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LEIGH CREEK

Der kleine Ort Leigh Creek liegt westlich der Flinders Ranges in der weiten flachen Ebene mit Salzseen und einer vom Bergbau zerwühlten Landschaft, 194 Meter über dem Meeresspiegel am Highway 83. Hier, am Rande der Wüste, gibt es nur eine durchschnittliche Niederschlagsmenge von 205 mm pro Jahr. Die Temperaturen schwanken von 0°C im Winter bis zu 48°C im Sommer.

Adelaide ist 560 Km weiter im Süden, 261 Km sind es bis Port Augusta. In Leigh Creek leben knapp 2.000 Einwohner, aber der Ort kann sich immerhin die größte Siedlung in South Australia nördlich von Port Augusta nennen.

Wie viele andere Orte in den Flinders Ranges geht auch die Gründung von Leigh Creek auf den Bergbau zurück; allerdings hat hier dieser Erwerbszweig die Siedlung bis heute am Leben erhalten und die meisten Einwohner arbeiten im 22 Km entfernten Kohletagebau. Die Firma NRG Flinders betreibt hier den Abbau, der auch die Landschaft rundum prägt

Als wir auf dem Rückflug von Adelaide nach Singapore am Nachmittag über diese Gegen in Richtung Norden flogen und aus dem Flugzeugfenster schauten konnten wir die gewaltigen Ausmaße des Tagebaus unter uns erst so richtig erkennen. Wie mehrere große, grünlich-schwarze Wunden liegen die Gruben des Abbaugebietes in der rötlichen Wüste.

Die hier geförderte Kohle ist der Brennstoff für die Kraftwerke im 262 km entfernten Port Augusta. Rund zwei Millionen Tonnen des schwarzen Goldes werden hier pro Jahr abgebaut und mit einem riesigen Zug jeden Tag zum Kraftwerk transportiert. Der Zug hat 161 Wagons und eine Länge von 2,85 Km, mit drei Lokomotiven ist er der längste Zug in Australien. Das Beladen dauert etwa 2,5 Stunden, obwohl jeweils 6 Waggons in einem Arbeitsgang innerhalb von zwei Minuten gefüllt werden. 14.218 Tonnen wiegt der gesamte Zug, 10.200 Tonnen Kohle werden pro Fahrt transportiert. Leer fährt er mit 80 km/h, voll mit immerhin 70 km/h jede Nacht die 524 Km Strecke.

Als Fotograf oder Tourist hat man schlechte Karten, Bilder oder Postkarten zeigen die Waggonschlange meist im Licht der tiefstehenden Abensonne. Der leere Zug in Richtung Norden fährt immer in den Morgenstunden vor Sonnenaufgang, der volle Zug nach Süden fährt im australischen Winter kurz vor Sonnenuntergang los, im australischen Sommer erst lange nach Sonnenuntergang. Der Grund dafür ist die Lufttemperatur: Ist es zu heiß, dann können die Dieselmotoren der Lokomotiven nicht ausreichend gekühlt werden und bringen dünneren Luft mangels Sauerstoff weniger Leistung.

In der Stadt

Alles in Leigh Creek ist neu und gepflegt, eine kleine Oase inmitten von Ödnis. Vor 20 Jahren mussten die Bewohner die Siedlung um 13 Km verlegen. Denn genau unter dem damaligen Leigh Creek stieß man auf reiche Vorkommen. Weil diese abgebaut werden sollten, verlegte man im Jahr 1977 kurzerhand den Ort. 1980 zogen die ersten Bewohner in die neu erstellten Häuser, damals ein auch ökologisch orientiertes Vorzeigeprojekt.

Ein Tourist wird Leigh Creek eigentlich nur anfahren weil er Vorräte auffrischen muss, so wie wir, oder weil er eh daran vorbeifährt auf dem Weg zum Odanatta Track.

Besucher von Leigh Creek fahren zuerst vorbei an Kindergarten, der Tankstelle, sehen rechts und links gepflegtes Grün und erreichen automatisch das kleine Ortszentrum. Hier befindet sich der wirklich gut sortierte Foodland Supermarkt (mit zivilen Preisen), ein Pub, der nur am Sonntag auch eine Pizzeria wird, ein Imbiss, die örtliche Tourist Information, öffentliche Toiletten, einen Friseur und einige kleine Geschäfte. Für Durchreisende eine gute Einkaufsmöglichkeit.

Im Gegensatz zu einigen anderen Orten muss man auch seine Wasservorräte hier kaufen, öffentliche Zapfstellen gibt es nicht. Die Siedlung wird mit Wasser vom nahegelegenen Aroona Damm versorgt, daneben gibt es am Einkaufszentrum an jedem Gebäude Speicher für Regenwasser. Wenig begeistert bot man auf Nachfrage im Tourist Office an, wir könnten uns 10 Liter Regenwasser aus den Tanks abfüllen und gab uns den speziell geformten Schlüssel dafür. Da die Wasserhähne 15 cm über dem Boden enden eine mühselige Planscherei mit einem Becher - wir verzichteten darauf.

Die Stadt versorgt ihre Einwohner und den nahe gelegenen Leigh Creek Kohletagebau mit allem Notwendigen. Es gibt ein Hospital, einen riesigen Swimmingpool, Schulen, eine Bücherei, Sporteinrichtungen aller Art und alles, was eine kleine australische Gemeinde sonst noch so zu bieten hat - vom Pistol Club bis zum Airfield. Viel zu sehen gibt es nicht, besonders nicht für Touristen. Auch Unterkünfte sind in Leigh Creek rar, es gibt nur einen Campingplatz und ein Hotel mit 24 Zimmern.

Gerade einmal 6 km nördlich von Leigh Creek gibt es noch eine weitere Siedlung namens Copley am Abzweig nach Osten in die Gammon Ranges. Nicht ganz so Musterstadt wie Leigh Creek, dafür mit ein wenig mehr rustikalem Charme. Auch hier findet man Tankstelle und einen kleinen Genearlstore und die Quadong Café Bush Bakery. Vielleicht haben wir uns getäuscht, aber wir hatten ganz unterschwellig den Eindruck, hier spielt sich das Nachtleben der nahegelegenen Retortenstadt ab...

Tagebau mit Aussicht

Fährt man von Leigh Creek 22 Kilometer weiter in Richtung Norden, so kommt man zur Leigh Creek open Cut Coal Mine. Eine geführte Besichtigung war leider bei unserem Besuch nicht möglich, aber man hat für Besucher einen ganz interessanten Aussichtspunkt eingerichtet. Er befindet sich nur 3,5 Kilometer nach der Abzweigung auf der rechten Seite.

Dort stehen zur Besichtigung auch einige ausrangierte Arbeitsgeräte herum, welche die Dimensionen des Abbaus erahnen lassen. Eigentlich wollten wir nach dem Auffrischen der Vorräte von Leigh Creek direkt wieder zurück in Richtung Gammon Ranges Nationalpark fahren, der kleine Umweg hat sich für uns aber gelohnt.

Von einem kleinen, aufgeschütteten Hügel hat man einen schönen Blick hinunter in einen der Tagebaue, es ist die so genannte Lobe B - das Telford Basin - dem mittleren der 3 riesigen Abbaugebiete. Mehr Infos zum Tagebau findet man auf der Seite von Beat unter Coalmine oder hier.

Die riesigen Geräte sind ein schönes Fotomotiv, besonders im gigantischen Bagger (walking dragline - wandernder Kratzbagger) herumzuklettern ist interessant und ein wenig unheimlich, wenn der Wind die rostigen Teile bewegt. Der Ausleger ist 49 Meter lang. Man kann hier im Stuhl des Baggerführers Platz nehem und nachvollziehen, welche Aussicht der Mann bei der Arbeit hatte. Das Teil namens Bucyrus Erie 9W wurde im Januar 1951 in Betrieb genommen, war damals das größte in Australien und wurde im März 1982 stillgelegt.

Die Fortbewegung der Maschine ist eigentümlich. Unter der Maschinenhalle, ist ein runder Standfuß von ca. 6 m Durchmesser. Darauf kann sich der ganze Bagger drehen. Rechts und links der Halle sind zwei große Füße, etwa 1 m breit und 12 m lang. Sie hängen an zwei exzentrischen Scheiben an der Antriebswelle, die quer durch den Aufbau führt. Dreht sich diese Welle, so werden erst die Füße auf den Boden gesetzt, dann der ganze Bagger angehoben und einige Meter weiter wieder mit dem Standfuß abgesetzt, und zum Schluß der Bewegung werden die Aussenfüße wieder hochgehoben.

Bei anderen Baumaschinen nennt man es Motorraum, hier ist es eine bewegliche Maschinenhalle. Geschätzt etwa 7 x 13 x 4,5 Meter groß liegen im hinteren Teil die Generatoren und Spannungswandler. In der Mitte steigt man über eine Plattform über die erwähnte Antriebswelle an den Seilwinden vorbei, mit denen der Ausleger und die Schaufel bedient wurden. Vorne sind die Motoren, Getriebe und Bremsen für die Ansteuerung der Drehbewegung. Ganz vorne rechts klettert man über eine weitere Treppe in die Steuerkabine, unter der Decke verlaufen die Schienen für einen im Bagger integrierten Laufkran, mit dem innerhalb des Gerätes die massiven Bauelemente und Ersatzteile bewegt werden konnten.

Ebenso gigantisch ist der Reifen, in dem Michael unten auf dem Foto so malerisch liegt. Er hat sogar einen WeltreKord aufgestellt: 289.215 km und 17.520 Stunden "in service", bevor er in Pension ging und seitdem hier bewundert wird.

Da ich im Ort Leigh Creek gar kein Foto gemacht habe, sind alle Bilder dieser Seite am Aussichtspunkt entstanden.

Google Map zum Thema

Leigh Creek

Video zum Thema

Emu, wedge-tailed eagle and the Leigh Creek coal train

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