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Das Hotel Sardar Samand gehört zur WelcomHeritage Group und ist in jeder Hinsicht etwas Besonderes in Rajasthan. Gerne hätten wir hier zwei Nächte verbracht, aber die erste Nacht war schon lange vorher komplett durch eine Reisegruppe ausgebucht. So schliefen wir statt dessen im Nimaj Palace und kamen erst am nächsten Tag gegen Mittag nach Sardar Samand. Dafür waren wir dann die einzigen Gäste, am Tor war niemand und unser frühes Erscheinen löste erst einmal Erstaunen aus. Der Empfang wirkte so ein wenig merkwürdig und wir wurden nach der üblichen Einschreibeprozedur fast kommentarlos vom Manager in ein wunderschönes Zimmer gebracht. Ganz zum Schluss erinnerte er sich an einige erläuternde Worte zum Ort, zum Hotel und zur Geschichte des Hauses, dann verabschiedete er sich nach Hause, bei nur zwei Gästen hatte er frei. Ehrlich gesagt: es ist nicht toll, inmitten einer Reisegruppe zu sein, aber als einziger Gast in einem luxuriösen Hotel ist auch ein sehr komisches Gefühl.
Das Hotel liegt weitab von allem am Ufer des größten Sees der Umgebung und ist ein echter Geheimtipp. Benannt wurde es nach dem Großvater des aktuellen Maharaja Gaj Singh von Jodhpur. Der See und das umliegende Land wurde von Umaid Singh im Jahr 1933 in Besitz genommen und auf einer Felsnase hoch über dem See baute der Hofarchitekt George Goldstraw eine Hunting Lodge. Er entwarf auch den Umaid Bahwan Palace in Jodhpur, doch anders als beim monströsen Prachtbau in der Stadt entstand am See ein wahres Kleinod, ganz im Art Deco Stil. Hier scheint die Zeit in den 1930er Jahre stehen geblieben zu sein.
Leuchtturmartig ragt das Haupthaus empor, dies ist die Privatresidenz der königlichen Familie. Rechts daneben befindet sich der wunderbare Pool mit einem darunter liegendem Zimmertrakt und schöner Aussicht auf den See, hinter der Auffahrt ein Garten mit Pavillions aus Marmor. Die Wasserbecken hatten leider keinen Inhalt, sollte hier mal alles fertig renoviert sein wird es bestimmt sehr schön.
Auf der anderen Seite der Auffahrt liegt getrennt vom Haupthaus der Gästetrakt mit 19 Zimmern, Speisesaal und Terrassen. Vom den zwei ganz rechts gelegenen Zimmern und den Terrassen des Haupthauses hat man einen wunderbaren Ausblick auf den See, der von zahlreichen Wasservögeln bevölkert wird. Leider waren alle Pelikane weit entfernt am gegenüberliegenden Ufer, aber Kingfisher, Streifenhörnchen, Pfaue, Reiher und zahlreiche Singvögel tummelten sich im Gebüsch am Seeufer. Im Gemäuer nisten Halsbandsittiche, Tauben, Dohlen und Raubvögel beherrschen die Lüfte. Am Abend hörten wir sogar eine Eule im Uferhang. Es gibt einen Nature Walk, der am Ufer entlang führt.
Da wir die einzigen Gäste waren, konnten wir uns ungehindert überall bewegen. Das eigentliche Residenz-Haus war leider verschlossen, doch ein Blick durch die Fenster in den Salon zeigte Art Deco Originale wie Bakelit-Aschenbecher, diverse Lampen und Figuren sowie Lloyd Loom Korbmöbel vom Feinsten. Der Swimmingpool bietet bequeme Liegen und eine herrliche Weitsicht über den See. Leider wurde am Nebengebäude gerade gemalert und gehämmert. Wir vermissten ein wenig den Service am Pool. Man hatte zwar gefragt ob wir etwas wünschen, bevor wir aufbrachen. Doch der Wunsch nach einem Tee entstand erst während unseres langen Aufenthaltes am Pool und dort kam niemand mal vorbei um zu fragen. Zum Winken war es zu weit weg und für eine Order wollten wir nicht extra ins Hotel zurück laufen. Ansonsten war der Service eher lässig, kein Wunder bei nur zwei Gästen und fehlender Manager-Aufsicht.
Sardar Samand liegt inmitten ländlicher Idylle im District Pali, nur 62 km von Jodhpur entfernt. Nach Delhi fährt man 604 km, nach Jaipur 343 km, nach Nimaj 150 km und nach Jaisalmer 295 km.
Die Anfahrt zieht sich und scheint ewig zu dauern, denn um den Palast zu erreichen muss man einige Umwege über schmale Landstraßen in Kauf nehmen. Unser Fahrer, der hier noch nie war, wurde zunehmend unsicherer bei der langen Fahrt durch fast menschenleeres Land. An der Straße wurde überall dort, wo ein trockener Fluss kreuzte, gebaut. Die Brücken wurden verstärkt, zur Monsunzeit fließt hier mit Sicherheit viel Wasser. Am Wegrand ein paar kleine Dörfer und vereinzelte Bauernhäuser, mit Glück trifft man hier sogar auf kleine Antilopenherden.
Am Ende der Fahrt standen wir dann vor einem Tor ohne Wächter. Da es nicht abgeschlossen war haben wir kurzerhand - wie in Australien gelernt - selbst das Gitter geöffnet und sind bis zur Hotelauffahrt durchgefahren. Wie wir später erfuhren, hatte der Wächter gerade Mittagspause. Unser Fahrer war sehr verblüfft, von sich aus hätte er sich das nicht getraut.
Als einzige Gäste bekamen wir das beste Zimmer: Nummer 102 mit direktem Seeblick. In einer Ecke halbrunde Wände, eine hübsche Sitzgarnitur in einer Fensterecke, maßgefertigte Jalousien und einige Art Deco Einrichtungsgegenstände fanden sich hier. Klein, aber fein. Der moderne Fernseher funktionierte leider nicht, es war kein Programm zu empfangen. Die runden Ecken und warmen Farben machten das ganze Zimmer sehr gemütlich. Beige-, Braun- und Grün-Töne waren vorherrschend, an den Wänden befanden sich Zeichnungen von Tieren. Man betrat zuerst das Schlafzimmer, dahinter gab es einen großen Ankleideraum mit Spiegelfront und viel Stauraum in Schränken und einem Wäschekorb aus Rattan. Hier gibt es eine Verbindungstür zum Nachbarzimmer, aber da dieses nicht belegt war hatten wir Ruhe. Da die Möblierung zum Teil noch aus Originalen aus der Art Deco Zeit besteht wundert es nicht wenn einiges ein wenig abgewohnt ist. Aber dem Charme eines Originals kann man kaum widerstehen und meint, in diesem Ambiente kommt Hercule Poirot gleich persönlich um die Ecke um zu ermitteln.
Im Anschluss an das Ankleidezimmer folgt dann noch ein wunderschönes Marmorbad mit verspiegelter Front hinter der Badewanne und riesigem Duschkopf. Im Gegensatz zu einigen anderen Unterkünften funktionierte dieser einwandfrei und man stand unter einem angenehmen Regen aus heißem Wasser.
Sehr schön an diesem Zimmer war auch die davor liegende möblierte und überdachte Loggia, die man sich hier nur mit dem Nachbarzimmer teilt. Direkt nebenan befinden sich der Salon und das Speisezimmer. Auf hellgrünen Korbmöbeln kann man mit Seeblick relaxen und sich vom Service Essen und Getränke servieren lassen. Eine Speisekarte befindet sich in jedem Zimmer. Die Aussicht ist grandios, rechts die Privatresidenz und links liegen Sandsteinklippen, der Ausblick aus dem Ankleidezimmer ähnelt einem Gemälde von Caspar-David Friedrich. Direkt unterhalb der Loggia beginnt ein steiler Pfad zum Seeufer. Am Nachmittag und am Abend ist die Aussicht über den See besonders schön, am Morgen schaut man gegen die Sonne. Ist die Sonne untergegangen tummeln sich kleine Gekkos an den Wänden und ein Deckenfluter beleuchtet die Veranda.
Nachdem auch das Personal zur Ruhe gegangen war beschenkte uns Sardar Samand mit einer Nacht ohne Lärm, Feuerwerk und Verkehr - fast absolute Stille, Eulenrufe, Wellenplätschern. In Indien etwas ganz besonderes.
Das Frühstück wurde im Speisesaal eingenommen, auf unsere kleine Terrasse vor dem Zimmer schien am Morgen direkt und blendend die Sonne. Da war es leider zum Sitzen viel zu warm. Also wurde im Inneren unter den Jagdgemälden gedeckt und die eifrigen Kellner brachten alles auf Wunsch, standen aber dann daneben um zu sehen ob es uns auch schmeckte. Am Ankunftstag hatten wir Masala Chai, also indischen Tee mit Milch und Gewürzen bestellt. Dieser schmeckte scheußlich, ein Teebeutel in Milch für 50 Rupien. Nach unserer Beschwerde kündigte der Kellner an, am Morgen eigenhändig guten Tee zuzubereiten. Das tat er dann auch und wir mussten nach dem Kaffee dann auch noch den Tee trinken. Letzterer war dann aber wirklich sehr gut und die Hotelehre damit gerettet.
Die Eier waren auf Wunsch perfekt zubereitet, sonst gab es neben den üblichen Dingen hier auch einen großen Topf Porridge - von uns ein wenig misstrauisch beäugt. Ich habe sogar ein wenig davon probiert, obwohl es eigentlich nicht mein Ding ist. Aber der Kellner guckte ganz traurig als er sah, dass der Topf noch fast voll war...
Vor dem Abendessen kann man sich im Salon aufhalten. Hier gibt es Lesestoff und sogar ein Fernglas für die Vogelbeobachtung. Überall hängen Bilder, die Jagdszenen zeigen. Das Abendessen bestellten wir schon am Nachmittag, damit der Koch alles frisch und trotzdem zeitig zubereiten konnte. Das man für zwei Gäste keinen großen Aufwand betreibt, konnten wir ja verstehen. Also suchten wir uns aus der nicht sehr umfangreichen Speisekarte ein paar Gerichte heraus, die wir dann am Abend zusammen mit einem Kingfisher Bier serviert bekamen. Das Bier kostet hier wie fast überall in den Hotels 150 Rupien.
Das Essen selbst gehörte nicht zu den kulinarischen Highlights, man bemühte sich sehr, aber für unseren Gaumen bekamen wir eher Mittelmaß. Der Service bemühte sich auch, konnte aber eine gewisse Langeweile kaum verbergen. Wir kamen uns auch komisch vor, so ganz alleine im Speisesaal mit mehreren Angestellten um uns herum. So nahmen wir das Abendessen ein und zogen uns anschließend auf unsere kleine, private Loggia zurück.
Eine Zeitreise zurück in die 30er Jahre, für Naturfreunde, Ruhesuchende und Art Deco Fans. Mal eine vollkommen andere Art der Unterkunft in Rajasthan und sehr empfehlenswert.
Im November 2007 waren wir für 1 Nacht hier.
Wer sich direkt informieren möchte, hier ist die Webseite vom Sardar Samand.
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