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GAIMAN

Der kleine Ort Gaiman, nur 17 km von Trelew entfernt ist für patagonische Verhältnisse ein äußerst propperes und grünes Städtchen. Dies ist wohl vor allem den walsischen Siedlern zu verdanken, die den Ort 1848 gründeten und ihm sein Aussehen, die Hosterias und Teehäuser gaben, welche nun die Touristen anziehen. Auch heute noch schwelgt man hier überall in alten Heimaterinnerungen und angelsächsischen Tradionen. Vermarktet werden diese perfekt von den Enkeln, die sich aber eher als Argentinier verstehen.

Der Name Gaiman kommt aus der Sprache der Tehuelche Indianer und bedeutet soviel wie Schleifstein. Die Ahnen der Einwohner von Gaiman landeten mit einem Zweimaster namens Mimosa im Jahr 1865 nahe dem heutigen Puerto Madryn und siedelten auf dem halbwegs fruchtbaren Land am Rio Chubut, das ihnen die argentinische Regierung zur Verfügung stellte. Ihre neue Heimat nannten sie Gwm hyfrwd, das "schlöne Tal". Ein schönes Beispiel für Oasen in der Steppe.

Die Siedler kamen aus den Steinkohlezentren von Wales, wo man sie auf Grund ihres Strebens nach Unabhängigkeit und wegen ihres keltischen Dialekts unterdrückte. Zwischen 1874 und 1875 kam eine weitere Einwanderungswelle aus Wales und den Vereinigten Staaten. Neben Gaiman gibt es noch andere walisische Siedlingen in Patagonien, dazu gehören Trelew, Sarmiento, Esquel, Trevelin und Dolavon - ein ganzer Korridor vom Atlantik bis in die Anden.

Casa de Té

Im Ort gibt es mehrere "Casa de Té", in denen man die berühmte Torta Negra oder Torta Galesa probieren kann. Gebacken nach alter Tradition mit braunem Zucker, Nüssen und Johannisbeeren. Man kann sie auch in einigen Geschäften kaufen, hier ist das Rezept. Und hier noch eine Seite zum Thema Welsh Afternoon Tea.

Die Teestuben in Gaiman sind voll von Familienerinnerungen, Fotos und walisischen Devotionalien. Argentinier kommen oft hierher, nur um in einem der Häuser nachmittags ihren Tee zu trinken.

Es gibt karierte Tischdecken, kunstvoll gehäkelte Teekannenwärmer, Besteck aus Sheffield-Silber, Pendeluhren und überall große Sammlungen von Stoff-Wandbildern mit Liedern und Gedichten in der für uns schwer verständlichen Sprache.

Die Besitzer gaben ihren Tehäusern für uns sonderbar klingenden Namen wie Ty Cymraeg, Ty Gwyn, Ty Te Caerdydd, Dyffryn Wirdd oder Ty Nain.

  Man findet in Gaiman gepflegte Vorgärten mit üppigen Rosenstöcken und Heckenrosen und im Frühjahr findet ein walisisches Sänger- und Dichterfestivals namens Eisteddfod statt.

Rundgang

In Gaiman machte es Spass zu einem längeren Abendspaziergang aufzubrechen. Es gibt überall Grün und Bürgersteige, nette Vorgärten und einges an historischen Gebäuden. Kleine Läden säumen die Hauptstraße und die Polizeibeamten grüßen hier freundlich jeden Gast - nach einem skeptischen prüfenden Blick. Viele Straßen sind asphaltiert, und der Wind wird von der steilen Felskante des Chubut-Tals gebrochen.

In unserer Unterkunft Plas Y Coed wohnten wir schön zentral am Park, der üppig mit Blumen und Rosenstöcken bewachsen ist. Kleine Kanäle durchziehen die Stadt, die immer wieder überquert werden müssen. Im Park gibt es auch ein Wasserrad, das schattig unter grünen Weiden steht. Eine weiße, hübsche Kirche findet man am Rand des Parks, oben auf dem Bild zu sehen.

Über den Fluss Chubut führt eine kleine Hängebrücke, die nur von 10 Personen gleichzeitig betreten werden darf. Sie führt hinüber in den modernen Teil des Ortes. Am Ufer des Flusses ist es grün und schattig, es gibt Spielplätze und Picknicktische.

Das erste Haus von Gaiman ist noch erhalten, gebaut im Jahr 1874. Es liegt in der J.E. Evans Straße, zwischen 28 de Julio und E.Tello.

In der alten Eisenbahnstation befindet sich heute das Museo Histórico Regional Galés, das Gegenstände aus der Zeit der ersten Siedler ausstellt. Mit Eisenbahn hat auch eine weitere Sehenswürdigkeit zu tun, die direkt neben der neuen und modernen Touristeninformation liegt: der Tunnel. Ein Loch in der Wand - man kann ein wenig hineingehen - durch das früher einmal ein Zug fuhr. Unten auf dem Bild zu sehen.

Neben einigen alten sehenswerten Kapellen gibt es noch 10 km außerhalb des Ortes den Parque Paleontologico Bryn Gwyn, den ersten paläontologischen Park in Lateinamerika. Leider hatten wir für eine Besichtigung keine Zeit mehr, aber es gibt eine interesante Tagebuchaufzeichnung von Eyedotter in deutscher Sprache zu diesem Thema.

In englisch gibt es ebenfalls gute Informationen und Bilder von Gaiman auf der Seite von Dave.

Google Map zum Thema

Gaiman

Video zum Thema

Un tunel misterioso

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