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DIFUNTA CORREA

Schon im ersten Argentinienurlaub, auf der Fahrt durch die Weiten von Patagonien, fielen uns die kleinen Schreine am Straßenrand auf. Das Glitzern der vielen mit Wasser gefüllten Plastikflaschen konnte man auch schlecht übersehen. Was in Patagonien noch weit verstreut ist, das findet man im Norden und Westen an fast jedem Pass und an vielen Straßenkreuzungen. Was haben diese Stätten zu bedeuten? Die Legende, die sich dahinter verbirgt ist typisch für Argentinien und es handelt sich hier schlicht um die Verehrung für eine Mutter, die ihr Kind noch über den Tod hinaus am Leben erhielt.

Es gibt noch andere Wallfahrtsstätten am Straßenrand, so wie die von Gauchito Gil, aber das ist eine ganz andere Geschichte.

Nun zur Legende der Difunta Correa: Im Jahr 1841, während der Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier tobte, hatten diese in dem kleinen Ort namens Caucette südlich von San Juan einige einheimische Männer verhaftet. Sie trieben sie unter Leitung des berüchtigten Facundo Quiroga in strammen Fußmärschen in Richtung Norden. Ein Mann namens Audilio Correa war unter diesen Gefangenen und seine Frau María Antonia Deolinda y Correa hatte erst vor kurzem entbunden. Verzweifelt nahm sie ihren Säugling und folgte ihrem Mann, immer auf den Spuren der Gefangenen und ihrer Wärter. Doch sie kam nicht weit in der wüstenähnlichen Landschaft, in der es kein Wasser gab. Nach nur 34 Kilometern Fußmarsch brach sie dann schließlich zusammen, verdurste und starb. Difunta Correa heißt übersetzt: die tote Correa, wobei Correa der Familienname ist und nicht, wie oft behauptet, mit Riemen oder Band übersetzt wird.

Wenige Tage später wurde sie von einigen Gauchos tot nahe Vallecito gefunden, einem kleinen Tal in der Nähe von San Juan. Doch ein Wunder war geschehen, denn ihr Kind lebte noch und trank Milch aus der Brust seiner toten Mutter. Die gläubigen Kuhhirten errichteten an der Fundstelle einen Altar und begruben Dolinda Correa auf dem Hügel, an dessen Fuße sie gestorben war. Dann verkündeten sie überall, was geschehen war.

Seitdem haben Generationen an dieser Wallfahrtsstelle und an kleinen Altären im ganzen Land um Hilfe gebeten. Vor allem die LKW-Fahrer verehren die Difunta Correa, da sie Schutzheilige der Reisenden ist. Und die Hilfe kam und kommt auch wohl auch heute noch. Jedenfalls glauben auch viele moderne Argentinier an ihre wunderbare Kraft, bringen der Difunta ihre Gaben und legen mit Wasser gefüllte Flaschen für die Verdurstete an den Schreinen nieder. Hier wird das traditionelle Frauenbild verehrt, nämlich das einer treuen Frau, die ihrem geliebten Manne folgt, und das der sich aufopfernden Mutter.



In Vallecito

Unsere Route führte auf dem Weg von San Juan nach Valle Fertíl auf der Ruta Provinzial 141 direkt an Argentiniens berühmtester Wallfahrtsstätte vorbei. Natürlich muss man die dann auch besuchen. Ein kurzer Abstecher führt zu einem unübersichtlichen Gewirr aus Souvenirbuden, Restaurants, Devotionalien-Verkauf in Zelten, Kinderkarussels und 17 Kapellen, in denen Gläubige ihre Geschenke ablegen. Es gibt hier zum Beispiel eine Kapelle der Schulkinder, die Kapelle der Bräute, die Kapelle der Studenten, Kapelle der Sportler oder die Kapelle der Lastwagenfahrer. Viele kleine Unterkünfte entstanden, eigentlich ist der Kult heute eine ganze Industrie. Die Stiftung, die über diese Stätte wacht, beschäftigt 50 Leute, um Ordnung zu halten.

Wir parkten auf dem großen Parkplatz und wunderten uns, denn es war sehr wenig los. Eigentlich hatten wir hier Pilgerscharen erwartet, doch nur wenige Argentinier waren vor Ort, dabei sollte jeder diesen Ort zumindest einmal im Leben besuchen. Die Verehrung der Difunta Correa beruht nur auf einem Volksglauben, ohne offizielle kirchliche Bestätigung. Der Papst hat die "Heilige der Anden" bisher nicht anerkannt. Das hält die Argentinier aber nicht davon ab, zu Tausenden nach Vallecito zu pilgern. Wir hatten wahrscheinlich nur einen sehr ruhigen Tag erwischt, um Ostern herum kommen die Pilger zu Hunderttausenden hierher. Am Sonntag segnet ein Priester hier die Motoren zahlreicher Autos, wer Rummel sucht der sollte am Wochenende kommen. Oder einmal im Jahr, wenn Gauchos aus allen Landesteilen zur "Cabalgata de La Fe" kommen.

Die meisten Pilger bringen der Difunta Correa selbst gebaute Miniaturhäuser mit gepinselten Danksagungen, Wasserflaschen und Brautkleider. Als Dank für neue Autos legt man ganze Motorblöcke, Keilriemen und zahlreiche Autokennzeichen als Opfer ab. Das älteste Kennzeichen stammt aus dem Jahr 1929. Immer wenn Gebete erhört werden, zeigt man Dankbarkeit und bringt Gold und Geschenke hierher. Fast eine Million Devotionalien haben sich hier im Laufe der Jahre angesammelt. Das Gold der geopferten Medallien und Ringe wurde eingeschmolzen und aus dem Erlös der 80 Kilo wurde hier bereits ein Hotel für die Pilger gebaut.

Über zahlreiche Stufen kann man den Opferberg der Difunta Correa zu erklimmen, oben steht ein großes Gipfelkreuz. Daneben eine Kapelle, wo sich über dem Grab ein Abbild von Difunta mit dem Kind an der Brust befindet. Normalerweise stehen die Leute hier Schlange, das haben wir auf Fotos gesehen, oder rutschen auf Knien den Hügel hinauf. Wir hatten an diesem Tag fast den ganzen Hügel für uns alleine. Die Gläubigen beim Gebet habe ich nicht fotografiert und die oft zusammengebrochenen Häuser auf dem Hügel waren eher wenig malerisch. Ein großer Stein war schwarz von Kerzenruß und voller Wachs. Im Laufe der Jahre ist all das schmelzende Wachs an der von der Sonne bestrahlten Seite hinab geflossen und hat weiter unten einen kleinen See gebildet.

Nach dem kuren Besuch dieses für unser Gefühl recht bizarren Wallfahrtsortes fuhren wir weiter in Richtung Valle Fertíl zur Finca Media Luna. Die Difunta Correa begleitete uns in Form von Schreinen, besonders auf den Passstraßen, noch den ganzen Urlaub.

Hier ist die offizielle Webseite der Difunta Correa.


Video zum Thema

Historia Animada: La Difunta Correa

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Der Wallfahrtsort

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