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In Hamburg lebten zwei Ameisen
Die wollten nach Australien reisen.
Bei Altona auf der Chaussee,
Da taten ihnen die Beine weh,
Und da verzichteten sie weise
Dann auf den letzten Teil der Reise.
Joachim Ringelnatz
Tja, was Herr Ringelnatz wohl nicht wusste: Milliarden von Ameisen hatten Australien schon erobert. Zwei mehr oder weniger fallen hier nicht auf. Seit etwa 100 Millionen Jahren ist diese Insekten-Familie weltweit auf der Gewinnerseite. Nur Grönland und Island sowie die Antarktis sind ameisenfrei...
Die gesamte Körpermasse aller derzeit auf der Erde lebenden Ameisen zusammengenommen wiegt mehr als die Körp aller über 6 Milliarden Menschen. Alle Gliederfüßer zusammen ergeben eine geschätzte Anzahl von 1018. Davon entfallen - 1965 von Willams geschätzt - schon 1015 alleine nur Ameisen. Daraus kann man aber nicht herleiten, dieser Planet sei nicht für Menschen, sondern für die Ameisen bestimmt!
Diese Deutung beruht nur auf einem Trick für mathematisch weniger sattelfeste Mitmenschen: Der erste Eindruck vermittelt, 15/18 der Insekten seien Ameisen, also mehr als 80%. In Wahrheit ist 1018 aber 1000 mal soviel wie 1015, also machen Ameisen nur Ein Tausendstel aller Gliederfüßler aus!
Trotzdem wird die Allgegenwärtigkeit der Ameisen nirgends deulicher als in Australien. Von den ca. 65.000 Arten wirbelloser Tiere sind ein Großteil Ameisen und Termiten. Wo man geht und steht, ob im heißen Outback, in Städten oder in der Alpine Region von Victoria: Sie sind überall!
Kleine, winzige, große, dicke, grün schillernde oder fliegende: Ameisen!
Von den bekannten und vermuteten etwa 10.000 verschiedenen Ameisenarten sind nur wenige medizinisch bedeutsam. Fast alle Arten haben aber noch einen kompletten Giftapparat, die Stachel sind aber zurückgebildet. Trotzdem können die Tiere mit ihren Zangen kleine Wunden verursachen, in die dann ein brennedes Gift oder Säure eingespritzt wird.
In Tasmanien verursachen Bisse von "sack jumper ants" (Myrmecia pilosula) bei vielen ihrer menschlichen Opfer deutliche allergische Reaktionen. Die Tiere kommen auch im südlichen Australien vor, sie sind sehr aggressiv und springen aus einer Entfrenung von 10 cm jeder angenommenen Bedrohung entgegen, dann erfolgt sofort ein Biss.
Wie wirksam das Gift sein kann zeigt der Fall von Christmas Island, eine Insel im Indischen Ozean, die zu Australien gehört. Die ist vor allem bekannt durch die jährliche Invasion der roten Landkrabben, kurz nach Beginn der Regenzeit im November. Dann beginnt die Wanderung zum Meer und jeder Fußbreit des 135 Quadratkilometer großen Tropeneilands scheint plötzlich zum Leben zu erwachen.
Die eingeschleppte räuberische Ameise Anoplolepis gracilipes, im angelsächsischen Sprachraum wegen ihrer hektisch wirkenden Fluchtbewegungen auch "Crazy Ant" genannt, macht sich auf Christmas Island breit. In Superkolonien mit mehreren Königinnen organisiert, kommen die Insekten auf der Insel inzwischen in großer Dichte vor: Das gesamte Ökosystem ist in Gefahr. Vor allem haben es die kleinen Quälgeister offenbar auf die roten Landkrabben abgesehen, deren Population inzwischen um ein Viertel zurückgegangen ist. Die Ameisen betreiben chemische Kampfführung und schiessen mit Ameisensäure um sich. Die mit Gift beschossenen Krustentiere erblinden erst, dann werden sie immer lethargischer bis schließlich der Tod eintritt. Fliegenlarven verwandeln das Krabbeninnere dann in eine Eiweißsuppe, die von den Ameisen aufgesogen und an ihre Königinnen verfüttert wird.
Ganz besonders sei hier eine besondere Art erwähnt, die nur in Australien vorkommt. Die bull ant, eine Myrmeciinae-Art, deren Biss äußerst schmerzhaft sein kann. Die Tiere erreichen eine Länge von 3 cm und haben mächtige Mandibel, Kauwerkzeuge. Aborigines nähen Wunden damit, indem sie nach dem Biß in die Wundränder das Hinterende der Ameise abreissen. Die verkrampften Mandibel wirken wie eine Klammer.
Auch die australischen Honigameisen (melophorus bagoti) zählen zu den eher ungewöhnlichen Schöpfungen der Natur. Einige Arbeiterinnen dieser Art werden mit großen Mengen von Honigtau gemäßtet, wodurch sich ihr Hinterleib so sehr dehnt, dass sie nicht mehr in der Lage sind sich fortzubewegen. Sie hängen sich Kopfüber an die Decke des Nestes und würgen, wenn erforderlich, Nahrungströpfchen hervor, um damit andere Mitglieder der Kolonie zu füttern.
Die hilflosen, aufgeblähten Insekten leben unbeeinflusst von Dürren in unterirdischen Stollen. Die Frauen der Aborigines in Zentralaustralien sammeln einige dieser Ameisen manchmal als Leckerei aus ihren Nestern unter Mulgabäumen. Der Honig aus den auf weintraubengröße aufgeblähten Bäuchen gilt als Delikatesse. Die Frauen müssen tief graben, um an den süßen Vorrat zu kommen, denn das Nest besteht aus einem senkrechten Gang, der bis zu 2,5 Meter senkrecht in die Tiefe reicht und von dem viele horizontale Gänge abweichen, wo dann die Kammern der Honigamseisen liegen. Zum Glück für die Population sind Menschen schon nach dem Verzehr von wenigen Tieren bis zum Übermaß vom süßen Saft gesättigt.
Honigameisen kommen in großer Menge besonders um Papunyaim Wüstengebiet der MacDonnell Ranges vor, das nach der Ameise selbst benannt ist und wörtlich übersetzt "Traum der Honigamseise" heißt
Video zum Thema
Bull Ants carrying a huge Funnelweb Spider
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