Archiv: Seiten älter als 10 Jahre
| Weltreisen | Australien | Northern Territory | Site-Map | HOME |
Wer schon in freier Wildbahn einige Krokodile beobachten konnte und zu Hause die Abenteuer des Malcom Douglas im Fernsehen verfolgt hat, in dem wächst vielleicht der Wunsch, die gefährlichen Leistenkrokodile mal aus nächster Nähe zu sehen. Man möchte mal ein junges Krokodil in der Hand zu halten und mehr über Aufzucht und Verhalten der Tiere erfahren, ein paar Fotos machen und einige Krokodilsouvenirs kaufen.
Für Interessierte gibt es im Norden zahlreiche Möglichkeiten, entweder eine der vielen Krokodilfarmen zu besuchen oder diverse Touristenspektakel in freier Wildbahn zu besuchen. So zum Beispiel eine River Cruise auf dem Adelaide River, wo die Tiere angefüttert wurden und nach der hoch hängenden Beute aus dem Wasser springen. Alles ziemlich überfüllt und teuer. Besagter Malcom Douglas besitzt auch in der Nähe von Broome westlich des Kimberley eine kommerzielle Krokodilfarm, die Scharen von Besuchern anlockt.
Diese lag aber nicht auf unserem Weg, deshalb schauten wir uns nach einer Alternative um. Südlich von Darwin gibt es ebenfalls einige Farmen, die aber von zahlreichen Reisebussen angefahren werden. Wir suchten etwas kleineres, individuelles und wurden am Victoria Highway fündig.
Anmerkung 2006: Die hier vorgestellte Farm ist laut einer Mail, die uns erreichte, nicht mehr für den Publikumsverkehr geöffntet. Wenn sich das wieder geändert haben sollte würden wir das gerne wissen.
Die auf dieser Seite vorgestellte Coolibah Farm liegt zwischen Timber Creek und dem Victoria River Roadhouse, quasi direkt am Victoria River und nahe an der Grenze zum Gregory National Park. Von hier sind es 230 km bis Katherine im Osten und 300 km bis Kununurra im Westen. Die Farm gehört Qwen und Janelle Pugh und ist für Besucher in der Trockenzeit zwischen Mai und Oktober geöffnet. 3 mal täglich finden laut Werbeschild am Victoria Highway Führungen statt, aber nicht jeden Tag kommen auch Besucher.
Wir erreichten das Schild kurz vor 12 Uhr, eine Zeit, zu der eine Führung angekündigt war. Also beeilten wir uns, aber die Wegstrecke vom Highway zur Farm ist rauh und nicht schnell zu befahren. Der Weg führt vorbei an Viehherden und nach ca. 10 Minuten Fahrt ist der Victoria River über eine betonierte Furt zu durchqueren. Danach kommt ein Gatter, das man öffnen und schließen muss, und die Fahrt geht weiter durch eine Weidekoppel, misstrauisch beäugt von einigen Pferden. Am Ende erreicht man einige Farmhäuser und hält sich links, das ist die Krokodilfarm. Große, flache Schuppen weisen den Weg.
Auf dem Farmgelände kann man auch am Fluss für ein paar Dollar sehr günstig campen und Angler können sich ihr Handwerkszeug leihen. Die Besitzer haben gute Tipps für Ausflüge in die kaum erschlossene, wilde Umgebung und für die besten Angelspots. Anfragen und Buchungen unter Telefon (08) 8975 0856 oder Fax (08) 8975 0649.
Wir waren zwar eine Viertelstunde zu spät, aber trotzdem kam gleich einer der Arbeiter, ein Aborigne mit langen Rastalocken, dessen Namen ich leider vergessen habe, und bot sich als Führer an. Wir waren die einzigen Gäste. Dann folgte für 10 AU$ pro Person eine ganz persönliche Führung durch die Schuppen mit ausführlichen Erklärungen. Erzählt wird, wie die Krokodileier - etwa so groß wie ein Hühnerei - gesammelt werden, gezeigt, wo sie ausgebrütet werden. Im Brutschrank muss immer eine konstante Temperatur gehalten werden. Die Krokodile schlüpfen aber im Dezember, wenn die Farm für Besucher geschlossen ist. So kommt man dann zu den kleinen Krokodilen, die in einem der Schuppen im Halbschatten in Betonbecken sitzen. Man kann ein Kleines in die Hand nehmen und streicheln. Glatt und kühl fühlt es sich an und unter der Haut spannen sich starke Muskelbündel.
An die Halle mit den geschlossenen Jungtierbecken schließen siche mehrere Hallen mit halboffenen Schattendächern an, nach Jahrgängen sortiert. Hier liegen in Gruppen von 20 bis 50 Stück die größeren Tiere, alles Männchen, die erst im Alter von über 4 Jahren dann eine genügend große und gut ausgebildete Haut haben, um geschlachtet und gehäutet zu werden. 65 bis 70 cm Umfang muss ein Krokodil am Brustkorb dann schon haben, damit man ein Standard-Kroki-Leder bekommt. Als Nebenprodukt fallen noch einige wenige Kilo Fleisch an. Gezüchtet werden nur die Leistenkrokodile, von denen in freier Natur höchstens 1% der Brut überleben.
Um das Überleben zu sichern, wurden die Tiere in Australien unter Naturschutz gestellt und nur Farmen mit Lizenz ist es erlaubt, kontrolliert aus einem kleinen Teil der Gelege Eier zu entfernen und auszubrüten. Gefüttert wird auf Coolibah mit dem Fleisch von wilden Eseln und Pferden, die in regelmäßigen Abständen gejagt und gefangen werden. So hält man auch die Bestände dieser umweltzerstörenden Huftiere klein. Neben den Zuchtbecken stehen ein paar Trailer mit Kühlaggregaten, wo das Fleisch lagert. Zum Töten der Tiere kommt ein ausgebildeter Profi von auswärts, das Zerlegen erledigt dann auch unser Führer.
Eine unversehrte Krokodilhaut ohne Makel bringt dem Züchter ca. 200 US$. Darauf muss er allerdings 4 Jahre warten und ständig dafür sorgen, dass es den Tieren gut geht, die Gehege sauber sind und keine Streitereien ausbrechen. Kämpfe hinterlassen Spuren im Leder und mindern die Qualität der Häute - und damit den Preis - ganz erheblich. Hat sich ein Tier so verletzt, dass die schöne Bauchdecke für Taschen und Schuhe nicht mehr verwendet werden kann, dann gibt es noch andere Schnitte für Dekorationszwecke oder Ledergürtel.
Höhepunkt des Rundgangs ist das älteste Zuchtkrokodil der Farm, das in einem umzäunten Wasserloch wohnt. Sein Alter wird auf über 80 Jahre geschätzt, und da es kaum noch Zähne hat, wird er "Old Mumbles" genannt. Seiner momentanen Gefährtin hat er den Schwanz gebrochen, die beiden Weibchen davor hatten weniger Glück und starben unter seinem enormen Gewicht.
Ein Stück frisches Fleisch sollte ihn aus dem Wasserloch locken, doch leider hatte er keinen Hunger. Nur die Gefährtin schnappte blitzschnell zu und glitt dann wieder zurück ins schlammige Wasser. Nicht nur die explosionsartige Geschwindigkeit war beeindruckend und erschreckend zugleich. Es wurde auch deutlich, dass man ein Krokodil im schlammigen Uferwasser kaum sehen kann, dieses Krokodil aber sehr gut aus dem Wasser heraus sehen kann, was am Ufer passiert.
Nach der Führung bekommt man im Farmhaus noch einen Kaffee und kann sich ins Gästebuch eintragen. Es gibt auch einige Krokodilsouvenirs wie Häute und gebleichte Schädel zu kaufen. Im Wohnraum liegt eine riesige Haut von einem alten Krokodil, größer als der Mann, der sich darauf ausstreckte. Es ist faszinierend zu sehen, wie dick so ein Panzer ist. Schon der äußere Rand, also die dünne Bauchdecke, ist etwa einen Zentimeter dick.
Ansonsten gibt es auch etwas für den Magen - aus der Tiefkühltruhe kommt gefrorenes Krokodil zum Mitnehmen. Mit 18 AU$ ab Erzeuger ist das Krokodilfleisch recht teuer, aber die produzierte Menge ist deutlich kleiner als die Nachfrage, wie uns die Chefin erklärte. Besonders empfehlenswert sind die Krokodil-Kebabs, eingelegt in thailändischem scharfen roten Curry. Für 10 AU$ kann man einen Beutel mit 4 tiefgefrorenen Spiesschen kaufen, auf denen einige Brocken Krokodil mit der scharfen Sosse stecken. Am Abend auf dem Grill waren sie dann ein Genuss. Das Krokodilfleisch von der Farm schmeckte weniger nach Fisch als das von wildlebenden Krokodilen, das liegt vielleicht an der Fütterung mit Pferde- und Eselsfleisch.
Wenn die Anlagen hier und da etwas heruntergekommen aussehen, so liegt das an den recht extremen Umweltbedingungen. Die Regenzeit setzt hier alles ziemlich unter Wasser, und vor einigen Jahren trat der Victoria River so weit über die Ufer, dass auch die naturnahen Zuchtbecken überschwemmt wurden. Es bestand die Gefahr, dass die großen Zuchtkokodile mit der Flut aus ihren Gehegen wegschwimmen. Da diese Tiere an Menschen gewöhnt waren, bestand Lebensgefahr für die Bewohner der umliegenden Gemeinden und Farmen. So entschloss man sich schweren Herzens, die großen Tiere zu erschiessen, da man sie nicht mehr festhalten konnte. Ein großer Verlust. Von Zeit zu Zeit kommt ein neues wildes Krokodil in eins der freien Zuchtbecken, wenn man wieder ein großes Saltie in der Umgebung einer Siedlung eingefangen hat, welches sich dort nicht vertreiben ließ.
Nach drei Stunden machten wir uns schließlich wieder auf den Weg nach Katherine. Dieser Besuch der Coolibah Crocodile Farm war ein Highlight unserer Reise. So individuell und urig ist dies auf einer anderen Farm wohl kaum zu erleben.
Video zum Thema
Crocodile feeding - Darwin
| Weltreisen | Australien | Northern Territory | HOME |
| Datenschutz | Impressum |