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Newcastle Waters ist ein kleiner Ort ein wenig abseits vom Stuart Highway, den wahrscheinlich die wenigsten Reisenden auf ihrer Fahrt von Darwin nach Alice oder umgekehrt besuchen werden. Auch wir wären fast daran vorbeigefahren. Etwa 20 km vor Elliot dachten wir an eine Pause oder einer Übernachtungsmöglichkeit auf dem ausgeschilderten Rastplatz schräg gegenüber der Abzweigung nach Newcastle Waters. Doch anscheinend war der Platz sehr beliebt. Dicht an dicht standen hier die Autos mit riesigen Wohnwagen-Anhängern, Reisende auf dem Weg vom winterlichen Süden in den tropischen Norden, die hier kostenlos übernachten. Das war uns zu voll und wir so drehten wir um und fuhren die Abzweigung in Richtung Newcastle Waters.
Schon die Anfahrt war ziemlich spektakulär, allerdings hatten wir auch Glück. Im April hatte es nämlich noch extrem stark geregnet und der Fluss namens Newcastle war weit über die Ufer getreten. Nun stand das Wasser immer noch mitten im sonst trockenen Outback und die Zufahrt zum Ort war wie ein Damm. Links Wasser, rechts Wasser und darauf hunderte von Wasservögeln. Reiher standen auf der Straße und fischten an den Überläufen, zahlreiche Pelikane schwammen herum und Scharen von Kormoranen bevölkerten die im Wasser stehenden Bäume. Wir konnten uns gar nicht satt sehen und verbrachten eine ganze Weile hier am Wasser.
Newcastle Waters ist eine große, historische Cattle Station und liegt 777 km nördlich von Alice Springs und 705 km südlich von Darwin. Also mitten im Nirgendwo, so wurde dieser Ort zum Synonym von Abgeschiedenheit und Entbehrungen.
John McDouall Stuart erreichte die Region am 23. Mai 1861 und fand ebenfalls weite Wasserflächen, die er nach dem Duke of Newcastle, dem "Secretary for the Colonies" benannte.
Schon kurz darauf wurde das Land von Dr.W.J.Browne aus Adelaide als Weideland genutzt, die Station errichtet und Rinder aus Queensland wurden im Jahr 1883 nach Newcastle Waters gebracht. Doch die Investition brachte keinen Gewinn und die Station wurde 1895 an John Lewis aus Adelaide verpachtet. Die Familie Lewis lebte hier über 50 Jahre.
Alle Viehzüchter im Northern Territory hatten ein Transportproblem, um ihre Rinder zu den Märkten zu bringen. Besonders in Zeiten der Dürre konnte man die Tiere nicht über hunderte von Kilometern zum nächsten Markt treiben und so kam kein Geld in die Kassen. Routen für den Viehtrieb wurden angelegt, aber sie waren nur so zuverlässig wie der Niederschlag - und der war nicht berechenbar. Der berühmte Nat Buchanan hatte mit die Barkly Stock Route den Weg von der Overland Telegraph Line bis nach West-Queensland erschlossen und 1886 kam G.R. Hedley erfolgreich über den Murranji track von Victoria River im Norden bis nach Newcastle Waters.
Einige Monate später trieben Nat Buchanan und Sam Croker die ersten Rinder über diesen Weg. Sie wurden von kundigen Mudbarra Aborigines begleitet, die sie erst zum Murranji Waterhole 80 km westlich von Newcastle Waters und dann zum Yellow Waterhole nochmal 80 km weiter führten.
Der Murranji track, der seinen Namen einem Frosch verdankt, der unterirdisch für lange Perioden ohne Wasser überlebensfähig ist, reduzierte den langen Ost-Westweg über Katherine um 600 km. Aber der 250 km lange Track zwischen Victoria River und Newcastle Waters war immer noch ohne ständige Wasservorkommen und infolgedessen sehr unzuverlässig. Keiner konnte die Verluste riskieren, die solch eine Reise mit sich brachte. Er gilt bis heute noch als einer der gefährlichsten in Australien, 11 Menschen starben hier beim Durchqueren der Wüste.
Im Jahr 1917 ließ die Regierung dann entlang des Tracks 13 Wasserlöcher bohren. Dieses bedeutete Wachstum für Newcastle Waters, denn die Station wurde ein Depot für die Bohrteams. Im September 1924 waren die Arbeiten beendet, alle 30 Kilometer konnten die Rinder nun saufen und ihre Zahl auf der Route erhöhte sich ständig bis 1944. Dann wurde die Zahl der Rinder so groß, dass sich die Leergesoffenen Tanks nicht mehr füllen konnten, bevor die nächste Herde herangetrieben wurde.
Newcastle Waters spielte sogar eine Rolle in der Geschichte der australischen Luftfahrt. Der Flug von Ross und Keith Smith von England nach Australien im Jahr 1919 verlangte eine Reihe von Landebahnen entlang der Strecke zum Auftanken. So füllten die beiden Brüder ihr Fluggerät in Darwin, in Katherine und in Newcastle Waters, bevor sie nach Queensland weiterflogen. Die Logistik musste natürlich vorher ausgebaut werden, und so bekam der Miniort "Australia's first cleared aerodrome". Von 1935 bis 1937 nutze sogar Qantas Empire Air Services die Landebahn für Post- und Passagiertransport.
Wenn man in den Ort Newcastle Waters hereinfährt, sieht man ein paar Häuser, einen kleinen Park mit Statue und mit Glück ein paar Bewohner auf der Straße. Die Abzweigung nach rechts führt zum Jones Store, auch bekannt als George Man Fong's House, ein altes Gebäude aus dem Jahr 1934, in dem heute ein kleines Museum untergebracht ist. Restauriert und wieder eröffnet durch Mr. Peter Jones am 17. September 1988. Hier kann man durch die schattigen Räume wandeln und sehen, wie früher gelebt wurde. Es gibt noch einen Kamin, Bettgestelle, Lampen, Geräte im Schuppen und sogar karierte Gardinen an den Fenstern. Die Bilder unten entstanden dort. Leider gab es auch extrem viele extrem laut summende und stechende Moskitos, die uns schnell wieder vertrieben.
Das schönste Gebäude ist das Junction Hotel, erbaut in den früher 1930ern von Jack Sergeant. Pub und Hotel sind allerdings seit 1960 geschlossen. Zentral im Ort liegt der am 1. Mai 1988 eröffnete Drovers Memorial Park mit der Statue eines Drovers, also eines Viehtreibers, in der Mitte. Oben auf dem ersten Bild ist er zu sehen.
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Newcastle Waters
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