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| Am Ufer |
Aït-Ben-Haddou ein beliebtes Ziel für Reisende, die die Schönheit der marokkanischen Landschaft und die historische Bedeutung des Ortes erleben möchten. Trotz der Touristenströme mit einer stark zunehmenden Anzahl an Tagestouristen und der sich immer wieder einfindenden Filmemacher aus aller Welt ist Ait-Ben-Haddou eine der wenigen noch einigermaßen gut erhaltenen Lehmbausiedlungen in Südmarokko.
Vielleicht kommen viele ja gerade wegen dieser Filme, die hier gedreht wurden. Darunter die berühmtesten: Lawrence von Arabien (1962), Auf der Jagd nach dem Juwel vom Nil (1985), James Bond 007 - Der Hauch des Todes (1987), Himmel über der Wüste (1990), Die Mumie (1999), Gladiator (2000), Alexander (2004), Prince of Persia - Der Sand der Zeit (2010) und natürlich Game of Thrones (2012). Letzteres zieht wohl besonders viele Fans an, weltweit sind die Orte, an denen Szenen dafür gedreht wurden, heillos überlaufen.
Den Ksar betritt man, nachdem man auf dem Fußweg von der Hauptstraße her zahlreiche Souvenir Shops passiert hat, über eine Fußgängerbrücke. Der Eintritt ist hier kostenlos, auch wenn manche darüber berichten, dass sie an einem Seiteneingang Eintritt bezahlen sollten. Wir waren zwar später auch am Seiteneingang unten am Fluß, aber es hatte sich wohl herumgesprochen, dass dort zu Unrecht kassiert werden sollte, und die Bauernfänger hatten sich einen anderen Arbeitsplatz gesucht.
Der Ounila-Fluss, der direkt am Dorf vorbeifließt und den alten vom neuen Teil teilt, ist meist trocken. Er kann aber während der Regenzeit Wasser führen. Wir hatten Glück und es war noch Wasser im Fluss nach den heftigen Regenfällen im September 2024. Am Ufer wachsen noch Dattelpalmen, die aufgrund der kühlen Höhenlage aber nur wenig Früchte hervorbringen. Ihre faserige Stämme wurden jedoch in früheren Zeiten beim Bau der Decken und Aufgänge in den Wohnburgen verbaut und aus den Palmwedeln wurden Matten, Körbe und Stricke geflochten.
Hat man das andere Ufer erreicht, schiebt man sich mit allen anderen erst einmal bergauf zum Gipfel und kommt dabei - was sonst - an noch mal ganz vielen Souvenir Shops vorbei.
Das alte Dorf besteht aus mehreren eng aneinander gebauten und teilweise ineinander verschachtelten Wohnburgen, die hier Tighremts genannt werden. Deren Lehmmauern ruhen auf natürlichem Fels und haben eine Sockelzone aus Findlingen. Die Bauten mit ihren Ecktürmen und Zinnen verleihen dem Ort sein wehrhaftes Aussehen, welches durch die Hanglage noch verstärkt wird.
Ein kleiner Teil des Lehm-Dorfes ist weiterhin bewohnt, während die meisten Bewohner inzwischen in moderneren Siedlungen auf der anderen Seite des Flusses leben. Es gibt hier mittlerweile sogar zwei Unterkünfte: die Kasbah El Hajja und die Kasbah Tebi mittendrin und einige Restaurants mit Rooftop, die schöne Aussicht auf die Umgebung bieten.
Wir waren recht früh am morgen hier, in der irrigen Annahme, dann wäre es weniger voll. Mag ja sein, dass es noch voller sein kann zur Hochsaison, uns hat der ganze Rummel auch so schon gereicht. Es gibt schon eine Einbahnstraßen-Regelung für die Laufrichtung, die als Pfeile auf die Mauern gepinselt wurde.
Um das Ganze hier halbwegs einsam zu erleben, muss man wohl im Sommer kommen bei 45°C. Wir wurden immer genervter vom Massentourismus, vor allem waren viele Besucher ganz furchbar laut, schrien herum von einer Ebene zur anderen und blieben plötzlich mitten in den engen Gassen stehen um Selfies zu machen.
Dennoch liefen wir mit dem Strom der Besucher ganz hoch und machten ein paar Bilder, begleitet von einem Hund der uns gar nicht mehr gehen lassen wollte. Ich hatte jedenfalls beim ganzen Besuch immer den Song Rock the Casbah der britischen Punkrock-Band The Clash im Kopf, dessen Sound zur Stimmung passte - daher habe ich diese Seite so benannt.
Bis ganz an die Spitze des Hügels steigen wir in der heißer werdenden Sonne. Auf der Bergkuppe oberhalb des Ksar befindet sich eine im 17. Jahrhundert zur besseren Kontrolle der Bevölkerung errichtete Festung. Ganz oben drauf befinden sich noch Ruinen einer kleinen alten Speicherburg, eines Agadirs, in dem Lebensmittel und Wertvolles gelagert wurden. Es bietet sich ein fantastischer Blick auf das grüne Band des Flusses und die braunen Hügel der Umgebung. Auf dem Friedhof auf der anderen Hangseite markieren niedrige Steine am Kopf- und am Fußende die Gräber der mit dem Gesicht nach Mekka ausgerichteten Verstorbenen. Hier oben treffen sich am Abend dann alle zum Sonneuntergang. Das hatten wir eigentlich auch vor, aber wir haben es uns angesichts des Gedränges doch erspart.
Als immer weiter neue Menschengruppen den Weg von der Brücke her hochkamen, gingen wir auf der anderen Seite raus. Hier wurde es ruhiger und wir waren wieder etwas entspannter. Dabei kamen wir außerhalb der Stadtmauer schon in Oasenlage an einem Souvenir Shop mit Festpreisen vorbei, dessen Besitzer wohl gerade Mittagspause machten. So konnten wir uns in Ruhe die Preise ansehen und dann weiter in Richtung Flussufer gehen.
Hier fanden wir dann, das wir weiter oben vermisst haben: Etwas mehr Ruhe und eine schöne Aussicht auf die Gebäude, die wir hier anschauen und fotografieren konnten. Von hier unten wirkt der Ksar erst recht wie eine Burg, die ursprünglich völlig fensterlosen Tighremts von Ait Benhaddou wurden alle um Innenhöfe herum gebaut, durch welche Licht und Luft in die Stallungen und Lagerräume im Erdgeschoss sowie in die Wohn- bzw. Schlafräume in den oberen Geschossen gelangen konnte.
Auffällig ist, dass der alte Ksar von keinem Minarett überragt wird. In den von Berbern bewohnten Dörfern im Süden Marokkos gab es zwar einfache Gebetsräume, doch verzichtete man außerhalb der Städte bis ins 20. Jahrhundert hinein auf den Bau von Minaretten. Das ist heute anders, jede Ansammlung von Häusern wird von einer neu gebauten Moschee überragt.
In der Vergangenheit hielten sich hier Verfall und Wiederaufbau die Waage. Aber es hat hier seit Jahren kaum noch geregnet mit daraus resultierendem sinkenden Wasserstand. Die Jugend wandert in die Städte ab und die zusätzliche Belastung durch immer größer werdende Touristenströme stellen den dauerhaften Bestand der Siedlung in Frage.
Der Wandel vom Dorf zum Freilichtmuseum ist unumkehrbar, denn der Erhaltungsaufwand für die Lehmbauten ist enorm. Für den Film Jesus von Nazareth wurde ein Großteil von Aït-Ben-Haddou gegen Ende der 1970er Jahre restauriert. Auch in den Jahren 2000 bis 2015 wurden umfangreiche Renovierungsmaßnahmen durchgeführt, dabei wurde eine ehemals wahrscheinlich vorhandene Stadtmauer aus Stampflehm in Teilen erneuert.
Wir erreichten das "Tor aus Gladiator" unten am Fluss, eine der bekanntesten Filmkulissen in diesem historischen Ksar. Die Szene stammt aus dem Jahr 2000, als der Film Gladiator von Ridley Scott dort gedreht wurde. Aït-Ben-Haddou diente dabei als Kulisse für die nordafrikanische Stadt Zucchabar, in der Maximus Russell Crowe nach seiner Gefangenschaft als Sklave ankommt und seine Karriere als Gladiator beginnt.
Das Tor wurde für den Film optisch aufgewertet und mit temporären Kulissenelementen ergänzt, um die Atmosphäre des antiken Römischen Reichs zu verstärken. Nach den Dreharbeiten wurde aufgrund der Nähe zum Weltkulturerbe ein Teil der Kulisse wieder entfernt - am Standort der kleinen Kampfarena befindet sich heute ein kreisförmiger Berbermarkt mit Zelten - aber das Tor ist aufgrund seiner markanten Architektur und der weltweiten Bekanntheit des Films eine Attraktion geblieben. Einige der baulichen Ergänzungen wurden in das bestehende Ensemble integriert, was Aït-Ben-Haddou noch faszinierender für Besucher macht.
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