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MEIN JAHR IN ISRAEL (1)
     Es ist jetzt schon sehr, sehr viele Jahre her. Da stand ich vor der damals schwierigen Entscheidung: Wohin im Urlaub ?
Flagge      Als Gelegenheit bot sich eine Fahrt mit der Jugendgruppe unserer Gemeinde nach Israel an. 3 Wochen - Einreise über Jordanien´s Allenby Bridge - Rundreise in Israel, zum Teil mit Familienaufenthalt in einem Moshav - am Ende noch ein paar Tage in Amman. Alles in allem ein sehr schöner Urlaub.
     Der Zufall wollte es, das ich ein Jahr später 6 Wochen Urlaub am Stück nehmen konnte. Was tun? Israel hatte mir gut gefallen, also beschloss ich, für diese Zeit in einen Kibbuz zu arbeiten. Sozialkontakte würden sich dabei automatisch ergeben, und die Aufgabe schreckte mich nicht. Mit 20 ist man ja noch ausreichend belastbar.
     Diese 6 Wochen habe ich sehr genossen!
Jakob aus Kfar Liman      Gelebt habe ich im Kibbuz Gesher Haziv im Norden, einige Kilometer von der Grenze zum Libanon entfernt. Im Moshav Kfar Liman nebenan hatten wir nämlich das Jahr zuvor bei Jakob Horn (Bild) gewohnt, und die Landschaft und diesen Kibbuz, den wir damals besichtigten, hatte ich in guter Erinnerung.
     Jugendliche aus aller Welt, die für einige Zeit freiwillig für die Kibbuzgemeinschaft arbeiten, nennt man Volunteers (Voluntäre). Da kommt man also an in so einem Kibbuz, Rucksack auf dem Rücken, steht etwas verschüchtert herum und wartet auf Betreuung durch die Volunteer-Beauftragte. Die fragt erst mal, ob man was gegessen hat und schleppt einen in den gemeinsamen Speisesaal, wo sie auf einen Tisch mit wild aussehenden Gesellen deutet und sagt: "Da sitzen die Volunteers, setz Dich dazu."Mitbewohnerin Els
     Also Essen aufs Tablett, allen Mut zusammennehmen und hin. Schulenglisch rausgekramt: "Hello, I´m Ingrid from Germany!" Antwort: Unverständliches Gebrabbel, ich hab wirklich kaum ein Wort verstanden und stocherte die ganze Zeit wegen meiner vermeindlich fehlenden Sprachkenntnisse unglücklich im Essen herum. Später traf ich dann endlich auf deutsche Volunteers. "Mit wem hast Du da gesessen?" fragten die, nachdem ich gestand, kein Englisch zu verstehen. "Ach die, die versteht keiner, die sprechen Coockney" Tja, wenn man aus Tottenham/London kommt, dann kann man wohl nicht anders...
     Mir wurde ein Zimmer zugeteilt und meine Zimmergenossin erwies sich als nette Niederländerin, die leider eine Vorliebe für kleine Kätzchen hatte. Nachdem mich das flohgeplagte Tierchen die dritte Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte, weil es sich immer ausgerechnet auf meinem Bett kratzen musste, zog ich in ein anderes Zimmer zu Els aus Belgien.
     Gesher Haziv is ein liberaler, schöner Kibbuz. Einige Kilometer von der libanesischen Grenze im Norden entfernt, wenige Schritte zum Meer mit schönem Strand bei Achziv, der auf meinem Bild zu sehen ist. Strand bei Achziv      Der haupsächlich von deutschen Einwanderen gegründete Ort Nahariyya liegt etwas weiter südlich und die Umgebung ist sehr grün, wie überall im nördlichen Galiläa.
     Als Volunteer arbeitet man 6 Stunden am Tag an 6 Tagen in der Woche. Dafür bekommt man ein kleines Taschengeld und lebt ansonsten umsonst in der Kibbuzgemeinschaft. Im Speisesaal wird gemeinsam das Essen eingenommen, hat man schmutzige Wäsche, wird diese gewaschen und geflickt, Arbeitskleidung wird zur Verfügung gestellt, man bekommt Kaffee und Plätzchen in Wochenrationen und bei Interesse wird man von einer Familie "adoptiert". Da kann man dann am Abend mal zu Besuch kommen, quatschen und fernsehen.
Work at Polyshit     Gesher Haziv, lebt wie so viele Kibbuzim nicht nur von der Landwirtschaft. Es gibt noch eine Plastikfabrik, ein Gästehaus und eine grosse Truthahnzucht. In den 6 Wochen meines Aufenthaltes wurde ich an verschiedenen Orten eingesetzt: Speisesaal, Küche, Plastikfabrik, Orangen pflücken, im Gardening und im Kinderhaus. Auf dem Bild sieht man mich bei der unbeliebten Arbeit in der Fabrik "Polyziv", unter den Volunteers auch "Polyshit" genannt.
     Am schönsten war das Zusammenleben der Volunteer aus allen Teilen der Welt. Hier traf man interessante Leute. Am Anfang kommt dort etwas verunsichert an und möchte akzeptiert werden. Da hat man weder sozialen Hintergrund, noch Geld, noch greifen Vorurteile.
     Man muss einfach mit seiner Persönlichkeit überzeugen und die Gemeinschaft wird schon reagieren. Angeber und unsoziale Elemente haben hier wenig Chanchen.
     Abgesehen von den 6 Stunden Arbeit, die keineswegs mit der Hektik unserer Arbeitswelt in Deutschland zu vergleichen ist, hat man Freizeit. Hier wird rundum für das Wohl gesorgt, man muss weder einkaufen gehen, noch kochen, noch waschen. Am Abend gibt es oft Unterhaltungsprogramme wie Kino oder Volkstanz. Alles findet innerhalb des Kibbuz statt, eigentlich muss man ihn nie verlassen. Einige Kibbuzniks haben genau das auch schon jahrelang nicht mehr getan.
     Das Meer war zu Fuss zu erreichen, die Freunde vom Vorjahr, die ich im Nachbarort Liman kenenlernte, ebenfalls. Ab und zu fuhr man nach Nahariyya ins "Städtchen", ein Eis essen, oder am freien Tag mal nach Haifa oder Nazareth. Das Leben war sehr relaxed. Am Abend wurden in der "Bar" Feten gefeiert, wie z.B. die Toga-Fete, bei der die unteren Bilder entstanden. Die Bar war eine alte Hütte, etwas abseits, die den Volunteers zur Verfügung stand. Dort konnte man herrlich Krach machen und die Musik aufdrehen, es störte keine Nachbarn.
Leute aus aller Welt als Römer verkleidet
...war echt lustig!

 
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