber überschaubar bleiben. Wenige Wochen vor unserer Ankunft war in Jaisalmer alles ausgebucht und da schlugen sich die Guides und Busfahrer der ankommenden Gäste fast um die Zimmer hier. Wir hatten eine Suite gebucht und bekamen einen Raum, welcher ebenerdig direkt neben der Rasenfläche im Innenhof liegt. Raum Nummer 21, das Shalimar Mahal, ist eines der ältesten Zimmer im Fort und besitzt einen hübschen Vorraum mit bunten Glasfenstern. Dazu gibt es eine kleine Sitzecke und eine tolle Schaukel, die an Ketten von den mächtigen Deckenbalken herunterhängt.
Das angrenzende Schlafzimmer ist klein, aber gemütlich und hat Fenster in Richtung Innenhof Sringar Chowk mit Garten. Es gibt ein Eisenbett mit der üblichen, hammerharten Matratze und karierten Marmorboden. Das Badezimmer ist neu gekachelt und stilvoll mit Marmortrennwand an der Dusche und Marmorablage am Waschbecken ausgestattet. Ein prunkvoller Spiegel mit Goldrand und im Ort hergestellte Silberschalen als Seifenablage runden das harmonische Bild ab. Und heißes Wasser kam auch mit dem notwendigen Druck auf Anhieb.
Über die Abflüsse im Fußboden haben wir die zahlreich vorhanden Papierkörbe und Seifenschalen gestellt, weil der Geruch etwas störend war, das ewig gleiche Problem in alten Bauten. Wir haben uns in dem Zimmer wohl gefühlt, allerdings sahen wir auf dem Rundgang mit dem Sohn des Hauses die anderen, noch größeren Prachtzimmer und die waren wirklich sensationell. Die vier Royal Appartements sind riesig, im Badal Mahal gibt es ein achteckiges Bett. Wir sahen Basant Mahal und das sehr schön in dekorierte Khas Mahal. Ein Knaller ist Sharad Mahal, das größte "Zimmer" im Haus. Hier kann man sich verlaufen, man hat eine ganze Etage für sich alleine, mit Zimmerfluchten. Inklusive einem eigenem Innenhof, dem Sharad Mahal Chowk, in dem man ganz privat sitzen und relaxen kann. Man bot uns sogar einen Umzug an, aber für eine Nacht hatten wir keine Lust wieder alles zu packen.
Das Frühstück nimmt man im beeindruckenden Speisesaal ein. Er ist sehr hoch und weitläufig und kann zum Mittagessen auch größere Gruppen beherbergen. An den Wänden hängen Gemälde, die Familienmitglieder zeigen. Zum Frühstück hatte man zwei Tische eingedeckt: Für uns und für die drei indischen Gäste. Es gab hier kein Buffet, was wir für 5 Leute auch als übertrieben empfunden hätten. Der Kaffee war lecker, es gab Eier auf Wunsch zubereitet und sonst das übliche: Toast, Butter, Marmelade, Bananen, Joghurt und auf Anfrage auch Honig.
Für das Abendessen gab man sich hier ganz besonders viel Mühe. Unser Tisch war direkt am Pool eingedeckt mit Blick auf das beleuchtete türkisfarbene Becken. Die Kellner sind hier eher Hausangestellte der Familie und ein älterer Mann stelle bei unserer Ankunft gleich die Musik an und ließ den Wasserfall ins Becken plätschern. Es wäre mit Sicherheit sehr romantisch gewesen, hätte nicht hinter der Mauer im Dorf eine indische Hochzeit stattgefunden. Diese Hochzeiten sind meist sehr laut, von Kapellen und Böllern begleitet, die unsere sanfte Musik leider stark übertönten. Ein normaler Zustand zur Wedding Season in den Dörfern und Städten von Rajasthan.
Das Essen wurde aufgetischt, sehr schmackhafte Gerichte in kleinen Isoliertöpfen aus Edelstahl. Es gab Huhn und Lamm - wie fast immer mit Knochen - sowie diverse vegetarische Gerichte. Dazu Brot und Reis, bald war auf dem Tisch kaum noch Platz und wir fragten uns, wer das alles essen soll. Um die Gerichte warm zu halten, hatte man um jedes der doppelwandigen Töpfchen extra Frischhaltefolie gewickelt, was aber leider nicht sehr lange hielt.
Das leckere Essen, die nette Umgebung und der unauffällig agierende Service machten das Abendessen zu etwas Besonderem, wir fühlten uns hier sehr wohl. Für ein Kingfisher Bier bezahlten wir die üblichen 150 Rupien, das Essen kostet 500 Rupien pro Person.
eine "off the beaten track" Unterkunft zum Wohlfühlen. Sehr empfehlenswert!
Im November 2007 waren wir für 1 Nacht hier.
Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die sehr gute Webseite vom Fort Pokaran.
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Fort Pokaran
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