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Da wir zwei Nächte in Fimabála verbrachten, hatten wir einen ganzen Tag Zeit um in Richtung Paso de San Francisco bis kurz vor die chilenische Grenze zu fahren. Diese Tour hatten wir schon im Vorjahr geplant, war als Tagestour von Chañarmuyo aus aber nicht möglich. Man braucht schon ab Tinogasta oder Fiambala einen ganzen Tag, denn wenn man nicht nach Chile über die Grenze weiterfahren möchte, dann muss man den gleichen Weg wieder zurück fahren, und das sind über 170 km pro Richtung. Auf Grund der tollen Landschaft lohnt sich das aber auf jeden Fall und die Ruta 60 ist komplett asphaltiert und sehr gut zu befahren.
Wir starteten am Morgen bei wunderschönem Wetter, nur die Sicht ließ auf Grund der Winde zu wünschen übrig. Man konnte kaum die andere Talseite erkennen durch den aufgewirbelten Staub, der in der Luft lag. Auf den ersten Kilometern begleitet ein Kanal die Straße, der frisches Wasser aus den Bergen in die fruchtbare Taloase bringt. Das Wasser hat eine starke Strömung und mehrere Arbeiter kümmerten sich um die Instandhaltung. Schon nach der ersten Linkskurve ändert sich die Landschaft und man fährt vorbei an bizarren, grauen Felsscheiben. Deutlich kann man die verschiedenen Gesteinschichten unterscheiden, denn die Farbe der Berge ändert sich ständig je höher man kommt.
Von Grau über Rosarot, dann eher gelblich und grün-schwarz ändert sich der Fels bei der Durchfahrt der Schlucht des Rio Caschuil o Guanshin. Die Straße folgt weiter dem Flussbett mit einem kleinen Schwenk nach Süden. Man umkurvt einige vereinzelt in der Landschaft stehene Mittelgebirge und Dünen, und in letzten großen Rechtskurve vor Chaschuil kann man mit Glück im Überschwemmungsgebiet des Flusses schon ein paar Gänse oder Enten entdecken. Nördlich Chaschuil ändert sich die Landschaft wieder und wird zunehmend von Vulkanen geprägt.
Es gibt im regelmäßigen Abstand einige kleine Schutzhütten mit Funkmast am Wegrand, die davon zeugen, dass das Wetter hier wesentlich ungemütlicher werden kann. Bei Schneesturm und Eis ist das Fahren hier mit Sicherheit kein Vergnügen. Auch an diesem schönen Tag gab es Stellen, an denen der Wind den Sand über die Strecke peitschte. Irgendwo hier muss die Abzweigung zur Laguna Verde sein, wir haben sie nicht gesehen und beschildert war auch nichts. Aber die Tourveranstalter wollen ja auch was verdienen, denn dies ist das beliebteste Ziel für Gruppenfahrten in der Umgebung. Von dort - also nochmal ca. 70 km nach Westen in die Berge hinein - hat man wohl einen schönen Blick auf den nahe gelegenen Monte Pissis, dem zweithöchsten Vulkan der Erde.
Wir fuhren weiter auf der Ruta 60 in Richtung Grenze, durch die faszinierende Vulkanlandschaft der Puna Catamarqueña. Bei Cortaderas kamen wir an einer kleinen Lagune vorbei, die direkt neben der Straße lag. In ihr tummelnten sich zahlreiche Vögel, die sich auch vor unserem Auto nicht erschreckten. Nur als wir dann ausstiegen flogen einige erschreckt davon, aber nur um ein paar Meter weiter wieder zu landen. In solchen Höhen muss auch ein Vogel mit seinen Kräften haushalten.
Spätestens hier waren wir dankbar für die warmen Jacken, die wir im Auto hatten. Trotz kaltem Wind mussten wir natürlich fotografieren, denn der ganze Wasserspiegel war voller Vögel. Wunderschöne Flamingos starteten und landeten auf dem Wasser, wir sahen Teichhühner und viele verschiedene Entenarten. Darunter seltene wie die Pato de los Torrentes (Merganetta armata), die Sturzbachente, oder die Andenschopfente (Lophonetta specularioides alticola). Auch die weißen Andenmöwen mit schwarzem Kopf (larus serranus) und die hübschen Andengänse (chloephaga melanoptera) hielten sich in Gruppen an der Lagune auf. Wir sahen auch junge Flamingos mit grauem Federkleid. Dazwischen standen sogar einige Kühe im Wasser und ein frisch geborenes Kälbchen überquerte vor uns stolpernden Schrittes die Straße.
Die Weiterfahrt bot viel Wind und das Wetter wurde schlechter. Wolken schoben sich über die Berge und die Sicht auf die umliegenden Vulkane war nicht optimal. Ab und zu guckte nur der Fuß des Berges heraus, der Rest wurde von dunklen Wolken verhüllt. Auf der anderen Talseite schien die Sonne und beleuchtete das gelbe Gras. Es gibt hier genug zu Fressen und Wasser im Tal, die richtige Gegend für frei umherschweifende Vikunjas (Vicugna vicugna).
Und so sahen wir hier auch unsere erste kleine Gruppe der "scheuen" Vikunjas, die wir begeistert fotografierten. Haben sich die Augen erst mal an das Farb-Muster gewöhnt, dann entdeckt man ständig weitere Tiere. In kleinen Gruppen ziehen sie umher und die Landschaft in Höhen zwischen 3.500 und 5.500 Metern ist manchmal voll davon. Die Tiere sind oben hellbraun, an der Unterseite weißlich und somit perfekt an die Landschaft angepasst. Wenn sie liegen, sieht man sie kaum zwischen den gelben Grasbüscheln. Nur die Männchen fallen durch die dunkleren Köpfe eher auf. Eine anatomische Besonderheit dieser Tiere sind die unteren Schneidezähne, die wie bei Nagetieren ständig nachwachsen. Etwas Vergleichbares gibt es unter anderen Paarhufern weltweit nicht. Das Fell ist wesentlich feiner als das verwandter Arten und so dicht, dass es wie eine Isolierschicht gegen die Kälte wirkt. Die Wolle ist selten und sehr teuer. Auf den umliegenden Hängen sehen wir auch viele Esel und wilde Pferde, alleine für den Einblick in die Tierwelt hat sich dieser Ausflug schon gelohnt.
Von Fimabála aus sind es fast 200 km bis zum Pass, insgesamt sind wir an diesem Tag 404 Kilometer gefahren. Die Sicht wurde weiter oben dann leider immer schlechter und so sehen wir auch den Ojos de Salado in Chile nicht, der mit 6.893 Metern Höhe immerhin der höchste Vulkan weltweit ist. Schade! Nur sein Nachbar, der massige und 12.höchste Berg Südamerikas namens Incahuasi (6.638 m) zeigt sich wenigstens teilweise, wenn auch fast ohne Schnee um diese Jahreszeit. Auf seinem Gipfel wurde während einer archäologischen Grabung eine Staue der Diaguita-Kultur entdeckt. Der Name setzt sich zusammen aus den Ketschua-Wörtern inca = indigene Kultur aus Peru und huasi = Haus, denn der Vulkan ragt isoliert auf und ist schon aus weiter Ferne sichtbar.
Bei diesem Wetter lohnte es sich auch nicht, einen Teil des offroad-Abstechers auf den Ojos de Salado zum Refugio auf 5.760 m zu fahren. Dort oben hat Volkswagen mit einem Touareg im Januar 2005 den Höhenweltrekord für Motorfahrzeuge aufgestellt. 6.080 Meter zeigen Höhenmesser und GPS-Ortung an, hier befand man sich am höchsten Punkt der Erde, der eine sichere Rückkehr mit dem Fahrzeug zulässt. Aber nur wenige Wochen später, 04.03.2005 um 16.00 Uhr Ortszeit, war der Rekord schon wieder veraltet. Da erreichte ein konkurierendes Team im Toyota Landcruiser am Ojos del Salado die absolute Weltrekordhöhe für Kraftfahrzeuge von 6.358m über dem Meer.
Wir fuhren noch ein Stück weiter, aber die trübe Lichtstimmung zwang uns dann doch irgendwann kurz vor Las Grutas zum Umkehren und bis nach Chile wollten wir ja sowieso nicht. Der kalte Wind da oben, der uns beim kurzen Verlassen des Autos fast umblies, trieb uns fast Tränen in die Augen.
Der weitere Weg lohnt sich sicher, denn der chilenisch-argentinische Grenzpass Paso de San Francisco ist mit seinen 4.748 Metern eine der höchsten und spektakulärsten Andenüberquerungen in Südamerika - wenn man freie Sicht hat... Als erster Spanier wagte einst Diego de Almagro im Jahr 1536 den Weg über den Paso de San Francisco nach Chile und Ende des 18. Jahrhunderts gab es in der unwirtlichen Region einen kurzen Silberboom.
Auf der Rückfahrt genossen wir noch einmal die goldgelbe Altiplano-Hochebene, die vielen Vikunjas und den Blick auf einige der höchsten Andengipfel. Dann folgten die bunten Felsen und die Abfahrt ins Tal. Nach einem wunderschönen Tag freuten wir uns auf die heißen Quellen vor unserem Bungalow.
Video zum Thema
Paso San Francisco
Ruta 60 ab Fiambala zur Grenze
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