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Die Fahrt von Reyes, vorbei an der Provinzhauptstadt San Salvador de Jujuy, zum Nationalpark Calilegua erwies sich als sehr langweilig und führte über eine große und viel befahrene Bundesstraße. Vorbei an schier endlos scheinenden Zuckerrohrfeldern und durch hässliche Ortsränder mit viel Verkehr, Ruß und wenig schönen Gebäuden. Die Ruta in den Norden ist stark befahren und hügelig, Kurven und langsame, stinkende LKWs provozieren ständig gefährliche Überholmanöver. Manche Leute rasen und überholen ziemlich rücksichtslos, nach einsamen Tagen in der Puna haben uns Landschaft und Verkehr hier ziemlich gestresst.
Irgendwo zwischen Zuckerrohrfeldern hinter der Brücke über en Rio San Lorenzo zweigte dann ca. 100 Kilometer von San Savador de Jujuy entfernt ein schmaler Weg in den Nationalpark nach Westen ab. Der Park ist dort auch ausgeschildert. Nach einigen Kilometern passiert man eine kleine Brücke und danach das Eingangsschild zum Nationalpark Calilegua.
Dieser Nationalpark wurde im Jahr 1979 eingerichtet, um die artenreiche Welt der Yungas zu erhalten. Das 76.320 Hektar große Schutzgebiet bildet die Kernzone des Biosphärenreservats der Yungas (Reserva de Biósfera de Las Yungas), der größte Park, in dem der subtropische hohe Dschungel geschützt wird und auch der größte Nationalpark im Nordwesten von Argentinien.
In der Ebene davor wird in großem Stil Zuckerrohr und Soja angebaut und nur wenige Flecken Wald sind von der Agrarwirtschaft verschont worden. Die Nationalparks Calilegua, Barritu und El Rey ragen wie grüne Inseln aus den in rechteckigen Strukturen angelegten Feldern heraus, auf einem Satellitenbild deutlich zu erkennen. Bis auf 1.600 Meter Höhe findet man hier Dschungel, die Gipfel darüber sind bis zu 3.000 Meter hoch. Das Klima ist heiß und feucht, mit Sommerregen zwischen 900 und 1.300 mm. In den Bergen entstehen mehrere Bäche und Flüsse wie der San Lorenzo und der Ledesma im Süden oder der Stones River im Norden. Alle Gewässer fließen schließlich in den Rio San Francisco.
Geschützt werden nicht nur die Pflanzen, sondern auch zahlreiche Tiere. Hier kann man noch Tapire, Ameisenbären, Jaguare und kleine Hirsche namens Huemul in den oberen Regionen sehen. Aber nicht, wenn man nur mal eben so durch den Park fährt, wir haben kaum ein Tier gesehen.
Auch die 260 Vogelarten, die hier leben und die 25% der Vögel in Argentinien repräsentieren, sind eher selten zu sehen. Hören kann man Vögel überall, doch sitzen sie meistens in höchsten Baumkronen und verstecken sich im dichten Gebüsch. Gesehen haben wir selten mal einen, von einem Foto reden wir hier gar nicht. Schmetterlinge flogen vorbei und ab und zu mal eine dicke Fliege oder ein mottenähnliches Insekt.
Auf dem Parkplatz vor der Rangerstation stehen einige sehr informative Schilder. Dort ist die Route beschrieben mit den verschiedenen Vegetationszonen und Rundwanderwegen und die Tiere und Pflanzen sind abgebildet, die man unterwegs sehen kann. Auch entlang der einzigen Schotterstraße innerhalb des Parks kann man überall informative Schilder finden. Dazu bekamen wir eine kurze Erläuterung von dem netten Ranger, natürlich komplett auf Spanisch.
Man kann im Park an der Rangerstation auch Campen und es gibt einige Kilometer Wanderungen auf nummerierten Wegen, für die man sich aber wegen der Unfallgefahr beim Ranger an- und wieder abmelden muss. Zum Teil sind diese Strecken steil und gefährlich, bei Regen schnell rutschig.
Ich konnte mich gar nicht auf die Ausführungen konzentrieren, denn ein neugieriger, hübscher Vogel saß über Michael auf einem Ast und beäugte uns. Kurz danach kam noch ein Kumpel vorbei. Noch wussten wir nicht, dass sie die einzigen ihrer Art waren, die wir bei unserem Besuch sehen sollten.
Kurz danach waren wir dann im Nationalpark unterwegs, in den berühmten Wäldern der Yungas. Wir fuhren etliche Kilometer auf der einzigen engen, staubigen und kurvigen Piste - hier die Provinzstraße Nr. 83 - immer weiter bergauf, bis auf etwa 1400 m Höhe. Dort kehrten wir dann frustriert wieder um. Auf 3.000 Meter, außerhalb der Grenze des Parks, gibt es ein kleines Dorf namens Calilegua Alto, das nur auf Maultieren oder zu Fuß zu erreichen ist.
Die Wälder, die man dabei auf verschiedenen Höhenstufen durchfährt, sind sehr dicht und noch keinem menschlichen Einfluss ausgesetzt gewesen. Nur nahe der Piste gibt es einige rustikale Wanderwege, von denen aus man die verschiedenen Vegetationsformen erkunden kann. Bis auf die Änderungen auf den ersten Kilometern, wo man das Flusstal verläßt, waren die folgende Unterschiede in den Vegetationszonen sehr fließend uns eher nur für Biologen zu erkennen. Die nettesten Vögel gab es, wie schon erwähnt, direkt unten am Eingang - wo Menschen sind. Aber als wir bei der Rückfahrt dort wieder vorbei kamen waren auch diese neugierigen Tiere nicht mehr dort. Eigentlich hätten wir am nächsten Tag noch Zeit gehabt, ein weiteres Mal hierher zu kommen und auch kleine Wanderungen zu unternehmen. Am frühen Morgen kann man dann sicher mehr Vögel sehen. Da wir am nächsten Tag aber spontan nach einer schrecklichen Nacht in den Termas de Caimancito schon wieder in Richtung Salta aufgebrochen sind, konnten wir dieses Vorhaben nicht mehr in die Tat umsetzen.
Insgesamt liest sich die Beschreibung des Parks wesentlich spannender, als sich die Wirklichkeit vor Ort zeigt, jedenfalls im Oktober. Da es im unteren Bereich auch Tukane geben soll, hoffte ich auf eine Sichtung meiner Lieblingsvögel und wurde leider enttäuscht. Grüne Bäume, feuchte Luft und viele wilde Tiere - so stellten wir uns die Fahrt in den Calilegua Park und die Yungas vor. Was wir dort vorfanden war Hitze, eher Trockenheit als feuchter Wald und reichlich roter Staub. Der Regenwald erschien uns ziemlich licht und bräunlich, so als hätte es lange nicht mehr geregnet. Vielleicht ist ein Besuch zu einer anderen Jahreszeit besser, wir wurden von der Region jedenfalls ziemlich enttäuscht. Viel grünes Gewurschtel rundum, kaum Tiere und zum Wandern muss man sich anmelden, obwohl man ja unten noch nicht weiß ob und wo man oben mal ein wenig laufen möchte.
Die wenigen Farbtupfer in Form von Blüten waren meist klein, hier muss man aus dem Auto raus und genau hinsehen, um die Flora zu entdecken. Auf den großen Bäumen wachsen Schmarotzerpflanzen und Flechten. Dazu vertrugen wir nach der klaren und trockenen Luft der Puna die hier herrschende Hitze gar nicht gut. Spannend war die Landschaft mit ihren steilen Bergen schon, aber so was hatten wir auf der anderen Seite der Bergkette in Iruya noch beeindruckender gesehen.
Google Map zum Thema
Parque Nacional Calilegua
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