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GOUDA IM WINTER

Eine Kurzreise führte uns im Dezember 2017 in die Niederlande. Von Twente aus fuhren wir auf der Autobahn zu unserem Tagesziel, dem kleinen Ort Bergambacht im Süden von Gouda. Unterwegs fing es an zu schneien, die Sicht wurde immer schlechter und wir waren am Ende des Tages froh, heil im Hotel angekommen zu sein.

Trotz widriger Wetterverhältnisse machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Gouda, einer Stadt in der Provinz Südholland am Zusammenfluss von Gouwe und Hollandse IJssel. Weltbekannt ist der Ort durch den Gouda-Käse, der aber gar nicht in der namengebenden Stadt, sondern im schönen Umland hergestellt wird. Das habe ich auf der eignen Seite Polderlandschaft vorgestellt.

Die cleveren Stadtväter erwarben aber im Mittelalter das alleinige Marktrecht. Jeder Käsebauer, der seine Produkte verkaufen wollte, musste das in Gouda tun und so kam der Käse zu seinem Namen.

Im Sommer zwischen April und September findet auf dem Marktplatz bis heute jeden Donnerstagvormittag der traditionelle Käsemarkt statt, der viele Besucher anzieht. Genau wie früher handeln die Bauern und Händler mit Handschlag um den besten Käse, heute ein recht touristisches Spektakel mit viel Theatralik und Geschrei. Hier sieht man dann auch die berühmten Goudaer Käsemädchen, meist umringt von Touristen.

Andere bekannte Produkte aus Gouda sind Tabakspfeifen und Kerzen. Und leckere Sirupwaffeln, die hier im 19. Jahrhundert erfunden wurden und die in Holland Stroopwafel genannt werden. Sie bestehen aus zwei krossen, runden und aufeinander liegenden dünnen Teigwaffeln mit einem Durchmesser von etwa 10 Zentimetern, zwischen denen sich eine ebenso dünne Füllung aus Karamell befindet. Das älteste Rezept für Stroopwafels stammt aus dem Jahr 1840. Laut dieser Anleitung wurden die Waffeln anfangs aus Teigresten und Krümeln gebacken und mit Stroop, also mit Zuckersirup gefüllt. Sie waren günstig und wurden deshalb auch Armeleutekuchen genannt. Traditionell werden sie mit Kaffee, Tee oder Kakao konsumiert. Dabei kann man sie vor dem Verzehr auf die Tasse legen, um sie so zu erwärmen und den Sirup zu verflüssigen. Natürlich haben wir uns auch welche mitgebracht, hier schmecken sie immer noch am besten. Hier ist ein Backrezept.

Im 19. Jahrhundert gab es über 100 Sirupwaffel-Bäcker in Gouda mit eigenen Familienrezepten. Heute existieren nur noch zwei Unternehmen, in denen tagesfrisch gebacken wird: die Bäckerei van Vlaam und die Konditorei van den Berg.

Eine überregional bekannte Veranstaltung ist die jährlich stattfindende vorweihnachtliche Veranstaltung "Gouda bij Kaarslicht", die im Volksmund Kerzenabend genannt wird. Den Termin haben wir leider knapp verpasst, wir waren eine Woche zu früh hier.

In frühen Urkunden wurde häufig als Städtenamen die lateinische Bezeichnung Golda verwendet. Andere Namen der Stadt waren Die Golda, Ter Goude und Tergouw, die allesamt auf die Lage an der Gouwe verweisen. Insbesondere Tergouw ist bis heute umgangssprachlich die gängige Bezeichnung der Einwohner für ihre Stadt, auch um die Stadt von der gleichnamigen umliegenden Region Gouda zu unterscheiden.

Ein gängiger Beiname der Stadt ist natürlich auch Käsestadt. Unter Niederländern wird auch gerne der Spottname Kaaskoppen (Käseköpfe) für die Bewohner verwendt. So werden auch die Leute von Alkmaar genannt, die ebenfalls für ihre Käseherstellung berühmt sind.







Stadtrundgang

Nachdem Gouda von Graf Floris V. von Holland im Jahr 1272 die Stadtrechte erhielt, entwickelte es sich rasch zu einem bedeutenden Handelszentrum. 1361 und 1438 verwüsteten große Brände die Stadt. 1572 wurde sie von Kaperfahrern namens Wassergeusen geplündert und teilweise niedergebrannt.

Ab 1602 wütete in Gouda, wie auch in anderen Orten in den Niederlanden, die Pest und erst um 1750 hatte sich die Bevölkerungszahl davon erholt. Trotzdem spielte die Stadt bis ins 17. Jahrhundert national und international eine wichtige Rolle. Nach dem Niedergang der Tuchindustrie konzentrierten man sich auf die Käseproduktion und die Herstellung von Pfeifen.

Später verfügte Gouda über eine florierende Brauindustrie und bis in das 20. Jahrhundert hatten sich zahlreiche größere und kleinere Keramikmanufakturen angesiedelt. Die meisten von ihnen schlossen Mitte der 1930er Jahre. Einige wenige versuchten einen Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, was misslang. Die Art déco und Jugendstil Gegenstände dieser Manufakturen sind heute begehrte Antiquitäten.

Unser Rundgang fand an einem sehr kalten Tag statt, es schneite heftig. So gingen wir ab und zu mal in Geschäfte, um uns aufzuwärmen. Seitdem sind wir im Besitz eines schönen Essbestecks, das wir in Gouda in einem Küchengeschäft entdeckt haben.

Goudas Innenstadtgebiet liegt auf lehmigem Untergrund, ein großer Teil des übrigen Gebiets aber auf weichem Moorboden. Diese weichen Böden führen dazu, dass Teile der Stadt regelmäßig von Grundsenkungen bedroht sind. Die erforderlichen Gegenmaßnahmen belasten die Stadt finanziell sehr schwer.

Beeindruckend ist natürlich das schöne Stadthaus in der Mitte des Marktplatzes, eines der ältesten gotischen Rathäuser der Niederlande. Es wurde zwischen 1448 und 1450 nach dem letzten großen Stadtbrand aus Naturstein erbaut. In den Jahren 1692 und 1880 wurden Umbauten am Gebäude durchgeführt. Die letzte Restaurierung fand 1996 statt, es gibt eine Frontbemalung von 1952 und ein Glockenspiel mit mechanischen Rittern auf Pferden.

Sehenswert ist auch das Waaghaus an der Nordseite des Marktes, es wurde 1668 vom Architekten Pieter Post erbaut. Ein Relief am Gebäuse stellt dar, wie man früher Käse wog.

Die Sint Janskerk liegt südöstlich vom Marktplatz und ist mit 123 Metern die längste Kreuzkirche in den Niederlanden. Sie hat 70 Glasfenster, die auf niederländisch als Goudse Glazen bekannt sind.

Gouda ist jenseits seiner Käsetradition eine angenehme Stadt mit vielen Grachten, kleinen Boutiquen, Cafés und Restaurants. Uns hat es hier sehr gut gefallen, irgendwann kommen wir sicher noch mal hierher wenn es wärmer ist.

Unten sind noch ein paar Fotos aus der verschneiten ländlichen Umgebung von Gouda zu sehen, da ich in der Stadt bei dem Wetter nicht besonders viele Fotos gemacht habe.







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Gouda

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