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Ein Highlight auf dem Weg von Tafí del Valle nach Fiambala war mit Sicherheit die Fahrt über die Cuesta de Zapata, dabei war das Abenteuer eher ungeplant. Die Strecke ist insgesamt eher langweilig und unspektakulär, führt über den Campo de Belén und vorbei an kleinen Ortschaften wie Hualfin, Belén und Londres. Wenn man von Londres nach Tinogasta möchte, dann hat man zwei Möglichkeiten: eine eher langweilige Fahrt auf asphaltierter Straße über die Ruta 40 bis kurz hinter die Provinzgrenze nach La Rioja, dort weiter auf der Ruta 60 nach Tinogasta, Kilometermäßig ist das ein großer Umweg von ca. 80 km durch relativ uninteressante Landschaft.
Einen Teil der Ruta 60 waren wir im Vorjahr schon gefahren, auf dem Weg von La Rioja durch die Rioja Coast nach Chañarmuyo. Schaut man auf die Karte, so entdeckt die nur 62 Kilometer lange "Abkürzung" über die Cuesta de Zapata, laut Farbgebung jedoch nicht asphaltiert. Gleich eine Warnung vorweg an alle, die mit einem normalen Auto diese Strecke planen: Fahrt lieber den Umweg. Denn diese Straße gehörte zwar einst zur Ruta 40, ist heute aber nur noch mit einem kräftigem Allrad zu befahren und auch nicht mehr ausgeschildert, nur auf der Karte hat sich die Bezeichung Ruta 3. Kein Warnhinweis, keine Schilder mit Ortsangabe an der Abzweigung, eine enge, kurvige und steile Strecke mit Erdrutschen und Fahrspuren voller Staub und Sand. Dafür aber grandiose Ausblicke und eigentlich keinen Verkehr. Informationen über die Strecke findet man auch kaum.
Für die kleine Abkürzung braucht man auf Grund der Straßenverhältnisse wahrscheinlich die doppelte Zeit wie für den Umweg - wie so oft im nördlichen Argentinien.
Die Straße in Richtung Tinogasta beginnt im Norden nur fünf Kilometer hinter Londres an der hier asphaltierten Ruta 40. Es gibt kein Schild hier und wir fuhren auf gut Glück in den staubigen Seitenweg, denn dies war die einzig erkennbare Straße in der Umgebung in die richige Himmelsrichtung. Nach einigen Kilometern wurde die Straße zum Feldweg und wir wurden unsicher, daher fragten an einem Bauernhof nach. Dort bestätigte man uns, dass dies die Straße nach Tinogasta führen würde. Nach einem prüfenden Blick auf unseren Ford Ranger folgte noch ein Nicken und die Anmerkung, mit so einem Auto sei das zu schaffen.
Der erste Teil der Strecke war überwiegend staubig und trocken, führte zuerst vorbei an ein paar Bauernhöfen und wand sich dann langsam entlang eines Flusstals bergauf. Die Luft war durch den Staub trübe, der Himmel Wolken verhangen und die ersten Kakteen erschienen am Wegesrand. Jeder die Fahrbahn kreuzende kleine trocken Nebenbach war ein tiefer Einschnitt, steil geht es hinunter und gleich wieder hinauf, an einigen Stellen mußten wir schon zusätzlich zum Allrad die Untersetzung zu Hilfe nehmen. An einigen Stellen kamen wir nur knapp zwischen und unter alten Bäumen hindurch. Dann folgte am Ende des Tals unvermittelt der Aufstieg zum ersten Pass. In sehr engen Haarnadelkurven ging es einspurig und steil nach oben, mit unserem Auto kamen wir so gerade um die Kurven. Unten auf dem Foto sieht es wie immer gar nicht so steil aus. An einigen Serpentinen brauchte man schon mal zwei Anläufe. Oben angekommen schlängelte sich die Straße eine Weile den Bergrücken entlang, dann ging es mitten durch einen schmalen künstlich geschaffenen Einschnitt im Felsen in das nächste Tal bzw. auf eine Art Hochebene.
Wenn ich richtig recherchiert habe, übersetzt man Cuesta de Zapata ungefähr mit Bremsklotz-Abhang. Wäre ja auch passend, bei den steilen Bergen.
Wir waren dankbar, dass uns auf dieser engen Passage niemand entgegen gekommen ist, auch auf den nächsten Kilometern sahen wir keine Menschenseele. Die Straße führt erst einmal weiter "geradeaus", mit ein paar fiesen Stellen voller Tiefsand und Bulldust. In einem langen Loch mit unter dem Staub verborgenen tiefen Spurrillen hinter einer automatischen Funkstation wären wir fast stecken geblieben und kamen nur mit Vollgas und viel Schwung wieder heraus - die opulente Schräglage dabei haben wir vor Schreck ignoriert. Dabei wirbelten wir so viel feinen Staub auf, das die ersten Meter wie im Nebel zurückgelegt werden mussten. Die Scheibenbremsen kreischten eine Weile protestierend, weil sich der ganze feine Dreck dort abgelagert hatte.
Danach ging es dann wieder steil bergauf, natürlich wieder mit einigen scharfen Kurven und um einen Berg herum, dann wieder leicht abwärts entlang der Bergflanke oberhalb des Tals des Rio Zapato o Las Lajas. Hier stockte uns dann in einer Kurve der Atem, denn es kam uns auf der engen Strecke ein Fahrzeug entgegen. Wir trauten unseren Augen kaum, denn es handelte sich um einen Allrad-Camper aus Deutschland. Die Beifahrerin ging zu Fuß voraus und schaute nach Engstellen und gefährlichen Löchern am Straßenrand, der sichtlich geschaffte Fahrer fuhr im Schritttempo hinterher - ein offensichtlich gut eingespieltes Team. Da wir seit mehreren hundert Metern an keiner Ausweichstelle vorbeigekommen waren, setzte er souverän zurück bis zur für ihn vorletzten Kurve. Dort war es möglich, ein Stück rückwärts in die Botanik zu fahren und uns vorbei zu lassen.
Die beiden meinten, sie hätten doch nach fast zwei Stunden sicher das Schlimmste schon hinter sich und wollten wissen, wie weit es noch sei. Die Aussicht auf weitere 35 km, zum Teil besser, zum Teil noch schlechter, begeisterte sie kein bischen. Erst recht die kurzen, steilen Bachdurchfahrten mit dem alten Baumbestand wären nicht zu schaffen gewesem. Mit dem hohen und etwas breiteren Camper ist die Straße, trotz guter Allrad-Ausstattung von Igelhaut, zu gefährlich. Wir haben es hinterher auf Google-Maps nachgeschaut, von dem fiesen Teil der Strecke mit Überraschungen hatten die zwei erst ca. 15 % hinter sich gebracht.
Das aneinander vorbei manövrieren dauerte einige Zeit, die Beiden wendeten hier wieder und und fuhren uns nach. Die Straße wurde wieder sehr eng, mit steilen Felsüberhängen auf der einen Seite und extrem tiefer Schlucht auf der anderen. Michael saß als Fahrer auf der Bergseite, ich schaute als Beifahrer ständig in den Abgrund. Nur ein paar verfallene Steinmauern in den Kurven begrenzten die Straße und stützen diese zum Abgrund hin ab. An einer Stelle standen drei Kreuze, da konnte es einem schon mulmig werden. Dann folgte am Ende des Gebirges am Übergang zur Ebene nochmal ein Stück total verknotete Straße, aber in etwas besserem Zustand als am nördlichen Ende. Als es dahinter weiter bergab ging hatten wir den schlimmsten Teil hinter uns. Und da unser Wagen etwas flacher und schmaler war, haben wir dieses letzte Stück der Bergstrecke in kanpp 25 Minuten geschafft.
Noch einige große Schleifen führten hinab in die Ebene und unten angekommen wurde es dann schnell wieder langweilig. Eine schnurgerade, recht gute Piste in Richtung Tinogasta konnte uns nur mit zwei harten Querrillen überraschen. Schon viele Kilometer vor der Stadt flog Müll in der Gegend herum, eine der typischen örtlichen Müllhalden auf denen Plastik und Abfälle einfach sich selbst überlassen werden und in weitem Umfeld die Gegend verschandeln. So waren wir froh, als die Schotterstrecke außerhalb von Tinogasta auf der richtigen Straße in Richtung Fiambala, der Ruta 60, endete. Die kannten wir schon aus dem Jahr zuvor, denn ganz hier in der Nähe bei Santa Rosa hatten wir einen großen Schwarm Papageien beobachtet. Und auch jetzt hörten wir das heisere Krächzen über den Baumwipfeln. Der Rest der Strecke nach Fiambala und zu den heißen Quellen auf gut asphaltierter Strecke war dann nur noch ein Katzensprung.
Google Map zum Thema
Ein Teil der Cuesta de Zapata
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