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| Im Wald |
Von Chos Malal im Norden mit einem Abstecher nach Copahue und Caviahue kamen wir, um unser Tagesziel, den Ferienort Villa Pehuénia am Norddufer des Lago Aluminé, zu erreichen. Dort hatten wir eine Nacht in den Complejos del Lago Aluminé gebucht.
Nachdem wir im Ort Las Lajas an der Ruta 40 endlich einen auch für uns funktionierenden Geldautomaten gefunden hatten konnten wir auch tanken und waren so für weitere Abenteuer gerüstet. Da wir noch Zeit hatten entschlossen wir uns ein Stück zurück zu fahren und der Ruta 242 nach Westen zu folgen, die nach Chile führt und die zusammen mit der Ruta 23 die kürzeste Verbindung nach Villa Pehuénia ist.
Eine halbe Stunde und 40 Kilometer später standen wir dann an einer Abzweigung, geradeaus ging es weiter in Richtung Grenze über den Paso Pino Hachado nach Chile.
Unser Weg über die unbefestigte Ruta 23 führte steil bergauf und dann durch einen Wald von chilenischen Araukarien (Araucaria araucana).
Das Wetter wurde leider immer schlechter, die Wolken hingen tief und es regnete und schneite auch ein wenig. Eigentlich ganz normal überall dort, wo ein Pass hinüber nach Chile führt, denn dort schaffen es die Wolken aus Chile auch mal hinüber nach Argentinien. Trotzdem kam ab und zu einmal schwach die Sonne durch.
Das Licht sorgte für eine zauberhafte Stimmung und ab und zu mussten wir anhalten und aussteigen, um diesen einmaligen Wald zu genießen. Unten wuchs Bambus und die mächtigsten Bäume der Araukarien können Wuchshöhen von 30 bis 40, selten bis zu 50 Meter und Stammdurchmesser von 1 bis 2 Meter erreichen. Sie wachsen auch an Steilhängen und ganz oben auf den vom Wind umtosten Bergketten. Gerade in der Schlucht der Passstraße war das gut zu beobachten und ein Schauspiel ganz besonderer Art: Neben der Strasse hatte der Fluß Schotter und Geröll angehäuft, über der Wasserline waren Auswaschungen in weichem Sandstein zu sehen oder sogar Schichten aus Konglomereat. Darüber lag eine dicke und harte Schicht aus vulkanischem Basalt, und ganz oben auf dem härtesten Stein wuchsen die Araukarien. Chilenische Araukarien wachsen allerdings sehr langsam, pro Jahr selten mehr als 30 Zentimeter. Sie werden sehr alt, es gab Exemplare, die nachweislich 1.300 bis 2.000 Jahre alt waren.
Der Baum bildet mehrere tief gehende Wurzeln und eine eiförmige bis schirmförmige Krone aus. Alle biegsamen Äste stehen in Quirlen von 3 bis 7 Zweigen zusammen und gehen waagerecht vom Stamm ab. Nach etwa 100 Jahren werden die unteren Zweige abgeworfen, und der Stamm wird unten sichtbar; alte Bäume haben oft nur noch oben in der Spitze Äste. Auf Grund dieser Informationen konnten wir erahnen, wie alt dieser wunderbare Wald hier an der Grenze war, viele Besucher bekommt er sicherlich nicht.
Wir waren jedenfalls ganz alleine in dem stillen Wald, bewunderten die dicken Stämme mit den Moosen und Flechten. Hier ist es immer recht feucht, daher der üppige Pflanzenbewuchs. Die Niederschläge liegen zwischen 1.000 und 4.500 mm pro Jahr und die Extremtemperaturen schwanken zwischen minus 20°C und plus 30°C.
Nur in dieser Region von Argentinien und in Höhenlagen zwischen 950 und 1050 Metern wachsen die Schuppenfichten, die meisten findet man im wesentlich feuchteren Chile auf der anderen Seite der Anden. Man kennt sie auch unter Namen wie Andentanne, Schlangenbaum, Schuppentanne, Affenschwanzbaum oder Chilenische Schmucktanne. In der der Sprache der einheimischen Mapuche heißt der Baum Pewen, in hispanisierter Schreibweise Pehuén. Diese Bezeichnung setzt sich auch im Englischen durch und danach wurde auch unser Tagesziel Villa Pehuéna benannt.
Da die Araukarie einen schönen, geraden Stamm hat war sie lange als Nutzholz beliebt und es drohte Kahlschlag. Gefällt wurden mindestens 500 Jahre alte Bäume. Inzwischen wurde ein Nutzungsverbot in Argentinien und Chile erlassen und die Araukarie wird auf der Roten Liste als stark gefährdet (endangered) geführt. Umso schöner ist es, einmal in einem solchen Wald zu stehen und nicht nur vereinzelte Exemplare zu sehen. Auf der anderen Seite in Chile befindet sich das Schutzgebiet Reserva Nacional Alto Bio Bio.
Fossile Funde verwandter Arten der heutigen Araukarien datieren bis zu einem Alter von 90 Millionen Jahren (Gattung Wollemia), womit die Familie der Araucariaceae eine der ältesten Baumfamilien der Welt ist. Besonders beliebt bei Sammlern sind die versteinerten Zapfen, die auch in Scheiben geschnitten werden. Da Argentinien die Ausfuhr beschränkt hat, ist das Angebot kleiner geworden und die Teile sehr teuer. Ich habe mir aus einer Schiebe, die ich vor 11 Jahren gekauft hatte, ein schönes Schmuckstück anfertigen lassen.
Die Ruta 23 folgt dem Rio Litran noch 40 Kilometer durch wild-romantische Landschaft. Mittendrin durchquert man ein zur Nebensaison verlassenens Sommerlager aus mehrern Holzhäusern, wo vermutlich Schulklassen einen Urlaub in der Natur buchen können. Unterwegs kann man bizarre Felsformationen bestaunen, die am Rand des Tals liegen und an Araukarien kommt man auch immer wieder vorbei. Kurz vor dem Lago Aluminé zweigt nach Westen die Ruta 13 ab nach Villa Pehuénia.
Direkt nach der Abzweigung folgte eine der üblichen Polizeikontrollen, man wollte uns ganz genau untersuchen. Die Polizisten konnten sich nicht vorstellen, dass wir auf dieser Straße nicht aus Chile gekommen waren. Als wir ihnen sagten, wir verbringen unseren Urlaub nur in Argentinien, nicht in Chile, da strahlten sie und ließen uns weiter fahren.
Google Map zum Thema
Abzweigung nach Chile
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