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Die Sprache der Australier ist zwar offiziell englisch, aber jeder Engländer oder Amerikaner wird sich hier sehr schwertun. Das Englisch ist mittlerweile oft sehr stark verschliffen und wird auch Strine (sprich: strain) genannt. Besonders in ländlichen Gebieten fällt es manchmal schwer, einige Zeitgenossen auf Anhieb zu verstehen, auch wenn man des Englischen durchaus mächtig ist.
Strine wird landesweit gesprochen und ging aus einem alten Cockney-Akzent hervor, den die ersten Siedler und Sträflinge vor über 200 Jahren aus den Arbeitersiedlungen der alten Heimat mitbrachten. Strine ist die Alltagssprache, nur der versnobte Melbourner Geldadel spricht reinstes Oxford-Englisch.
Englisch ist natürlich die Hauptunterrichtssprache in den Schulen, es gibt aber auch Unterricht in anderen Sprachen und manche Schulen haben sogar bilingualen Unterricht. Als Fremdsprachen werden asiatische und europäische Sprachen angeboten, wobei in letzter Zeit, bedingt durch Einwanderungswellen aus dem asiatischen Raum, ein Schwerpunkt bei den asiatischen Sprachen liegt. Insbesondere Japanisch, Indonesisch, Koreanisch und Mandarin wird gelernt. Seit 1990 haben mehr Schüler und Studenten Prüfungen in Japanisch abgelegt als in anderen Fremdsprachen. Besonders in Queensland, denn dort verbringen auch die meisten Japaner ihren Urlaub. Italienisch als zweithäufigste gesprochene Sprache ist aber nach wie vor die am meisten unterrichtete Sprache.
Ein Viertel der Australier stammt aus einem nicht-englischsprachigen Land oder hat wenigstens ein Elternteil aus einem solchen Land. Mindestens 17% der Bevölkerung sprechen zu Hause eine andere Sprache als Englisch.
Sprachliche Vielfalt ist, nicht nur in Australien, ein wichtiges kulturelles und wirtschaftliches Gut.
Die erste Floskel, die ein Tourist lernt, ist "G`day", was soviel heißt wie "Hallo" oder "Guten Tag". Da ganze wird verkürzt ausgesprochen - markant am Aussie-Slang ist das Verschlucken ganzer Silben - was durch das zusammenziehen des ganzen Satz zu einem einzigen langen Wort gelingt. Voila - schon spricht man Australisch wie ein Einwanderer.
Characteristisch sind auch die nasalen und langezogenen Vokale: "Day" klingt "Dai", "take" wie "taik". Das H wird generell ignoriert und nicht mitgesprochen, "ow" statt "how" als Beispiel.
Erschwert werden Übersetzungsversuche durch hunderte eigener Wortschöpfungen, die in keinem English-Dicitionary zu finden sind. Aber hier: Larrys Aussie Slang Dictionary
Von Ort zu Ort gibt es auch noch einige sprachliche Unterschiede, denn obwohl auf dem gesamten Kontinent nur 18 Millionen Menschen leben, haben sich bedingt durch die großen Entfernungen vor dem Zeitalter der elektronischen Medien recht deutlich unterschiedliche Dialekte herausgebildet.
Als Beispiel nehme ich mal den Rucksack: So sagt der Sydneysider "Backpack", ein Melbourner nennt ihn "Backy" oder "Baggy", ein Queenslander dagegen bezeichnet ihn schlicht als "Sack".
Persönliche Fürwörter werden auch oft anders verwendet wie in der Schule gelernt. So sagen die Aussies häufig "it" statt "she" oder "her", statt "my" hört man "me", statt "me" kann man auch "us" sagen und sind mehr als zwei Personen anwesend wird aus "you" ein "youse".
Was noch eine Eigenart der Australischen Sprache aufzeigt: Die Verniedlichung und der exessive Gebrauch von Abkürzungen: Barbie, Truckie, Roo, Chrissie, Brekkie, Mozzy, Esky... Was übersetzt: Grillfete, Lastwagenfahrer, Känguru, Weihnachten, Frühstück, Moskito und Eisbox heißt.
Ihr Land nennen sie "Oz" und sich selbst "Aussies". Niedlich!
Skurile Worte wie "Woddedoin" kommen beim Zusammenziehen der Sätze heraus. Das ist australisch für "What are you doing?". Nicht zu verwechseln mit dem genuschelten "Weyagoin", mit dem man allerorten bei einem seltenen Zusammentreffen mit anderen Wanderern begrüßt wird: "Where are you going" heißt das, "Woher und wohin" also, es wird aber benutzt wie das deutsche "Hallo, wie gehts?". Es dient als Begrüßungsfloskel wie "Hello" oder "Hi", und man geht seines Weges.
Und dann gab es da den Motelbesitzer aus Leongatha, der auf unseren Zahlungswunsch am frühen Morgen so reagierte: "Cäntletyugo without Pain!" Huch, wollte er uns foltern? Schmerzte ihn der Abschied seiner Gäste? Erst beim dritten Anlauf verstanden wir es dann: "I can´t let you go without paying" Aha!
Die simple Frage "Djusmo?" beim Betreten eines Restaurants wirst Du nun auf Grund der bishreigen Informationen auch verstehen, nicht wahr?
Wenn ein Australier sagt: "100 Käys", dann meint er Kilometer.
Ein weiteres Wort, das praktischerweise auch sofort von den Touristen in den Sprachgebrauch aufgenommen wird: Der Australier bezeichnet so ziemlich alle Personen als "Mate". Das sollte man sich auch angewöhnen, es hat den großen Vorteil, daß man sich nie in Verlegenheit kommt, wenn man einen Unbekannten ansprechen soll. "Mate" paßt immer, ob zu Mann oder Frau, so lange man sich auf informeller Ebene befindet - also nicht am Streifenwagen. Auch sollte man so oft wie möglich seine Sprachkenntnisse zur Schau stellen, in dem man zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten ein beiläufiges "No Worries" einfließen lässt.
Nichtgebrauch der beiden letzten Floskeln würde jeden in Sekundenbruchteilen als Ausländer entlarven. "No Worries" bedeutet in etwa "O.k." oder "Alles Klar", besonders beliebt ist die Kombination mit "Mate" dahinter: Immer wenn man etwas fragt, wenn einem jemand etwas erklärt oder wenn man sich für etwas entschuldigt schallt es einem entgegen: "No worries, Mate!"
Ein typisch australisches Gespräch ist reich mit Kraftausdrücken gewürzt, die meist nicht über der Gürtellinie enden. "Bloody, shit, fuck" und sonstiges ist oft Bestandteil eines Satzes, wird aber nicht als Schimpfwort verstanden. Es ist ein Adjekiv zur Betonung. "Bloody good Wine" ist also ein wirklich guter Wein.
And Oz is a bloody nice Country!
Literaturtipp zum Mitnehmen:
Das oben abgebildetet Buch ist klein und handlich, also ideal für die Hosentasche. Darin sind eine Fülle an Informationen über die Sprachkultur der Aussies mit vielen Beispielen und lustigen Ilustrationen enthalten.
Die Zeichnungen auf dieser Website wurden dem Buch entnommen, mit freundlicher Genehmigung des Autors Sascha Exner. Vielen Dank an Sascha!
Sascha Exner:
How to speak Australian = So spricht man in Australien.
Mit Illustrationen von Michael Deißler
EPV Elektronik-Praktiker-Verlagsgesellschaft mhH, Duderstadt 1999.
Im Web:http://www.epv-verlag.de/
ISBN 3-924544-77-8
Video zum Thema
Let stalk Strine
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