Archiv : Infos und Bilder aus 2005

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WEIDEWIRTSCHAFT

Wer an Neuseeland denkt, der denkt an Schafe. Und die gibt es hier auch, millionenfach. In Neuseeland leben etwa zehn Mal so viele Schafe wie Menschen und Weidewirtschaft wird sehr intensiv betrieben. Etwa 44% der Landfläche werden landwirtschaftlich genutzt, davon sagenhafte 90% alleine für die Weidewirtschaft. Überall, wo es ein wenig Grün gibt weiden Schafe oder Rinder, manchmal sogar auf schmalen Streifen am Rand der Straße. Viele Weiden sind nicht umzäunt, so daß man beim Fahren, vor allem in abgelegenen ländlichen Gebieten, extrem aufmerksam sein muss.

Neuseeland ist eines der wenigen Industrieländer weltweit, die ihre Landwirtschaft kaum mehr subventionieren und ihren Agrarmarkt vollständig geöffnet haben. Noch vor 20 Jahren war das ganz anders. Heute ist die neuseeländische Landwirtschaft wettbewerbsfähig und auf den Weltmärkten sehr erfolgreich. Kiwifrüchte oder Lammfleisch vom anderen Ende der Welt sind auch in unseren Supermarkttheken eine Selbstverständlichkeit geworden. Landwirtschaftliche Produkte sind in Neuseeland der Exportschlager, sie machen immer noch über die Hälfte des gesamten jährlichen Exportwerts aus. Neuseeland ist sogar weltweit der größte Exporteur von Lammfleisch und Milchprodukten und der zweitgrößte Exporteur von Wolle.

Dafür tut man auch einiges. Riesige Weideflächen werden sogar per Flugzeug gedüngt um den Graswuchs zu erhöhen, was nicht gerade umweltfreundlich ist – dafür gibt es hier aber wunderschöne, saftiggrüne Weideflächen die die Fotografen so sehr lieben. Extreme Temperaturen sind auf den Inseln eher selten, und ein mildes Klima mit einem ausgewogenen Verhältnis von Niederschlag und Sonne begünstigen ebenfalls die landwirtschaftliche Produktion. Weiden können hier das ganze Jahr über genutzt werden und so kann auf zusätzliches Futter und teure Stallhaltung verzichtet werden.

Aber auch viele Rinder weiden auf dem saftigen Grün, allerdings sind Milchprodukte wie Joghurt und Käse wegen der fehlenden Subventionen im Gegensatz zu Europa deutlich teurer. Mehr als fünf Millionen Milchkühe und rund viereinhalb Millionen Rinder gibt es in Neuseeland. Verfüttert wird hier generell wenig Fleisch- und Knochenmehl. Seit dem 1. Januar 2000 ist ein Gesetz in Kraft, das die Verfütterung von Wiederkäuerproteinen an andere Wiederkäuer verbietet. In Neuseeland ist bisher kein einziger Fall von BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathie) aufgetreten. Außerdem gibt es hier auch keine Scrapie, das ist eine Traberkrankheit bei Schafen. Fleisch kann man also bedenkenlos genießen und relativ günstig in den Supermärkten kaufen.

Schweine- und Geflügelzucht spielen in Neuseeland nur eine untergeordnete Rolle, die Zucht von Rotwild ist in den letzten Jahren eine neue Einnahmequelle geworden. Das Fleisch erfreut sich zunehmender Beliebtheit.


Gase

Und noch eine interessante Anmerkung am Rande: Die neuseeländischen Farmer zahlen seit Mitte 2004 eine Gas-Steuer auf Rinder, Schafe, Ziegen und Wild. Diese beträgt je nach Gattung zwischen neun und 72 Cent pro Tier. Mit den so eingenommenen Geldern soll eine neue Forschungsorganisation mit dem Namen Agricultural Emmissions Research finanziert werden, welche die Umwelt-Auswirkungen von Methan-Gas aus Tier-Blähungen und -Rülpsern untersuchen soll. Das ist wirklich kein Scherz, denn in Neuseeland stammen immerhin ca. 50% aller schädlichen Treibhausgase aus solchen Tier-Emissionen. Die Farmer sollen dafür dann zum Ausgleich von anderen Emissionsabgaben befreit bleiben, die andere Industrien ab 2007 zahlen müssen. Das neue Gesetz löste verständlicherweise wenig Begeisterung bei den Farmern aus. Und an alle Reisenden in Neuseeland: Keine Angst, es stinkt dort nicht. Auch wenn man das ja eigentlich nach dieser Lektüre vermuten würde...



Video zum Thema

Two Mates at the Te Kuiti Shears 2006