SELTENE BEGEGNUNG - Mai 2013

Irgendwo in den Weiten des zentralen Kruger National Park, den genaue Platz möchten wir nicht nennen, hatten wir noch eine ganz besondere Begegnung: Wir sahen eines der seltenen Spitzmaul-Nashörner.

Leider hat die Wilderei in den letzten Jahren in Südafrika sehr stark zugenommen. 2013 fielen in Südafrika nach Angaben des Umweltministeriums 1.004 Nashörner Wilderern zum Opfer. Das ist die mit Abstand höchste Zahl der jüngeren Vergangenheit. 2012 wurden 668 Rhinozerosse illegal getötet, 2011 waren es 448. Am schlimmsten betroffen ist leider der beliebte Kruger National Park. Die meisten Wilderer, oft schwer bewaffnet und gut organisiert, kommen laut den südafrikanischen Behörden aus dem Nachbarland Moçambique.

Bis zu 60 Gruppen dringen vor allem bei Vollmond, wenn sie ihr dreckiges Geschäft besonders leicht verrichten können, in den Park ein und schlachten die Nashorn-Population gnadenlos ab. Die Schilder an den Zufahrtsstraßen zum Krüger-Nationalpark sind deutlich; "Poachers will be poached" steht auf ihnen: Wilderer werden gewildert.

Es ist längst ein Krieg, sie treffen auf militärisch im Anti-Terrorkampf gedrillte Soldaten die Wilderer immer öfter auch törten. Man die Männner im Flecktarn teilweise auch tagsüber, nachts jagen die die Wilderer mit Nachtsichtgeräten, Bewegungsmeldern und jeder Menge High-Tech, um die Lage in den Griff zu kriegen. Oft riskieren sie dafür ihr Leben.

Südafrika erwägt mittlerweile, den vor ein paar Jahren abgebauten 80 Kilometer langen Grenzzaun nach Moçambique neu zu errichten und unter Starkstrom zu setzen. Die Idee eine gentübergreifenden Peace-Park ist damit gestorben.

Jeder Tourist kennt die Tatsache, dass sich Rhinos meist im Süden des Parks aufhalten. Das ist ihr natürliches Verbreitungsgebiet und hier ist die Wahrscheinlickeit wesentlich höher als weiter oben im Norden eines der wunderschönen Tiere vor die Kameralinse zu bekommen. Steht auch in jedem Reiseführer. Nashörner sind ja nicht nur schützenswert als Spezies, sie sind ein Standortvorteil im Ringen um Touristen und ein wirtschaftlicher Vorteil für das Land. Denn 80% aller Nashörner weltweit leben in Südafrika. Und die Safari-Gäste kommen, um die Big Five zu sehen: Elefant, Büffel, Löwe, Leopard. Und das Nashorn gehört natürlich auch dazu, die Big Four gibt es woanders auch.

Mehr zum Thema: www.go-for-rhino.de - www.savetherhino.org - www.facebook.com/RhinoPoaching - www.change.org/de/Petitionen/stop-black-rhino-poaching - Media Release San Parks.

Seltene Begegnung

Bei einer unserer Safaris kamen uns auf der ganzen Strecke sind uns nur ein paar Autos entgegen. Während wir noch in die Büsche schauten, um irgendwelche Tiere zu entdecken, stand plötzlich ein kleines Rhinozeros am Wegrand neben einem kleinen Busch und schaute kurzsichtig zu uns herüber. Es war mit glänzendem Schlamm bedeckt und hatte wohl gerade ein Bad im nahen Schlammloch genommen.

Unser erster Gedanke war: "Wo ist die Mama?". Erst beim genaueren Hinsehen wurde uns klar, dass es sich um eines der seltenen Black Rhinos handelt. Das Spitzmaulnashorn oder Schwarze Nashorn (Diceros bicornis) ist kleiner als seine breitmauligen Artgenossen. Es erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 350 cm und die Schulterhöhe beträgt um die 160 cm. Durch die hohe Kopfhaltung, erforderlich für das Zupfen an Akazienbüschen, ist das Kopf-Rückenprofil des Spitzmaulnashorns nicht so deutlich gebogen wie beim Breitmaulnashorn, welches sich hautsächlich von Gras ernährt.

Wir hatten genug Abstand von dem als agressiv geltenden Rhino und stellten sofort den Motor aus, um das Tier in Ruhe zu beobachten. Wir rechneten mit etwa 30 Sekunden, bis das kleine Rhino sich in den angrenzenden Busch verdrücken würde. Aber weit gefehlt: Da wir ein graues Auto hatten und wohl auch schon durch einige Berge Rhino-Dung mit unseren Reifen gefahren waren, waren wir anscheinend sehr interessant für das Tiert. Es kam es langsam immer näher, wir trauten uns nicht, den Motor anzulassen, um es nicht zu erschrecken.

Wir wagten kaum zu atmen, als es dann an unserem Vorderreifen schnüfelte und mit seinem Horn ein paar Mal leicht gegen den Reifen stieß. Auf den Fotos kann man schön erkennen, wie nah es gekommen ist. Mit dem Tele-Objektiv konnten wir keine Bilder machen, selbst mit Weitwinkel bekam man nur die Ohren aufs Bild.

Nach einigen bangen Minuten war das kleine Blackie nicht mehr an uns interssiert, drehte ab und verschwand schnell im Busch. Weit und breit war kein anderes Auto zu sehen. So hatten wir Glück und zeigten einigen Rangern später die Aufnahmen, von denen sie zu Recht ganz begeistert waren. Wir waren es auch!