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Der Stirling Range National Park liegt 100 km nordöstlich von Albany und 337 km von Perth entfernt. Das seit dem Jahr 1913 geschützte Gebiet umfasst eine Kette schroffer Gipfel, die von den nahen Porongurup Ranges aus der Ferne aussehen wie die Silhouette einer schlafenden Frau. Zum ersten Mal von einem Europäer erwähnt wurden die Berge von Matthew Flinders im Jahr 1802. Doch schon tausende Jahre zuvor kamen die lokalen Aboriginal-Stämme, die Qaaniyan People im Westen und die Koreng People im Osten, zum Jagen hierher.
Geologisch gesehen sind die Stirling Ranges 590-540 Millionen Jahre alt. Wer sich für Gegend näher interessiert, der kann in der Region ein informatives Buch kaufen. Es heisst "Dawn to Dusk - in the Stirling and Porongurup Ranges" von Rob und Stuart Olver und kostet AU$ 34.95. Das Besondere an diesen Inselbergen ist eine Vielzahl an unterschiedlichen Pflanzen. Für Botaniker ist der Park ein sehr lohenswertes Ziel, sagenhafte 1.500 Pflanzenarten aus 90 Pflanzenfamilien fand man hier im geschützten Bereich, davon alleine 87 endemische Arten, die nirgendwo sonst wachsen. Bekannt dafür ist zum Beispiele die Darwinia Mountain Bells. 123 Orchideenarten wachen in den Stirling Ranges und zur Wildblütenzeit im Frühjahr herrscht hier verständlicherweise Hochsaison. Im März gab es zwar auch ein paar Blüten, aber überwiegend wirkten die Hänge einheitlich Grün. Rund um den Nationalpark befindet sich landwirtschaftliche Fläche, die wenig Raum für Natur lässt.
Die beste Reisezeit im Park ist von Oktober bis Dezember, also im Frühjahr und frühen Sommer. Dann blüht hier einiges und die Tage sind warm. In den Wintermonaten Juni-August herrscht in den Stirling Ranges eher ein unangenehmes Wetter mit plötzlichen Umschwüngen und es kann sogar mal Schnee in den Höhenlagen geben. Das kann man nicht von vielen Orten in Western Australia behaupten. Innerhalb des Parks variieren die Niederschlagsmengen, was sich natürlich auch auf die Flora auswirkt. Im Süden ist es wesentlich trockener als in den feuchten Tälern zwischen den hohen Gipfeln im Osten.
Auf den 1.159 km² Nationalparkfläche findet man zahlreiche Wanderwege. Die Ausdehnung von West nach Ost beträgt alleine 64 km, beginnend am Highway zwischen Mount Barker und Cranbrook bis hinter Gnowangerup. In der Nord-Süd Ausdehnung sind es nur 18 km. Der höchste Berg ist der Bluffs Knoll, 1095 Meter über dem Meeresspiegel. Campen ist innerhalb der Parkgrenzen leider nicht gestattet, aber es gibt in der weiteren Umgebung einige kommerzielle Caravan Parks und einen einfachen Campground an der Ranger Station am Highway.
Wir kamen aus dem Süden und fuhren erst einmal einige Kilometer durch ziemlich ödes und knochentrockenes Weizen- und Farmland. Denn die Nebenstrasse, die den Stirling Range National Park durchzieht lässt sich ab Mittags am besten von West nach Ost befahren, da man dann die Sonne im Rücken hat und die Landschaft schön ausgeleuchtet wird. Nachdem wir einen Ort namens Mount Barker passiert hatten, schlängelten wir uns über kleine Landwege in Richtung Nationalpark. Über die Red Gum Pass Road erreicht man schließlich die Parkgrenze, diese Straße fürht im Westen von Süd nach Nord durch den Park hindurch. Doch nach wenigen Kilometern zweigt die Stirling Range Road rechts ab. Wir sind noch ein paar Meter weiter gefahren, zum Picknickplatz Red Gum Spring. Hier gab es zwar viele Grasbäume, Vögelchen und saubere Toiletten, aber Wasser suchten wir vergebens.
Es gibt einen offiziellen Loop Drive durch den Nationalpark, der an der Chester Pass Road beginnt, dann über die Formby South Road, Salt River Road entlang der Parkgrenze im Norden, über den Red Gum Pass, den Stirling Range Drive und zurück zur Chester Pass Road führt. Davon sind wir ca. die Hälfte gefahren.
Die grüne Oase mit ihren Bergen ist eine willkommene Abwechslung zum umliegenden, flachen Farmland. Die 50 km lange Gravel Road, die Stirling Range Road, fuhren wir entlang in Richtung Osten. Der Weg führt über Pässe und Hochebenen, vorbei an den niedrigen Bergen des westlichen Teil des Parks. Die Landschaft ist hübsch, wenn auch nicht sonderlich spektakulär. Höhepunkt der Fahrt war ein Waran, der unseren Weg kreuzte – natürlich haben wir ihn ausgiebig fotografiert, bevor er im niedrigen Gebüsch verschwand. Sonst ließen sich, neben einigen Vögelchen, kaum Tiere blicken. Immerhin wurden 160 Vogelarten im Park gezählt. Mit einer anderen Tierart machten wir eher unangenehme Bekanntschaft, als wir an einem schattigen Rastplatz namens White Gum Flats im Wald Pause machten, um einen Joghurt zu essen. Dort gab es riesige schwarze Ameisen, die sich gleich auf meine nackten Zehen stürzten. Der Biss war unangenehm und es gab Gott-sei-Dank keine Zuschauer, als ich fluchend und hüpfend auf der Flucht vor den Zehenpitschern ins Auto zurücklief.
Interessant waren auch die vielen Grasbäume, die an der Strecke wuchsen. Kleine Wege führen zu Aussichtspunkten, die immer gut ausgeschildert sind. Diese Stellen sind zur Wildblumenblüte sicherlich spektakulärer als zur Zeit unseres Besuchs. Es folgen noch weitere Rastplätze, die Mt. Magog und Tlyuberlup heissen. Auf einem fanden wir den trocknenen, harzigen Ring aus Grasbaumrinde, der unten auf dem Foto zu sehen ist. Zu den meisten Gipfeln an dieser Strecke sind Wanderwege ausgeschildert.
Eine der schönsten Wanderungen im Nationalpark führt auf den Bluff Knoll ( 34° 22' S 118° 15' E ), der mit 1.095 Metern über dem Meersspiegel die höchste Erhebung der Region ist und sogar von Albany aus erkennbar ist. Oft wird auch behauptet, der Gipfel wäre der höchste in Western Australia. Das ist aber falsch, denn der Mt. Meharry in der Pilbara beim Karijini National Park ist mit seinen 1.249 Metern Höhe noch ein wenig höher. Eine schmale Strasse führt an einem Café vorbei hoch zu einem großen Parkplatz, der sich 450 Meter über dem Meeresspiegel befindet. Stellenweise ist sie sehr steil und nicht mit einem Hänger zu befahren. Unterwegs sollte man unbedingt darauf achten, keinen der kleinen Warane zu überfahren, die hier oft den Weg kreuzen. Vor der Auffahrt zahlt man Eintritt, es gibt eine Self-Registration Stelle. Da wir den Parks Pass hatten, mussten wir dort nicht aussteigen. Wer aber glaubt, sich vor dem Bezahlen drücken zu können, dem sei versichert dass die Ranger regelmäßig hierher kommen, kontrollieren und bei Bedarf Strafzettel verteilen.
Vom Parkplatz aus wirkt der Bluffs Knoll wie ein massiver Fels, der Weg hinauf und wieder zurück ist in 3-4 Stunden zu schaffen. Von oben soll man an klaren Tagen eine tolle Weitsicht haben, es war für uns aber viel zu spät, um noch zu starten und die Sicht vom Parkplatz reichte uns. Wer sich hier auf den Weg macht, der sollte für alle Wetterumschwünge gerüstet sein und stets mit Kälte und Regen rechnen, auch wenn es beim Start noch sonnig und warm ist. Einen Rekord gab es am 6. Oktober 1992, als hier oben 20 cm Schnee fielen. Oft ist der Gipfel in Nebel gehüllt, der durch die Täler den Hang herab kriecht. Die lokalen Aborigines vom Stamm der Qaaniyan und Koreng sehen in den Nebelschwaden einen bösen Geist, den sie Noatch nennen.
Wer von dieser Wanderung noch nicht genug hat und weitere Gipfel erklimmen möchte, dem stehen noch einige zur Verfügung: Toolbrunup Peak (1.052 m), Ellen Peak (1.012 m), Mt. Trio (856 m ), Mt. Magog (856 m ), Mt. Hassell (847 m) und der Talyuberlup Peak (783 m).
Nach dem Besuch auf halber Höhe fuhren wir am frühen Nachmittag in Richtung Süden zum Campground an der Ranger Station namens Moingup Springs. Der nächste Ort im Norden ist Borden, 30 km von Bluffs Knoll auf der Chester Pass Road zu erreichen. Als wir auf dem kleinen Campground ankamen, war es schon ziemlich voll und der Standplatz im kahlen Wald hat uns gar nicht gefallen. Er liegt leider fast direkt am Highway, der den Park von Norden nach Süden durchquert und dazu auch noch eine Route für Roadtrains ist. Da es noch recht früh war, haben wir uns dann entschlossen noch ein wenig weiter in Richtung Süden zu den Porongurup Ranges zu fahren, was eine gute Wahl war. Unterwegs machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Chillinup Nature Reserve, einem See mit vielen Vögeln und bizarren, abgestorbenen Eukalypten im Wasser - und regem Mückenleben...
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Stirling Range
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