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RISHIKESH

Wenn man sagt, man reist nach Uttarakhand, dann erntet man meist nur verständnislose Blicke. Wo ist denn das? Sagt man dann, dort liegt Rishikesh, so können wenigstens einige Menschen etwas damit anfangen. Denn dieser Ort mit seinen 60.000 Einwohnern nördlich von Haridwar ist weltweit der bekannteste in der Region. Für indische Pilger ist er Ausgangspunkt zu den heiligen Orten im Gebirge: Badrinath, Kedernath, Yamunotri, Gangotri und Gaumukh. Rishikesh liegt am heiligen Fluss Ganges, der hier noch jung und recht sauber mit kräftiger Strömung vorbeifließt. Die Hindus glauben, dass eine Meditation in Rishikesh, ebenso wie ein Bad im Ganges, näher zum Seelenheil und schneller zur Erlösung führt.

Am Ufer finden täglich Gebete, so genannte Pujas statt und Aarti, die Feuerzeremonie. Veranstaltet von der zahlreichen Ashrams, in denen nicht nur hinduistische Pilger wohnen, Rishikesh zieht auch viele ausländische Besucher an. Vor allem bei Backpackern und jungen, abenteuerlustigen Touristen ist der Ort beliebt. Man kommt zum Rafting auf dem Ganges, zum Trekking oder zur gemeinsamen Erleuchtung beim Meditieren. Der Ort beherbergt etliche Yoga-Zentren, die teilweise auf eine sehr alte Tradition zurückblicken. Rishikesh trägt den Beinamen "Yoga-Hauptstadt der Welt" und kurz vor unserem Besuch fand hier Anfang März 2008 ein internationales Yoga-Festival statt.

In unseren Köpfen ist der Name auch seit den 60er Jahren, denn die Beatles besuchten 1968 ihren Guru Maharishi Mahesh Yogi. Heute ist dieser Ashram ein wenig außerhalb des Ortes, verlassen und im Besitz der Forstbehörde. Das riesige Areal wirkt ziemlich verfallen. Der Guru war kurz vor unserem Besuch, im Februar 2008, in den Niederlanden verstorben. Mehr zum Besuch auf der Seite Beatles in Rishikesh. Auch andere Berühmtheiten suchten hier Erleuchtung durch Meditation, wie Mike Love von den Beach Boys, David Lynch, Clint Eastwood oder Donovan. Seitdem haben westliche Touristen Indien als spirituellen Supermarkt entdeckt. In Rishikesh trifft man eine Menge Verklärter mit Dauergrinsen, Erleuchtete, Sadhus, Wandermönche, Asketen, ärmlich aussehende Yogis mit MP3 Player im Ohr, abgerissene Rucksacktouristen, eine Menge Israelis, Pauschaltouristen und indische Pilger aus dem Süden. Ein bunter Mix, nirgendwo sahen wir in diesem Urlaub mehr Ausländer als hier. Auf den ersten Blick hat Rishikesh, was das Publikum anbetrifft, starke Ähnlichkeit mit Pushkar. Auch hier finden sich viele alternativ gekleidete Seelenheilsucher und entsprechend ist die bunte und recht fadenscheinige Klamottenauswahl in den Geschäften.

Wir fuhren vom Wild Brook Retreat aus nach Rishikesh, ca. eine Stunde Fahrt über steile Berge. Eigentlich gibt es zwei Welten in Rishikesh. Den eigentlichen indischen Ort, ziemlich schmutzig und chaotisch mit massenhaft Verkehr rund um den Bahnhof und das ruhigere Muni-ki-reti Viertel etwas Flußaufwärts und jenseits des Flusses mit seinen Tempeln, Ashrams, Hotels und den meisten Ausländern. In diesem Teil befinden sich auch die beiden markanten Fußgängerbrücken, welche kühn die Flussufer miteinander verbinden. Das meist fotografierte Motiv in Rishikesh, denn diese Hängebrücken über den Ganges haben etwas Verbindendes. Sie verbinden die Ashrams, die an beiden Ufern des Flusses liegen.



Ashrams

Es gibt zahlreiche Ashrams im Ort und wir begannen unsere Besichtigungstour mit einem Rundgang durch einige der klosterähnlichen Meditationszentren. Die Bedeutung des Wortes Shrama ist Anstrengung, die Vorsilbe a- bedeutet "nicht". Ashram ist somit ein Ort, an dem man die Anstrengung loslassen kann. Jeder Ashram hat einen spirituellen Leiter und Führer, den Guru. Daneben gibt es noch die fest angestellten Yogis, die Vorträge halten, Bhajans singen, Mantras rezitieren und Gebete sprechen. Es gibt deutliche Unterschiede in der Anlage und in den Regeln für einen Besuch. Einige Ashrams wirken ärmlich, stehen für den Aufenthalt nur Indern offen und es herrscht sogar Fotografierverbot. Andere sind sichtbar reich, hier wohnen auch Ausländer und die üppigen Gärten sind gepflegt. Überall findet man Statuen mit Götterbildern, oft ziemlich kitschig und überdimensional.

Fast immer finden irgendwo gemeinsames Mantramurmeln, Gruppengebete, Zeremonien oder Gesangsstunden statt. An den Eingangstüren werden in kleinen Shops ayurvedische Medizin und selbst verlegte religiöse Bücher verkauft. Damit, mit Seminaren und Yogakursen und hauptsächlich durch Spenden finanzieren sich die Ashrams. Sie sind nicht alle nur spirituell orientiert, einige dienen auch als eine Art Altenheim, Sanatorium oder Hostel für Wanderer, oder alles zusammen. Der europäische Begriff Kloster und/oder Stift kommt dem nur entfernt nahe.

Zu den bekanntesten Ashrams in Rishikesh zählt der Swami Shivananda Ashram, ein klassische Zentrum indischer Spiritualität mit einem ganzheitlicher Ansatz: Yoga, Gesang, Meditation und Sanskrit wird hier gelehrt und philosophische Seminare nach den Ideen des verstorbenen Shivananda veranstaltet. Dieser riesige Ashram hat weltweite Niederlassungen und Verbindungen.

Ebenso bekannt ist der Swami Rama Ashram, der Meister starb am 13.11.1996 und gehörte zu den im Westen bekanntesten Gurus. Im 30 km entfernten Dehradun betreibt der Ashram das Himalayan Institute, ein Großklinikum am Fuße des Himalajas. Dort werden noch heute traditionelle indische Ansätze (Ayurveda und Yoga) mit westlichen medizinischen Standards verbunden.

Es gibt noch mehr Ashrams in Rishikesh, sie alle aufzuzählen wäre zu viel. Der Parmarth Niketan Ashram ist der größte in Rishikesh. Man kann sie nicht alle besuchen, so haben wir uns für 3 entschieden. Ein Aarti wie in Haridwar konnten wir hier leider nicht mitmachen, weil wir noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück in unserer Unterkunft sein mussten, denn der Weg führt durch das Gebiet des Rajaji National Park.


Spaziergang

Zwischen der markanten Hängebrücke Lakshman Jhula und der Ram Jhula liegen rund zwei Kilometer Fußweg. Er führt entlang des Ganges, vorbei an Tempeln, Yogazentren und Wiesen bis zum Swargshram. Eigentlich ein netter Spaziergang, aber die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel und uns wurde ganz schön warm. Der erste Teil ist ohne Verkehr noch wunderbar zu laufen, dann folgt der Weg der Straße durch die Ansiedlung, zum glück nur eine Nebenstraße. Hier findet man allerlei Shops, Internetcafés und Restaurants, die mit allen Küchen der Welt werben. Eindeutig ein sehr touristischer Platz mit vielen Hippies und Backpackern. Hat man das Gewusel hinter sich, dann blickt man von der 1939 erbauten Lakshman Jhula Brücke aus auf den 12-stöckigen Trayambkeshvar Mandir Tempel. Ganz in der Nähe befindet sich der ebefalls 12 Stockwerke hohe Swarg Niwas Mandir.

Nach dem Besuch von Brücke und Tempel mussten wir ein Stück zurück den gleichen Weg, dann bogen wir ab und kamen am ältesten Tempel von Rishikesh vorbei. Der Bharat Mandir wurde im 12. Jahrhundert erbaut und liegt im Herzen der Altstadt des meditativen Teils auf der linken Flußseite. Er ist für eine Besichtigung eigentlich nicht besonders beeindruckend. Zurück im quirligen Zentrum mit den vielen Shops kamen uns in einer Gasse plötzlich ganze Horden von jungen Leuten entgegen, Reisegruppen aus dem Ausland. Wohin wollten Sie? Zum Mittagessen in ein riesiges Restaurant namens Chotiwala, der pure Rummel. Maskottchen ist ein dicker roter Mann mit Zopf am Hinterkopf - dem "Chotiwala". Den gibt es nicht nur als Riesenfigur aus Plastik, sondern auch noch angemalt lebendig und Grimassen schneidend auf dem Fußweg herumtänzelnd. Nix wie weg hier, dachten wir uns. Fleisch sucht man übrigens vergebens in Rishikesh. Dafür gibt es Bang, ein legales Rauschmittel, welches hier offen verkauft wird. Nach einem Bang-Lassi soll schon so mancher umgekippt sein und vielleicht kam das Grinsen bei manchen Typen nicht von der spirituellen Erleuchtung.

Nach einigen Stunden in Rishikesh waren wir jedenfalls froh über die Ruhe udn Natur in unserer Unterkunft im Dschungel.




Video zum Thema

Rishikesh: The Town Of Orange People

Google Map zum Thema

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