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Die Anziehungspunkte der Altstadt unterhalb der Festung sind vor allem die Havelis, ehemalige Wohn- und Geschäftshäuser der zu Reichtum gekommenen Händler, sowie verschiedene Jaintempel. Für einen Rundgang braucht man eigentlich keinen Führer, denn die Stadt ist klein und übersichtlich. Trotzdem sollte man die lokale Bevölkerung unterstützen und so nahmen wir die Dienste sehr ernsten jungen Mannes in Anspruch, dessen Namen ich leider vergessen habe und der mit den Führungen sein Studium finanziert. Er war ungewöhnlich groß, fast so lang wie Michael, und sein Englisch war sehr gut verständlich. Zusammen machten wir uns vom Hotel aus zu Fuß auf den Weg in die Unterstadt, um uns die verschiedenen Havelis anzusehen.
Auf dem größten Platz des Ortes, dem Manik Chowk am Eingang zum Fort, sitzen Markfrauen in traditioneller Kleidung und bieten ihre Waren an. Dann folgt ein Gang durch enge Basarstraßen, um einige Kühe und Kamele herum. Der Klang von einem Streichinstrument namens Ravanhatha ist oft zu hören.
Zum Schutz gegen die Sonne reihen sich bis zu vier Stockwerke hohe Häuser mit Innenhöfen in den engen Gassen aneinander. Die herrlich geschmückten, goldgelben Sandsteinfassaden verraten Wohlstand und Kunstsinn und sind wohl einmalig in der Welt. Man muss sie einfach gesehen haben, denn auch wenn sie auf den ersten Blick so aussehen wie aus Holz geschnitz: hier ist alles filigran aus Stein gemeißelt. Winzige Fenster, zahlreiche Erker, Konsolen von Lotoszapfen oder Elefantenköpfen getragen und jede Menge feinstes Gitterwerk. Die Balkone heissen hier Jarokha, sie sind mit bengalischen Dächern (Bangaldar) verziert und Steingitter (Jali) schützen vor Sonne und Blicken. Diese prächtigen Fassaden zieren ganze Straßenzüge.
Die Jali mit ihren feinen Durchbrechungen ergeben ein wunderbares Zusammenspiel von Licht und Schatten, was man besonders im kühlen Inneren betrachten kann. Denn die Architekten mussten beim Bau eines Havelis dafür sorgen, daß während der hier herrschenden extremen Sommerhitze möglichst wenig Sonnenlicht in die kühlen Räume fiel und dennoch ein Luftzug möglich war.
1974, anlässlich der Eröffnung des indischen Atomzentrums in der Nähe von Pokaran, flog Premierministerin Indira Gandhi im Hubschrauber über Jaisalmer. Ihr gefielen die Bauten und am nächsten Tag kam sie in die Stadt um diese näher zu betrachten. Danach stellte sie sofort staatliche Mittel zur Restaurierung und Erhaltung zur Verfügung. Sandstürme und Monsunregen verursachen immer wieder Schäden, der Beseitigung kostet viel Geld.
Zuerst besuchten wir das prächtige Nathmal Ki Haveli, das eine besondere Geschichte hat. Einst wohnte ein Premierminister in dem um 1885 errichteten Prachtbau. Die Schnitzerereien im rechten und linken Flügel dieses Gebäudes wurden von zwei verschiedenen Moslem-Steinmetzen und Architekten, den Silawats, errichtet. In diesem Fall waren es zwei Brüdern, Hathi und Laloo, von denen jeder einen Flügel des Hauses übernahm. Sie versprachen, einander nicht zu kopieren. Auf den ersten Blick sehen die beiden Hälften der Fassade fast gleich aus, aber je länger man hinschaut, umso mehr Unterschiede erkennt man. Kein Ornament kommt zweimal vor, dennoch ist alles im gleichen Stil verziert und auch im Inneren setzt sich die kaum sichtbare Trennung fort.
Durch den Eingang, den man über eine Steintreppe erreicht, die von zwei mächtigen Steinelefanten flankiert wird, gelangt man in das Innere. Die Elefanten waren einst Zeichen, dass hier der Premierministers (Diwan) residiert. Heute noch wohnen hier die Nachfahren von Nathmal und ein junger Mann, der sich als Sohn des Hausbesitzers vorstellte, führte uns hinauf in die erste Etage. Zusammen mit einem Führer kommt man hier eher herein. Oben befindet sich, natürlich, ein Verkaufsraum mit kunstvollen Antiquitäten oder Nachahmungen, was auch immer. Etwas Besonderes sind allerdings die prächtigen Wandmalereien, die ich auf Nachfrage auch fotografieren durfte. Auf dem kleinen Bild rechts tanzt Krishna mit den Goupies. Wenn man das Nathmal Ki Haveli besucht, dann ist zwar die Fassade schon prächtig, aber beonders die wenigen öffentlich zugänglichen Innenräume lohnen einen längeren Blick.
Nach der Kurzführung folgte natürlich eine Aufforderung zum Kauf, weil man ja keinen Eintritt nehmen würde und der Erhalt des Gebäudes so viel Geld kosten würde. Es gab wirklich ein paar hübsche Souvenirs, die wir aber leider nicht brauchten. Ein prächtiger Elefant mit Schnitzereien aus Bein sollte 300 Euro kosten, zwar nicht zu viel für die wunderschöne Arbeit, aber eine Halskette in einer Vitrine war dann doch eher in unserem Budget. Halbedelsteine werden mit Ton an einer Lederkette befestigt, eine typische Arbeit aus Jaisalmer, die wir dann recht preiswert als kleines Souvenir kauften. Dies sollte aber der letzte Kauf in einem Haveli in Jaisalmer sein, denn im Allgemeinen ist alles ziemlich teuer und spätestens nach dem dritten Verkaufsshop nerven die Besuche der Innenräume.
Die nächsten Havelis waren noch prächtiger an den Fassaden. Das Salim Singh Haveli nördlich vom Zentralmarkt ist im Stil von Tausendundeiner Nacht erbaut, mit einem eindrucksvollen, gewölbten Pfauenmotivdach. Der Besitzer dieses Anwesens namens Salim Singh war ein despotischer Premierminister im späten 17. Jahrhundert und für seine Grausamkeit berüchtigt. Nach der Legende versuchte er sein Haveli ebenso hoch zu bauen wie den Herrscherpalast und plante sogar eine Verbindungsbrücke zu den fürstlichen Gemächern.
In einer sehr engen Gasse findet man das atemberaubendste all der schönen Havelis von Jaisalmer, das Patwon-Ki-Haveli. Patwas heißen die Kaufleute, die einst mit wertvollen Waren, wie Brokat, Gold- und Silberstickereien regen Fernhandel mit Afghanistan, China, Madras und Calcutta betrieben. Da der Kaufmann Guman Chand Patwa fünf Söhne hatte, besteht der riesige Komplex aus fünf separaten Wohnungen, die alle miteinander verbunden sind. 50 Jahre lang wurde an dem Haveli gebaut, heute steht es unter Denkmalschutz.
Ein Teil des Haveli ist heute in Staatshand und im Inneren ziemlich verwahrlost. Die Fassade ist zwar atemberaubend, das Innere aber ausgeplündert und spartanisch. Die Wandgemälde sind in vielen Bereichen zerstört, viele Verzierungen herausgeschlagen und an den Decken hängen unzählige Fledermäuse. Zusammen mit den überall anwesenden Tauben verbreiten sie eine Menge Dreck, hier ist jahrelang nichts gepflegt worden. Ein wirklich trauriger Anblick, bei dem man sich fragt, in wessen Taschen das Eintrittsgeld verschwindet. Abgeschlossen wird der fünfstöckige Bau von einer Dachterrasse mit hoher, von Jaligittern durchbrochenen Balustrade von der aus man einen schönen Blick über die Stadt hat.
In einem anderen Haveli befand sich eine Art Kaufhaus, in dem man ganz unverbindlich die Ware anschauen sollte. Eine große Gruppe Franzosen ließ sich gerade kunstvoll bestickte Bettdecken zeigen, die hier wahrscheinlich ein Vielfaches kosten wie anderso. Da wir weder Bettdecken noch Paschmina-Schals kaufen wollten, verließen wir das Innere recht schnell wieder. Nach einem intensiven Rundgang geht es einemal schon mal auf den Geist, wenn man überall nur Shops vorfindet in denen man etwas kaufen soll. Es gab nur eine interessante Ausnahme: der kleine, voll gestopfte Laden in einem der 5 Teile des Patwa Haveli. Der stolze Besitzer zeigte uns allerlei schöne Dinge in dem bis unter die Decke vollenGeschäft. Zwischen den Waren konnte man noch die ursprünglichen Wandgemälde besichtigen. Von diversen Gefäßen zur Aufbewahrung von Opium bis hin zu Dolchen, wie wir sie bisher nur im Museum gesehen hatten, gab es eine Fülle an wirklich seltenen und alten Dingen. Hier im Basant Art Emporium war alles käuflich. Die Preise sind fest, der Besitzer hat die Antiquitäten über Jahre angesammelt und aufgekauft. Ganz sicher waren wir nicht, ob man die alten Teile auch wirklich ausführen darf. Der Dolch unten auf dem Foto war besonders schön uns sollte 300 Euro kosten. Wer so etwas sucht und über die Exportbestimmungen informiert ist, der sollte hier mal stöbern gehen, es lohnt sich.
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Die Altstadt von Jaisalmer
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